Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
übernehmen, war aber am fehlenden Zuspruch der anderen gescheitert. Sicher ein schwerer Schlag für ihr überbordendes Ego. Es war zu vermuten, dass sie Tikku zur Rückkehr in die Gruppe überredet hatte. Was sie sich davon erhoffte, wusste aber nur sie selbst.
    Wenig später schlichen die Nachtjäger stumm durch die Einöde, huschten von Fels zu Fels und beobachteten immer wieder angestrengt ihre Umgebung. Bisher hatten sie noch keine Wüstenratte entdeckt, obwohl sie deren Spuren im Staub der Einöde folgten. Mo ging voraus, dicht hinter ihr liefen Preido und Tikku. Die Mitte bildeten Ilbi, Ker, Elid und Skio. Zemal trottete mit einigem Abstand hinterdrein. An einer Gruppe Felsen legte sich Mo auf die Lauer, die meisten anderen taten es ihr gleich. Zemal war noch ein Stück entfernt, als er sah, wie Ker kurz vor der Felsgruppe plötzlich stehen blieb und angestrengt in eine Richtung schaute. Zemal folgte seinem Blick. In einiger Entfernung an einer weiteren Felsgruppe bewegte sich etwas. Unbemerkt von den anderen schlug Ker diese Richtung ein. Zemal ging ihm nach. Als er näher kam, konnte er deutlich eine Wüstenratte erkennen. Sie schien verletzt zu sein, humpelte auf drei Beinen zwischen ein paar Steinen umher. Ker schlich sich bereits an, Zemal beobachtete ihn dabei. Eine einzelne Ratte, noch dazu eine lahme, war äußerst selten anzutreffen. Wüstenratten waren für ihren Kannibalismus bekannt. Zemal lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er sprang auf und rannte mit wenigen Sätzen zu Ker hinüber.
    „Vorsicht!“, rief er dem Jungen zu.
    Ker schaute sich verdutzt um. Im selben Augenblick wuselten hunderte Wüstenratten hinter den Felsen hervor, kreisten Zemal und Ker ein. Erschrocken und verängstigt stand Ker da, sein rechter Arm mit dem Speer in der Hand zitterte heftig, seine Knöchel traten weiß hervor. Die ersten Ratten sprangen bereits auf ihn zu, er konnte sich nicht rühren. Zemal brüllte laut auf, lief wild um den Jungen herum. Dabei wehrte er jede Ratte ab, die sich ihnen näherte. Einige spießte er auf, andere trat er gleichzeitig mit dem Fuß zur Seite. Dennoch konnte er es nicht verhindern, dass einige Ratten Ker erreichten. Ihre Bisse holten den Jungen endlich aus seiner Lethargie. Zemal riss ihm gerade eine der Ratten aus dem Genick, als er sich endlich selbst zu wehren begann.
    „Wir müssen an den Felsen, damit sie uns nicht mehr umzingeln können“, keuchte Zemal und drängte Ker vorwärts.
    Dabei verdoppelte er seine Anstrengungen, sein Speer zuckte in kurzem Staccato nach allen Seiten, Ratten quiekten, Knochen brachen unter seinen gezielten Tritten. Zemal selbst schien an mehreren Orten gleichzeitig zu sein. Unterdessen mühte sich Ker redlich, nicht vollends in Panik zu geraten, erwehrte sich mutig den einzelnen Ratten, die noch zu ihm vordrangen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit erreichten die beiden endlich einen mannhohen Felsen. Zemal drängte Ker hinter sich. Im Rücken die sichere Felswand, musste er nur noch nach einer Seite kämpfen, das machte die Sache nicht einfach, aber den Kampf nicht mehr aussichtslos. Die gesamte Umgebung verengte sich, Zemal konzentrierte sich völlig auf das Heer der Ratten vor sich. Ker, der schwer atmend und am ganzen Körper blutverschmiert am Felsen lehnte, konnte Zemals Bewegungen kaum noch folgen. Die Wüstenratten waren schnell, griffen in Gruppen von mehreren Seiten gleichzeitig an, Zemal wehrte sie ab. Ein Halbkreis toter und verletzter Ratten bildete sich vor ihm. Viele der Ratten machten sich nun über ihre Artgenossen her. Damit ließen die Angriffe auf Ker und Zemal langsam nach. Als auch die anderen Nachtjäger den Felsen erreichten, zog sich das restliche Rudel Wüstenratten widerwillig zurück. Zemal jagte den letzten noch ein Stück hinterher, bevor er zu Ker zurückkehrte. Seine Kleidung war zerfetzt und blutig. Es war das Blut der Ratten, nicht sein eigenes. Für eine Weile stand die Gruppe schweigend da, alle starrten entgeistert auf Zemal. Schließlich wandte sich Ilbi Ker zu und untersuchte dessen Wunden.
    „Warum hast du uns nicht Bescheid gesagt? Allein gegen ein Rudel Wüstenratten, hast du Telek auch nur einmal zugehört? Er hat uns immer vor der Hinterlist der Ratten gewarnt“, schimpfte sie dabei.
    „Ich wollte einfach der erste sein“, stammelte Ker.
    „Beinahe wärst du der erste Nachtjäger gewesen, den die Ratten gefressen hätten. Das war unglaublich dumm von dir“, entgegnete Ilbi immer noch

Weitere Kostenlose Bücher