Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
Vom Netzwerk:
Freundin gar nicht gehört.
    »Siehst du, du erwartest, dass jetzt eine Magd herbeieilt und dir einen Krug Wein kredenzt …«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich …«, stotterte Benedicta und versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Verzweifelt fügte sie hinzu: »Ich habe sehr wohl gehört, was du über mich denkst, aber du weißt genau, dass es ungerecht und gemein ist.«
    »Gemein ist, dass du dich nicht davor scheust, mich zu belügen. Oder hast du mich nicht täuschen wollen, als du sagtest, du würdest am morgigen Tag mit Fieber daniederliegen?«, schimpfte Agnes.
    Benedicta blieb ihr eine Antwort schuldig und brach stattdessen in verzweifelte Tränen aus. Agnes kämpfte mit sich, ob sie die Freundin trösten und umarmen sollte.
    »Ich allein bin schuld daran, dass Julian diese Flucht womöglich mit dem Leben bezahlt. Dir will ich die Wahrheit sagen: Ich habe ihn geküsst«, schniefte Benedicta.
    Agnes stemmte die Hände in die Hüften. »Benedicta! Was erzählst du mir da bloß, als wäre es dein bestgehütetes Geheimnis? Hast du das etwa vergessen? Ich war doch dabei, als du ihn in deiner Zelle mit einem Kuss überfallen hast. Mir war gar nicht wohl bei dem Anblick, aber ich bin deine Freundin. Niemals wäre mir ein Sterbenswort über die Lippen gekommen. Selbst unter der Folter hätte man es nicht aus mir herausgepresst. Aber du vertraust mir nicht! Warum sonst solltest du mich belogen haben? Warum hast du mir verheimlicht, dass du aus dem Kloster flüchten willst? Hattest du Angst, ich würde dich begleiten? Bedeute ich dir so wenig, dass du mich allein zurücklassen wolltest?«
    Benedicta sah Agnes schuldbewusst an. »Ich wollte es dir doch nicht verheimlichen, aber die Priorin hat es mir befohlen …«
    »Die Priorin wusste von eurer Flucht?«, unterbrach Agnes sie fassungslos. Benedicta nickte beschämt.
    »Walburga hat den Provinzial aus Nürnberg geholt und ihm berichtet, dass ich unkeusch war. Und er wollte nun über Julian und mich Gericht halten …«
    »Und warst du unkeusch?«
    Benedicta seufzte. »Ich habe ihn geküsst und mir nichts sehnlicher gewünscht, als seine Frau zu werden, doch nur im Traume. Verstehst du? Und dann ging alles so schnell, und die Priorin befahl mir, mit ihm zu fliehen.«
    »Und da hast du entschieden, mit ihm zu gehen und mich zurückzulassen, damit ich weiter deine Lebkuchen backen kann?« Mit diesen Worten wandte sich Agnes entschieden von ihrer Freundin ab.
    Benedicta sah ihr flehend hinterher. Agnes entfernte sich rasch, doch dann sah sie sich noch einmal um. In ihren Augen lagen Bedauern und Entschlossenheit in einem.
    »Ich gehe nun nach Nürnberg, und hier trennen sich unsere Wege.«
    Da gab es für Benedicta kein Halten mehr, und sie rannte der Freundin hinterher.
    »Ich möchte mit dir zusammenbleiben! Du bist doch meine liebste Gefährtin.«
    Agnes blieb stehen und musterte Benedicta feindselig. »Jetzt vielleicht, nachdem dir dein Fechtmeister nicht mehr helfen kann.«
    »Aber wo soll ich denn bloß hin?«, fragte Benedicta schier verzweifelt.
    »Hat er nicht gesagt, du sollst zu seiner Burg gehen?«, entgegnete Agnes ungerührt. »Hat er nicht gesagt: Geh du zur Burg Ehrenreit? Die liegt übrigens nicht weit von hier entfernt. Ich kenne eine Magd, die dort dient. Also, hochehrwürdige Benedicta von Altmühl, schlaft Euch aus, und morgen früh macht Euch auf den Weg, denn dort seid Ihr unter Euresgleichen.«
    Agnes deutete einen übertriebenen Knicks an.
    »Hör auf damit!«, flehte Benedicta sie an, doch die Freundin dachte gar nicht daran. Übertrieben warf sie sich vor Benedicta auf die Knie. »Ich bin von niederem Stand. Sagt mir, was ich Euch bringen darf!«
    »Bitte, hör auf damit!«, flehte Benedicta erneut.
    Agnes rappelte sich vom Boden auf. »Ich hatte nie vor, deinem Bräutigam und dir zur Last zu fallen. Nein, ich musste nur schnell fort, weil ich ohne dich keinen Tag länger im Kloster leben wollte.«
    Mit diesen Worten wandte Agnes sich von Benedicta ab, doch ihre Freundin klammerte sich verzweifelt am Ärmel ihres Unterkleides fest.
    »Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe, denn glaub mir: Der Gedanke, dass wir uns trennen müssen, hat mir große Schmerzen bereitet. Dich kenne ich schon so lange und den Fechtmeister doch nur vom Ansehen und ein wenig vom Tändeln. Bitte, lass mich mit dir in die Stadt gehen. Ich wollte immer eine von euch sein«, bettelte die hochwohlgeborene Benedicta von Altmühl die Köchin an.
    »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher