Die Lebenskünstlerin (German Edition)
berichtet.
Dann bemängelt er nicht allzu höflich meine Interesselosigkeit und meint, ich würde ihm nicht richtig zuhören.
„Klar höre ich zu“, behaupte ich. Als Beweis für meine Aufmerksamkeit wiederhole ich in meinen Worten seinen letzten Beitrag: „Die Apostel deines Vereins warten also immer mal wieder zu den verschiedensten Terminen auf die Rückkehr von Jesus Christus, richtig?“
Statt mir gleich mit dem Jüngsten Gericht zu drohen, fordert mich der nun entnervte Adventist auf, von meinem Glauben zu erzählen.
Das ist ein Fehler. Sein Fehler.
Mit glühenden Worten erzähle ich ihm von mystischen Geisterbeschwörungen, Kommunikationen mit Verstorbenen, vom Hexensabbat. Dann erkläre ich dem Fassungslosen haarklein das Einmaleins des Pendelns, wie man Tarotkarten am Wirkungsvollsten legt und Kontakt mit dem kollektiven Unbewussten herstellt.
Als ich schließlich zu den Astralreisen komme, hört er meinen ziemlich dick aufgetischten Ausführungen immer noch gebannt zu. Nebenbei starrt der Fromme aber unverhohlen in meinen wirkungsvoll teuflischen Ausschnitt.
Ich labere weiter, um seine Schmerzgrenze auszutesten.
Hingebungsvoll beschreibe ich dem Gottesfürchtigen, wie der Mensch sich von seinem physischen Körper lösen und in die sogenannte astrale Dimension reisen kann. Male ihm schillernd und effektvoll aus, wie sich eine Astralprojektion anfühlt und was geschieht, wenn der physische Körper im Bett liegt, während der Astralkörper eine andere Welt erkundet, lediglich durch den Silberfaden, der astralen Nabelschnur, mit dem Körper verbunden.
Ich komme nicht mehr dazu, ihm noch die Gefährlichkeit solcher Reisen zu erklären.
Wie mit dem Klammerbeutel gepudert faselt der heilige Mann etwas von Schuld und Sühne, von Bestrafung und Selbstgeißelungen. Mein Vortrag ist ihm endlich zu viel.
Immerhin gewinnt er nach dem aufgeregten Ausbruch seine Contenance wieder zurück.
Leider hat er volle rote Lippen und einen wunderbaren Mund und so bleibe ich vorerst abwartend sitzen.
„Mein Gott ist ein Liebender“, werfe ich beinahe zusammenhanglos und drastisch ein.
„Er liebt mich so, wie ich bin. An dieses ganze Schuldprinzip glaube ich nicht.“
Tatsächlich befinde ich mich sogleich in einer hitzigen Diskussion über Gott und unsere verschiedenen Glaubensauffassungen.
„Ludwig, deine Leute machen sich über Gott lustig, weil sie ihm unterstellen, er hätte von Natur aus sündige Geschöpfe erschaffen.“
Ich rede weiter, egal, ob es zutrifft oder nicht: „Zu allem Überfluss verlangt er dann von den Menschen, entweder absolut vollkommen zu leben oder mit der ewigen Verdammnis rechnen zu müssen.“
Als mein Adventist schweigt, lege ich noch mal eine Ladung Gift nach: „Der Sohn Gottes erlöste uns dann wohl von dem Werk, das sein gestörter Vater angerichtet hat. Jesus erlöste uns von unserer Unvollkommenheit, mit der uns zuvor sein Vater bedacht hat.“
Ohne weiter auf meine Ausführungen einzugehen, schaut er mir in die Augen: „Ich will mit dir vögeln, du süße Hexe.“
Aufgebracht haue ich mit der Faust auf den Tisch: „Aber ansonsten bin ich dir nicht heilig genug?“
Er schlägt mir allen ernstes vor, dass wir im Verborgenen Sex haben könnten, da er als Adventist in seinen eigenen Reihen heiraten muss. Zudem dürfen die anderen Heiligen unser eventuelles Treffen nicht mitbekommen, was schwierig sei, denn er lebe in einer adventistischen Lebensgemeinschaft.
Wütend werfe ich ihm seinen verlogenen Lebensstil vor.
Er stiert mir in den Ausschnitt, sabbert verdächtig. Mein Temperament scheint ihn noch mehr anzumachen. Schade, dass er so komische Ansichten hat, der Gute, bedaure ich, als er seine durchtrainierten entblößten Unterarme auf die Tischplatte legt und meine Hände ergreift.
Während er mich so festhält, sieht er mich unverwandt an.
Er sei sehr an mir interessiert, ich wirke so sinnlich und überaus erotisch und zudem äußerst temperamentvoll. Ich sehe die vollen Lippen von Nahem und bemühe mich, klar im Kopf zu bleiben.
„Wie gerne würde ich deine Brüste auspacken, die Nippel reiben und an ihnen saugen, während ich mit deiner feuchten Grotte spiele.“
Klar turnt mich das an, doch ich will keinen unheiligen Gelegenheitsfick mit bitterem, teuflischen Nachgeschmack.
Er zieht meine Hände an seinen Mund und küsst meine Fingerspitzen. Leise reden die vollen Lippen weiter mit mir, während der durchtrainierte Körper näher
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