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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute R. Albrecht
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und es sieht aus, als ob es dauert. Gut, ich warte. Es ist Neugier. Mein Mitleid hält sich absolut in Grenzen, deswegen mag ich sie auch nicht trösten.
    Schluchzend bringt sie endlich einen Satz hervor: „Ich habe gerade meine Kündigung erhalten.“
    Na dann. Mit ihr kann ich heute nicht mehr viel besprechen. Sie ist völlig mit sich selbst beschäftigt.
    Es gibt eine höhere Gerechtigkeit, darauf ist Verlass. Die Gute hat von ganz oben ihren göttlichen Gong erhalten.
    Doch da ich schon mal an der Security vorbei bin, nutze ich die Gelegenheit, um leise und unbemerkt ein Stockwerk höher zu schleichen. Die Chefs walten und schalten bestimmt über dem ganzen Elend.

Verzweifelter Behördenüberfall und volle sinnliche Lippen
     
    Wild entschlossen klopfe ich an die imposanteste Tür in diesem ruhigen Flur. Keine Reaktion.
    Ich klopfe fester und lauter. Bereit zum letzten Gefecht. Nein, dieses Mal will ich unbedingt einen brauchbaren Jobvorschlag.
    Ein schwarzhaariger Mann sieht mich erstaut an, als ich einfach die Tür öffne und eintrete. Anscheinend befindet er sich mitten in einem privaten vertraulichen Gespräch und dies sicherlich nicht auf seine eigenen Kosten und während der Mittagspause. Meine Höflichkeit schiebe ich fieberhaft beiseite.
    „Ich brauche eine Arbeit und zwar heute noch“, eröffne ich ihm barsch. Der Typ zögert, ob er das Gespräch beenden, den Sicherheitsdienst rufen oder gar nicht reagieren soll. Er entschließt sich fürs Letztere. Und reagiert überhaupt nicht auf mich. Seelenruhig telefoniert er weiter, erzählt von seinem letzten Urlaub, lacht und amüsiert sich dem Anschein nach kräftig.
    Ich bleibe dabei. Den Impuls, mit einer gemurmelten Entschuldigung das Büro zu verlassen und schleunigst die Treppe hinab und aus dem Gebäude zu flitzen, unterdrücke ich.
    Haarklein berichtet er jetzt seinem Gesprächspartner von einer Delphinsafari vor der Küste Afrikas und die dabei gesichteten Haie. Als er anfängt, die Leistungsstärke des Motorbootes näher zu beschreiben, beschließe ich zu handeln.
    Kerzengerade gehe ich auf seinen Schreibtisch zu. Bleibe vor ihm stehen und betrachte seinen abgewandten Kopf.
    Mit lauter kräftiger Stimme spreche ich ihn an. Meine Angst, die schreckliche Unsicherheit, die Fluchtgedanken, all dies halte ich verborgen.
    „Könnten sie ihr privates Telefonat bitte kurzfristig unterbrechen, um mir eine Auskunft zu geben?“
    Er sieht mich endlich an.
     
    In diesem Moment stürmt ein eifriger Mitarbeiter durch die Nebentür ins Büro. Wahrscheinlich hat der Blödmann sein Notfallköpfchen unter dem Schreibtisch gedrückt.
    „Wie kommen sie hier herein?“, regt sich der Sicherheitsmann auf.
    Dämliche Frage. Durch die Tür natürlich. Keinesfalls lasse ich mich jetzt hier abspeisen. Ich werde todesmutig kämpfen, sollen sie mich doch raustragen lassen.
    „Ich brauche eine Arbeit und zwar sofort“, bekräftige ich unbeirrt. Von allen Seiten kommen Sicherheitsleute und Angestellte aufgeschreckt herbeigeeilt. Nun bekomme ich doch fühlbar Angst.
    Was ist, wenn sie die Polizei rufen und ich heute Nacht im Knast sitze? Kopflos setze ich mich auf den einzigen freien Stuhl im großen Büro, als ich merke, dass meine Beine wacklig werden.
    Dann wiederhole ich dem erstaunten Publikum meine Bitte oder soll ich besser Forderung sagen.
    „Ich brauche eine Arbeit und zwar sofort“, beharre ich mit fester Stimme - oder kann man meine Verzweiflung längst vernehmen?
    Ich beschließe, meinen Auftritt hier konsequent durchzuziehen, egal wie er ausgeht. Meine Kinder werden mich zweifellos bewundern und meinem Einsatz Beifall zollen. Sie werden mich ganz bestimmt im Gefängnis jeden Sonntag besuchen und mir frisches Obst und ein paar gute Bücher mitbringen, beruhige ich mich.
     
    Auf die Fragen nach dem Wie und Warum ich hier in die heiligen Gemächer hineingelangt bin, antworte ich mit keiner Silbe.
Ich wiederhole wie unter Zwang mein Anliegen.
    Der Schwarzhaarige, nun endlich ohne Telefon in der Hand, weist die aufgebrachte Meute mit ein paar Worten und einer gebieterischen Handbewegung aus seinem Büro.
    Wahrscheinlich wirke ich doch nicht wie eine lebensbedrohliche Geistesgestörte, so dass er es allein mit mir aufnehmen möchte.
    Die Bande trollt sich murrend und ich sitze alleine mit dem schwarzgelockten Rudelführer im Bau. Gemächlich rollt dieser mit seinem Stuhl vor mich hin. Knie an Knie.
    Abschätzend lässt er seinen Blick über meinen Körper

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