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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Briefumschlag, typisch für Fotoläden. Ich schaute hinein und rechnete mit Fotos von Luke. Doch ich hatte mich geirrt.
    Auf den Fotos warst du, Jason.
    Auf dem ersten warst du noch um einiges jünger und machtest einen nervösen Eindruck. Du trugst einen dunklen Frack. An deiner Seite stand Emma, den schlanken, biegsamen Tänzerinnenkörper in ein dünnes weißes Seidenkleid gehüllt. Ihr gabt ein umwerfendes Paar ab. Emma trug einen einfachen Strauß aus rosa Nelken, du hattest eine Blume am Revers stecken, wahrscheinlich eine aus dem Brautstrauß. Dein Arm lag um ihre schmale Taille, eure Köpfe berührten sich fast. Du sahst sie ergeben von der Seite an, und sie war einfach hinreißend: jünger, frischer und noch voller Hoffnung auf die Zukunft. Die Frage war nur, was ihr Ehemann dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass sie die Fotos von ihrer ersten Hochzeit noch immer aufbewahrte.
    Ich hörte, dass Emma zurückkehrte. Mit zitternden Händen versuchte ich die Fotos wieder in den Umschlag zu stecken. Eins fiel auf den Boden und rutschte unter die Kommode. Hastig steckte ich den Umschlag wieder unter den Karton mit der Reizwäsche. Emmas Schritte kamen näher, und mir fehlte die Zeit, die Schublade zu schließen. Hastig wandte ich mich ab, doch da betrat sie schon das Zimmer und verharrte.
    »Was tust du da?«
    Sie hatte mich ertappt.
    Ich begann zu weinen, vergoss bittere Tränen der Eifersucht und hatte dennoch Angst, Emma würde mich nun nicht mehr zur Freundin wollen, jetzt, da sie entdeckt hatte, dass ich in ihren Sachen herumschnüffelte. Ich würde mich rechtfertigen und ihr gestehen müssen, dass ihr Exmann inzwischen mein Geliebter war. Sie würde mir das Haus verbieten, ich würde Luke nie wiedersehen – und das konnte ich nicht ertragen. Daher weinte ich gleich noch heftiger.
    Emma lief zu mir. »O Rose, wie konnte ich nur so dumm und gedankenlos sein. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass du die vielen Babysachen siehst. Aber ich wollte dir nicht wehtun. Bitte, das musst du mir glauben.«
    Sie schlang einen Arm um mich, Luke kuschelte sich an ihre Brust. So standen wir, ein inniges Trio, und ich wusste, dass ich gerettet war. Ich hatte Glück gehabt, niemand hatte mich erwischt.
    Später, als wir unten zusammensaßen, sagte ich, ich müsse zur Toilette. Stattdessen schlüpfte ich noch einmal ins Schlafzimmer, holte das rote Mieder aus dem Karton und stopfte es in meine Handtasche. Eins der Hochzeitsfotos nahm ich ebenfalls mit.
    Darauf küsst du Emma unter einem Konfettiregen.

39.
     
    Eintrag in mein schwarzes Buch
     
    Emma öffnete die Tür. »Rose, endlich, dem Himmel sei Dank.« Sie trug Luke auf dem Arm, ihre Miene war verzerrt.
    »Was ist denn passiert?«
    »Vor einer Stunde ist Luke geimpft worden. Was, wenn er darauf allergisch reagiert? Ich habe gehört, dass Kinder davon zu Autisten werden können. Glaubst du, das stimmt?«
    Emma in Panik zu sehen war für mich nicht neu, denn sie neigte zu Extremreaktionen. Wenn Luke nachts weinte, lief sie stundenlang mit ihm auf und ab und versuchte ihn zu beruhigen, und wenn er mal den Schnuller ausspuckte, bildete sie sich gleich Gott weiß welche Krankheiten ein. Doch im Grunde wusste sie nicht, wie sie mit dem Jungen umgehen sollte, und wurde hysterisch, wenn er sich nicht besänftigen ließ, weshalb er jedes Mal nur noch lauter schrie. Aber diesmal schien es ihm tatsächlich nicht gut zu gehen, denn seine Schreie klangen schrill vor Schmerzen.
    »Fühl mal seine Wange, Rose. Der Junge hat doch Fieber.«
    Ich legte eine Hand an Lukes feuerrote Wange. Sie fühlte sich heiß und klamm an, und die verschwitzten Haare klebten an seinem Kopf. Emma drückte ihn an sich.
    Ich versuchte, sie zu beruhigen. »Er hat leicht erhöhte Temperatur, aber das ist nach der ersten Impfung ganz normal. Warum gibst du ihm kein Baby-Aspirin oder ein Zäpfchen?«
    »Weil mir beides ausgegangen ist.« Sie war noch immer panisch. »Am besten, ich fahre mit ihm zur Apotheke.«
    Ich streckte die Arme aus. »Gib ihn mir und fahr allein. Das geht schneller.«
    Sie wirkte unschlüssig, denn sie hatte ihn noch nie mit mir allein gelassen, nicht einmal für eine Viertelstunde. Um ihr die Entscheidung abzunehmen, nahm ich ihr Luke aus den Armen und wiegte ihn hin und her. Er hörte sofort auf zu schreien. Emma zuckte mit den Achseln, holte ihre Handtasche und eilte los.
    Als ich hörte, wie sich ihr Wagen entfernte, war ich selig, denn endlich war ich mit Luke allein. Nach den

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