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Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Titel: Die lebenden Puppen des Gerald Pole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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bald hier eintreffen würden, um die kleine Show zu erleben.
    Gerald Pole hatte jetzt auch die letzten Puppen aus dem Koffer geholt und sie auf dem Tisch verteilt. Dahinter stand ein Sessel mit hoher Lehne. Er war mit schwarzem Samt bezogen, und wenn jemand darin saß, machte er einen schon bedrohlichen Eindruck.
    Gerald Pole war noch nicht fertig mit seinem Aufbau. Er trat nahe an die Vorderseite des Vorhangs heran, öffnete sich eine Lücke und winkte Emma zu.
    »Hilf mir bei den Regalen.«
    »Ist gut.« Sie hatte große Mühe, ein Zittern am Körper und in ihrer Stimme zu unterdrücken. Pole sollte nicht merken, wie es ihr wirklich ging. So half sie ihm dabei, die Regale auf die Bühne zu schieben. Sie waren schmal und recht hoch. Vier Fächer gab es in jedem. Dort würden die Puppen ihre Plätze finden.
    Zu beiden Seiten des Tisches wurden sie aufgestellt. Dann holte Gerald Pole seine Puppen und stellte sie in die Regale. Die Frau brauchte ihm nicht zu helfen. Er hatte seine eigene Ordnung.
    Sie schaute zu.
    Dabei warf sie einen Blick auf die Uhr. Noch knapp eine halbe Stunde, dann konnte die Show beginnen.
    Alles war abgestimmt. So kannte sie es. Die Shows liefen immer gleich ab.
    Heute aber nicht. Nein, nicht an diesem Abend, denn da würden bösen Zeiten beginnen.
    »Und was soll ich tun?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    »Ach, nicht helfen?«
    »So ist es. Oder nur, wenn ich es dir sage. Ansonsten hältst du dich zurück.« Er nickte und sagte: »So, und jetzt werden wir es wie immer machen. Wir kümmern uns um die Beleuchtung. Diesmal aber wird sie anders als sonst eingesetzt.«
    »Und wie?«
    »Das werde ich dir gleich erklären …«
    ***
    Wir hatten für den Abend unseren Job. Suko hatte seine Shao überreden können, mitzukommen, und Glenda war sowieso dabei.
    Auch wenn es auf der Karte nah aussieht, in London sind die Wege nie so nahe. Allein der Verkehr sorgte dafür, dass man sich auf längere Fahrzeiten einstellen musste.
    Das war uns auch so ergangen. Wir hatten eigentlich vor Beginn der Vorstellung noch etwas essen wollen, aber dafür war es dann zu spät.
    So waren wir froh, dass wir durchkamen.
    Shao war noch immer nicht so richtig davon überzeugt, dass wir etwas reißen würden. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass alles das zur Wahrheit werden würde, was wir befürchteten. Suko hatte sie zwar über die Aktivitäten des Teufels aufgeklärt, der seine Engel in die Welt schickte, aber mehr auch nicht. Shao sollte sich später ihr eigenes Bild machen können.
    Das Theater lag in einer nicht eben belebten Gegend. Wer es fand, der war auch Fan von dem, was er auf der Bühne zu sehen bekam. Die Gebäude um das Theater herum gehörten zu einer ehemaligen Eisenwarenfabrik, waren innen aber umgebaut worden und boten zahlreichen Künstlern Platz.
    Auf diesem Gelände lag auch das kleine Theater. Ein wenig abseits zwar, aber es war gut zu erreichen. Und es gab einen kleinen Parkplatz, auf dem wir den Rover abstellen konnten. Da hatten wir Glück. Die meisten Zuschauer waren ohne Fahrzeug gekommen. Und wenn mit, dann verließen sie sich auf Fahrräder oder Roller.
    Das Gebäude war recht klein. Auch in der Dunkelheit sahen wir, dass es aus Backsteinen bestand. Es gab eine offene Eingangstür, aus der Licht ins Freie fiel.
    Wir gehörten nicht zu den ersten Gästen. Dafür reichte ein schneller Blick. Das Publikum war gemischt.
    Glenda und ich gingen vor. Sie hatte sich bei mir eingehakt und fragte: »Was hast du für ein Gefühl?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wieso?«
    »Ich warte ab.«
    »Du enttäuschst mich, John.«
    »Ach, sag nur.«
    »Ja. Sonst bist du immer voll dabei. Da verlässt du dich auf dein Bauchgefühl. Aber jetzt …«
    »Lasse ich alles auf mich zukommen«, vollendete ich den Satz.
    »Wie du meinst.«
    Ich schob noch eine Erklärung nach. »Ich weiß einfach zu wenig.«
    »Aber wir kennen die Hintergründe.«
    »Schon, nur bringt uns das nicht weiter. Und nicht näher an Asmodis heran.«
    »Stimmt auch wieder«, gab Glenda zu.
    Am Eingang entstand ein wenig Gedränge. Wir mussten warten und gingen den Rauchern aus dem Weg. Dann kamen wir durch und befanden uns in einem nicht besonders großen Foyer, dessen Wände bunt bemalt waren. Das stammte noch aus alten Zeiten. Da hatte ein Maler versucht, die Leinwandgrößen in diesem Vorraum abzubilden. Es war ihm teilweise sogar gut gelungen. Alle Achtung.
    Eine in die Wand integrierte Kassenzelle gab es auch. Sie war bis jetzt besetzt gewesen.

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