Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
erfahrenen Kämpfer. Gegen Mo hatte er nie eine Chance. Tikku konnte eine Menge einstecken, doch nach einigen schweren Treffern an Kopf und Leib ging er letztlich zu Boden. Er wälzte sich noch einmal herum, versuchte aufzustehen, sackte dabei jedoch vollends zusammen und blieb reglos liegen. Mo zitterte am ganzen Leib. Langsam verflüchtigte sich ihre Anspannung und wurde ersetzt durch Erschöpfung. Das kannte sie bereits. Sie konnte schier übermenschliche Leistungen vollbringen, doch danach war sie beinahe so hilflos wie ein kleines Kind. Sie hatte gesiegt, doch Triumpf wollte sich nicht einstellen. Die anderen Nachtjäger standen noch immer mit betretenen Mienen herum.
„Jemand sollte sich um den da kümmern“, sagte Mo und deutete mit dem Kopf auf Tikku, „ich bin für heute fertig hier“
Nur der eigene Stolz hielt sie noch aufrecht, als sie sich auf den Heimweg machte. Mit Grauen dachte sie bereits an den morgigen Tag. Unstillbarer Hunger würde sie in den Wahnsinn treiben. Irgendetwas in Nadamal hatte sie verändert.
***
„Hallo. Ich begrüße euch herzlich zu unserer zweiten Ratssitzung…“, begann Telek.
Beo rollte mit ihren Augen, dann beugte sie sich leicht zu Fuzill hinüber.
„Es ist die dritte Sitzung, nicht die zweite. Telek ist schon wieder verwirrt. Lange können wir das vor den Verdammten nicht mehr geheim halten“, flüsterte sie.
„Schzzt!“, zischte Piri.
„…stehen heute folgende Themen auf der Tagesordnung. Moment, wo habe ich sie…“
Telek kramte in seinen Taschen herum, bis er endlich das Blatt direkt vor seiner Nase entdeckte.
„Ach, da liegt das Manuskript ja schon. Also zu den Tagesordnungspunkten. Die Wasserpumpe ist letzte Woche für eine reichliche Stunde ausgefallen. Was? Warum hat mir das niemand gesagt?“, fragte Telek aufgeregt.
Beo rollte erneut mit den Augen und fing sich damit einen finsteren Blick von Piri ein.
„Ihr habt den Zettel selbst geschrieben Ältester Telek, Ihr seht täglich mehrmals nach der Pumpe“, sagte Dilo.
„Tatsächlich? Ich kann mich gar nicht erinnern. Aber sei es drum, das ist eine sehr beunruhigende Tatsache. Es ist unsere letzte funktionierende Pumpe… Es ist doch unsere Letzte? Ich habe versucht, die anderen zu reparieren… Nein, bisher ist mir das nicht geglückt, das würde ich wissen“, murmelte Telek mehr zu sich selbst.
„Wir haben bereits eine weitere Expedition ausgesandt. Wir werden sicher eine neue Wasserquelle finden. Die Verdammten haben bisher immer eine gefunden“, beruhigte Piri.
„Wir leben jetzt schon seit acht Generationen hier. Keiner von uns weiß noch, wie man so einen Umzug organisiert. Viele würden den Weg durch die Einöde zu einer neuen Quelle nicht überleben. Wir sollten hier Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Warum speichern wir das Wasser nicht, solange die Pumpe noch läuft?“, schlug Beo vor.
„Ach, und wo wollt Ihr das Wasser aufbewahren? Sollen wir einfach ein Loch in den Staub der Einöde graben? Wenn es so einfach funktionieren würde, hätten es unsere Altvordern bereits getan“, bemerkte Piri.
„Vielleicht sind unsere Altvordern nur nicht auf die Idee gekommen. Nur weil etwas schon immer so gewesen ist, muss es noch lange nicht in alle Ewigkeit funktionieren. Was, wenn wir doch keine neue Quelle finden. Verdursten wir dann einfach? Wenn wir das Wasser speichern, muss niemand verdursten und niemand umziehen“, beharrte Beo.
„Unsere Traditionen haben uns bisher am Leben erhalten. Aber ich glaube, Ihr seid noch ein wenig zu jung, um das wirklich zu verstehen. Dieser Ältestenrat sollte die Verdammten vor unsinnigen Ideen schützen, keine produzieren. Wir müssen unsere Ressourcen auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Der Älteste Telek wird mir hier sicher zustimmen“, entgegnete Piri.
Telek schreckte kurz auf, als er seinen Namen hörte. Fragend schaute er zu Piri hinüber. Sie lächelte ihn aufmunternd zu.
„Ah, ja, natürlich. Piri hat wie immer recht“, stammelte er schließlich.
„Unsere Ressourcen sind begrenzt, in vielen Familien reicht die Zeit gerade für die Arbeit in den Gewächshäusern. Ihr solltet das wissen, auch wenn Ihr allei…“, erklärte Piri.
Sie räusperte sich und sprach den Satz nicht zu Ende. Bei den Alten, Beo musste wirklich nicht daran erinnert werden, dass sie allein war, schon gar nicht von Piri. Finster blickte sie zu ihr hinüber. Piri hatte den Kopf gesenkt und wich ihrem Blick aus.
„Wasser ist eines der wichtigen Dinge, um die
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