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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Janie.«
    Janie strahlt und freut sich über mein Lob. Ich mache kehrt, wanke zurück in meine Zelle und lasse mich auf mein Lager fallen.
    Denk nach, Rose! Woher kommt dieses neue Baby? Hat es etwa auch rotgoldenes Haar?
    Rita und Mum sind in meiner Zelle und flehen mich an, die Angelegenheit zu vergessen.

32.
     
     
     
    Ticktack, ticktack, verstreichen die Minuten bis zu dem Tag, an dem sich die Bewährungskommission trifft.
    Cate Austins Gutachten ist der Schlüssel zu meiner Freiheit. Wenn sie meine Freilassung nicht empfiehlt, bleibe ich hinter Schloss und Riegel. Deshalb muss ich ihr beweisen, dass ich ein guter Mensch geworden bin.
    Janie hat noch einmal im Büro der Bewährungshelferin herumgeschnüffelt, aber etwas Neues habe ich nicht erfahren. Ich weiß nur, dass Cate eine vier- oder fünfjährige Tochter namens Amelia hat, aber offensichtlich keinen Ehemann. Falls Officer Burgess nicht lügt, war sie mit ihm im Bett. Dass sie sich mit einem solch grünen Jungen eingelassen hat, ist mir unbegreiflich. Sie muss doch gewusst haben, dass sich so einer anschließend damit brüstet. Warum sind Frauen nur immer so schwach, wenn es um Männer geht? Im Gefängnis gibt Cate sich stets zugeknöpft und professionell, aber ihr Privatleben scheint eine Katastrophe zu sein. Letzteres war bei Emma auch der Fall.
    Ich setze die Puzzlestücke weiter zusammen und betrachte das halb fertige Bild. Cate Austin braucht also einen Mann. Sie liebt ihre Tochter, das weiß ich seit dem Tag, an dem Amelia den Unfall hatte. Aber es ist gut, dass sie ein Kind hat, denn dann wird sie nachempfinden können, wie es für mich war, als ich mein Baby verlor. Wie ich zwei Babys verlor.
    Aber kann ich mir Cate überhaupt schwanger vorstellen, in freudiger Erwartung eines Kindes, das sie später gestillt hat? Sie wirkt so unnahbar und strikt, dass es mir schwerfällt, sie als sanfte, zärtliche Mutter zu sehen.
    Nach Joels Geburt war mein Körper weich und rund wie der einer Amme. Doch das änderte sich rasch, denn als er starb, schmolz mein Fett, als wären meine Knochen aus heißem Eisen. Auch später nahm ich nicht mehr zu, und wenn ich nachts auf dem Bauch liege, bohren sich meine vorstehenden Hüftknochen in die dünne Matratze. Mein Bauch dagegen ist eingefallen, als hätte er resigniert. Am meisten haben jedoch meine Brüste gelitten. Nach Joels Geburt hatte die Milch sie prall und schwer gemacht, jetzt hängen sie leer und schlaff herab.

33.
     
    Eintrag in mein schwarzes Buch
     
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Dr. Cross. »Aber ich glaube, sein kleines Herz hat einfach aufgegeben.«
    Eine Stunde nach Joels Tod kam sie zu uns. Die Tür meines Zimmers war geschlossen, die Jalousie vor dem Fenster heruntergezogen. Luke war wieder bei seiner Mutter. Sie hatten dich sofort gerufen, und du kamst direkt von der Arbeit, standest unter Schock und warst verwirrt. Du saßest an meiner Seite, und deine verschwitzte Hand umklammerte meine. Du wolltest es nicht glauben, konntest den Tod unseres Sohns nicht begreifen.
    »Ihm ging es doch besser«, sagtest du ein ums andere Mal. »Er war doch außer Gefahr.«
    »Das dachten wir auch«, entgegnete Dr. Cross. »Es sah gut aus. Genaueres werden wir erst nach der Obduktion wissen, aber vermutlich hatte Ihr Kind einen Geburtsfehler. Eine Herzschwäche, die geblieben wäre.« Sie machte eine Pause, um uns Zeit zu geben, das Gehörte zu verdauen.
    Du schütteltest den Kopf. »Aber er war doch auf der Intensivstation und stand unter Beobachtung. Wie konnte Ihnen denn so etwas entgehen?«
    »Um es herauszufinden, hätten wir Untersuchungen machen müssen, für die Joel noch zu schwach war. Glauben Sie mir, wir haben alles getan, um ihn wiederzubeleben. Nach der Obduktion werden wir mehr wissen.«
    »Keine Obduktion«, sagtest du mit brüchiger Stimme. »Sein kleiner Körper hat schon genug durchgemacht.«
    Dr. Cross ließ sich nicht beirren und erwiderte sehr bestimmt: »Wir müssen die genaue Todesursache feststellen.«
    »Wozu soll das noch gut sein?« Du fielst in dich zusammen und begannst zu weinen. Aus deiner Fassungslosigkeit war Kummer geworden. »Wir haben unser Kind verloren, und nichts bringt es mehr zurück.«
    Du strecktest die Arme nach mir aus und vergrubst deinen Kopf an meiner Brust. Ich spürte deinen bebenden Körper und hätte dich am liebsten fortgestoßen. Das ist alles deine Schuld , dachte ich und hörte dich schluchzen. Außer Zorn empfand ich für dich nichts. Dein wirres

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