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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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eine Chance geben“, sagte Dilo.
    Piri und Fuzill antworteten nicht.
    ***
    Die Gruben zu leeren, war eine der undankbarsten Arbeiten, die es in der Siedlung der Verdammten gab. Sie wurde grundsätzlich von den Dienenden erledigt und selbst unter den Dienenden drückte sich jeder davor, der sich nur geschickt genug anstellte. Zemal fehlte dieses Geschick. Deshalb schöpfte er fast täglich Eimer voll mit Scheiße aus der Grube und schleppte sie zu den Gewächshäusern, wo sie irgendwann als Dünger auf den Feldern landete. Der strenge Geruch klebte inzwischen derart an ihm, dass Zemal allein in einem kleinen portablen Zelt schlafen musste. Ebenso durfte er das Essen nicht mehr zubereiten, Zemals Schwester kochte nun, auch wenn sie dafür eigentlich zu jung war. Zemal störte weder das eine noch das andere. Er hatte als Dienender doch noch so etwas wie sein eigenes Zelt bekommen – auch wenn es winzig war – und gekocht hatte er nie gern, wenngleich damit auch der eine oder andere Happen zusätzlichen Essens wegfiel.
    Die Grube, die Zemal heute leerte, war eine besondere Herausforderung. Die Scheiße stand bereits bis knapp unter den Rand, sie musste ewig nicht geleert worden sein. Dafür würde Zemal den ganzen Tag benötigen. Und je weiter er zum Grund vorstoßen würde, desto zäher würde die Masse werden. Wenn er Pech hatte, würde er für die letzten Eimer sogar in die Grube steigen müssen, um sie herauszukratzen. Mit hängenden Schultern stand Zemal für einen Moment am Rand der Grube. Schließlich atmete er tief durch und schöpfte den ersten Eimer voll. Wenig später lief Zemal, in jeder Hand einen vollen Eimer, in weiten Bogen um die Siedlung herum zu den Gewächshäusern. Verloren blickte er in die Weite der Einöde. Der ewige Wind trieb wie immer den Staub vor sich her. Zemal dachte an Nadamal. Bereits nach so kurzer Zeit waren seine Erinnerungen seltsam verblasst. Lediglich die toten Augen des Mannes schwirrten noch deutlich durch seinen Geist. Was, wenn ihnen der Mann gefolgt war? Vielleicht lauerte er irgendwo hinter einem der kleinen Felsen und beobachtete ihn jetzt. Zemal  blieb kurz stehen und musterte jeden Stein. Für einen kurzen Moment lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, trotz der zunehmenden Hitze des beginnenden Tages. Er schüttelte den Gedanken ab und lief weiter.
    Kurz vor den Gewächshäusern war ein voll beladener Karren liegen geblieben, eines der beiden Räder hatte sich gelöst. Zwei Verdammte, Dienende wie Zemal, versuchten gerade den Wagen anzuheben, damit ein dritter Mann – wohl der Besitzer des Wagens – das Rad wieder montieren konnte. Sie mühten sich redlich, brachten die im Staub liegende Achse aber nicht einmal ein paar Zentimeter nach oben. Die Köpfe der zwei Männer waren bereits hochrot, Schweißperlen standen ihnen auf der Stirn. Nach wenigen Augenblicken gaben sie auf und lehnten sich zum Verschnaufen an den Karren. Zemal stellte seine beiden Eimer ab und ging zum Karren hinüber.
    „Zu dritt müssten wir es schaffen“, sagte er.
    Die beiden Männer rümpften zwar die Nase ein wenig und grummelten leise, doch schließlich stellten sie sich wieder in Position. Der dritte Mann stellte das Rad bereit.
    „Also los“, sagte er.
    Zemal biss die Zähne zusammen und zog beherzt an der Achse des Karrens. Er war beinahe schon überrascht, wie leicht sich der Karren anheben ließ. Die beiden anderen Männer zuckten verdutzt mit den Schultern, traten zur Seite, ihre Münder offen. Auch der dritte Mann machte große Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das Rad in seinen Händen erinnerte und es endlich auf die Achse schob. Er nickte Zemal kurz zu, der daraufhin den Karren wieder absetzte. Nachdem er sich die Hände sauber gerieben hatte, ging Zemal ohne ein weiteres Wort zu seinen Eimern zurück, hob sie auf und setzte seinen Weg fort. Die Männer am Karren arretierten noch das Rad mit einem Splint. Dann zerrten die zwei Dienenden den Karren den Weg entlang, während der dritte Verdammte das Rad im Auge behielt.
    Wenige Stunden später, als es zum Arbeiten beinahe schon zu heiß war, stand ein Verdammter allein an seinem nun leeren Karren. Er blickte sich verstohlen um. Als er niemanden entdeckte, griff er unauffällig an die Achse und zog daran, erst leicht, dann stärker und schließlich mit all seiner Kraft. Der Karren knarzte, bewegte sich aber nur wenige Millimeter vom staubigen Boden. Schwer schnaufend gab der Mann seinen Versuch auf, schüttelte

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