Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
Vom Netzwerk:
zurück.
    »Ich will mit ihm reden, bevor wir aufbrechen«, erklärte Benedicta.
    Adelheit zögerte, doch dann schien sie tatsächlich bereit, ihren Sohn zu holen, und stieß an der Tür mit der Amme zusammen.
    »Wer bist du denn?«, giftete Adelheit Berchta an.
    »Ich bin die Amme, die mit Euch reist.«
    »Amme? Wir brauchen keine Amme!«, brüllte Adelheit.
    »Ich glaube doch«, erwiderte Berchta. »Der Provinzial hat mich geschickt, mit Euch zu reisen. Und wenn es Euch nicht recht ist, müsst Ihr bei ihm vorsprechen. Ich tue, was er mich geheißen hat.«
    Adelheit schoss die Zornesröte in die Wangen. Fluchend verließ sie die Zelle. Conrat wartete im Klosterhof bei dem Pferdewagen. Er hatte sich strikt geweigert, auch nur einen Fuß in Benedictas Zelle zu setzen, doch nun befahl seine Mutter es ihm.
    »Ich will sie nicht sehen«, schnauzte er.
    »Sie will dich aber sehen. Vorher setzt sie keinen Fuß aus der Zelle. Sie ist wirklich nicht mehr das kleine Mädchen von damals. Sie ist eine eigensinnige Person, deren Willen nur auf einem Wege zu brechen ist. Indem man ihr das Genick bricht. Und jetzt geh! Der Knecht dort wird dich führen.«
    Widerwillig stolperte Conrat hinter einem Klosterknecht die Gänge entlang.
     
    »Was hat er gesagt?«, fragte Benedicta atemlos, kaum dass sie mit der Amme allein war.
    Berchta zuckte bedauernd mit den Achseln. »Er ist unterwegs auf einer Handelsreise, und man wollte mir keinerlei Auskunft über seine Rückkehr geben. Man hat mich aber zu seinem Onkel geführt. Ich habe ihm gesagt, dass ich eine Nachricht von Benedicta für den jungen Herren habe …«
    »Das hast du seinem Onkel so gesagt?« Benedicta fasste sich an die Stirn.
    »Ja, und er hat gesagt, ich solle dieser entlaufenen Nonne ausrichten, sie möge Konstantin in Ruhe lassen. Sie habe schon genügend Unheil über die Familie Ehrenreit gebracht.«
    »So, das hat er gesagt? Und dann?«
    »Dann hat er mich aus dem Haus geworfen und mir verboten, mich noch einmal blicken zu lassen.«
    Benedicta ließ sich stöhnend auf die Pritsche fallen. Damit war ihr Schicksal besiegelt.
    In diesem Augenblick betrat Conrat zögernd die Zelle. Bevor sie überhaupt etwas sagen konnte, fauchte er bereits: »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst verschwinden?«
    »Das habe ich ja versucht, aber deine Mutter hatte allen Torwächtern große Belohnungen versprochen, wenn sie meiner habhaft würden. Aber was ist denn in dich gefahren? Warum willst du mich plötzlich heiraten, du Narr?«
    »Davon, dass ich es will, kann gar nicht die Rede sein. Meine Mutter zwingt mich dazu.«
    »Aber du bist ein Mann. Wieso lässt du dich von ihr dazu zwingen?«
    »Sie hat mir eine große Belohnung in Aussicht gestellt, wenn ich dir einen Antrag mache. Also, hiermit halte ich um deine Hand an.«
    Da erwachte Leon aus tiefem Schlaf und fing zu weinen an. Berchta nahm den Kleinen zärtlich hoch und legte ihn an ihre Brust.
    Conrats Kindergesicht wurde bei dem Anblick des Kindes noch weicher, als es ohnehin schon war. Auf Zehenspitzen schlich er zu dem Säugling und murmelte: »Und das ist wirklich deiner?«
    Benedicta nickte eifrig.
    »Hör mir gut zu«, flüsterte er ihr zu. »Ich werde unterwegs Anstalten machen, dir und dem Kind etwas anzutun …«
    »Um Himmels willen, nein!«, entgegnete Benedicta erschrocken.
    »Ich werde dich unter einem Vorwand in den Wald locken. Und wenn ich es dir sage, stößt du einen mörderischen Schrei aus und verhältst dich danach ruhig. Und erst wenn du dir ganz sicher bist, dass wir fort sind, wagst du dich aus dem Versteck hervor und gehst deiner Wege.«
    »Und warum willst du mich verschonen?«
    »Dich hätte ich eiskalt umgebracht, um danach Marie heiraten zu können, aber nicht das Kind.«
    Benedicta musste schmunzeln.
    »Du warnst mich nun schon das zweite Mal. Hoffentlich gibt es kein drittes Mal!«
    »Wir müssen uns beeilen!«, zischte Conrat.
    »Aber erst soll der Kleine trinken«, widersprach Benedicta. Sie wollte Zeit gewinnen, falls Konstantin doch noch kam, aber dann fiel ihr ein, dass es keine Hoffnung mehr gab. Denn woher sollte Konstantin Ehrenreit wissen, wo sie sich gerade befand? Er war auf Reisen. Es konnte Monate dauern, bis er wieder nach Nürnberg zurückkehrte.
    Nachdem das Kind satt und zufrieden war, folgte Benedicta Conrat widerwillig zum Pferdewagen. Als sie durch die Klostergänge gingen, hielt sie nach Walburga Ausschau, aber von der Schwester fehlte jede Spur. Benedicta hätte ihr so gern für

Weitere Kostenlose Bücher