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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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    War es nur Esrins Einbildung, dem Umstand geschuldet, dass es hier keine Frauen gab? Oder säuselte Ilbi tatsächlich honigsüß zu ihm herüber? Sie stand direkt vor ihm, nur wenige Meter entfernt. Die sonst so spröde Verdammte gab sich geradezu lasziv, lächelte keck, herausfordernd.
    „Esrin? Seid Ihr wieder zu den Alten gewandelt?“
    Housts Stimme klang entfernt, dennoch störte sie. Sah er nicht, dass Esrin beschäftigt war? Houst hatte doch den Ruf, ebenfalls kein Kostverächter zu sein. Gerade er müsste sich doch zurückhalten. Ilbi stemmte die Hände in die schmale Taille. Es ließ ihre weibliche Silhouette noch stärker hervortreten. Für einen Moment tauchte eine weitere Frau auf, ebenso jung, ebenso verführerisch. Irgendwie erinnerte sie Esrin an die Prinzessin, nur einige Details stimmten nicht. Irritiert sah Ilbi zu der Frau hinüber, vertrieb sie damit. Schade, dachte Esrin. Mit der Prinzessin hatte er noch eine Rechnung offen, wegen ihrer Flucht war er hier. Sie schuldete ihm was, so fand zumindest Esrin. Mit ein wenig Zuwendung hätte sie einiges wieder gutmachen können.
    „Kommst du?“, fragte Ilbi.
    „Wohin gehen wir?“, wollte Esrin wissen.
    Seine antrainierte Vorsicht hielt ihn zurück, ein diffuses Gefühl. Aber welche Gefahr sollte von einer so schmächtigen Frau schon ausgehen? Esrin spürte förmlich ihre Lust. Oder war es seine eigene. Egal. Er ging auf sie zu, umfasste sie, zog sie an sich. Nur sehr kurz spürte er Widerstand.
    „Nicht hier, bitte, das ist doch profan, langweilig“, sagte sie.
    „Wo dann?“, fragte Esrin.
    Er wollte nicht warten.
    „Hast du es schon einmal in der Schwerelosigkeit getan? Freier Blick auf die Erde und auf die Sterne?“, antwortete sie, während er sie bereits küsste.
    „Was?“
    Esrin verstand sie nicht. Zwar waberten einige Bilder zu dem Begriff durch seinen Kopf, Erklärungstexte tauchten vor seinen Augen auf, doch er sperrte sie aus. Er konzentrierte sich lieber auf die Frau in seinem Arm.
    „Lass uns zur Basisstation des Kraftwerks fahren. Ich war noch nie da“, sagte Ilbi.
    Sie entwand sich seiner Umarmung, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Irgendjemand rief hinter ihm her. Esrin hörte nicht hin.
    ***
    Am Anfang stand nur ein Gefühl, die Anmutung eines Gedankens, dem sie folgte. Offensichtlich bediente er die eigene Sehnsucht, spiegelte die eigene Stimmung. Wie lange schon hatte sie nicht mehr mit Wim geschlafen? Ihr Kopf spielte verrückt. Sie hatte sich von ihm getrennt, eigentlich verband sie nur noch die gemeinsame Vergangenheit. Warum so plötzlich diese Lust auf ihn? Sie lechzte dem Gefühl, diesem diffusen Gedanken hinterher, hin zur Stadt, in der sie einst lebte. Zusammen mit Wim lebte. Sie sah sich selbst einem Mann gegenüber, stark, rau. Das war nicht Wim. Sie kannte diesen Mann, woher wusste sie nicht. Und dennoch musste sie Lächeln, legte den Kopf ein wenig schief, stellte ihre Hüften heraus. So wie die junge Frau neben ihr. Waren das ihre Gedanken? Der Mann kam näher, gierig. Irritiert blickte die andere Frau zu ihr. Eindringling, schien der Blick der anderen Frau zu schreien. Sie zog sich zurück, die Bilder verschwanden. Doch noch immer hielt sie an dem Gefühl fest, es verlangte nach Befriedigung. Sie musste Wim finden. Welchen? Noch immer verband sie zwei Männer mit diesem Namen. Das Gesicht des einen blitzte in vor ihr auf, die Nanosonden ließen pure Phantasie bisweilen so real erscheinen. Sie spürte ihn nicht, seine Gedanken blieben verborgen. Und doch, ihre Lust konzentrierte sich auf ihn. Jener also. War dies ein Hinweis auf den echten Wim? Sie blieb stehen, die fremden Menschen strömten an ihr vorbei. Ihr Blick huschte über die Gesichter. Da hinten, das war er. Warum nur spürte sie ihn nicht? Hatte sie sich derart von ihm entfremdet, dass sie seine Gedanken nicht mehr erkannte? Niemand konnte sich so vollständig abschirmen. Beinahe wie ein Naturalist, einer ohne Nanosonden. Wim als Naturalist, bei diesem grotesken Gedanken musste sie lachen. Er kam näher, schleppte sich voran. Er strauchelte sogar. Eine Frau half ihm auf. Das konnte nicht Wim sein, so müde. Aber noch immer lungerte das Gefühl in ihrem Hinterkopf, zog sie unaufhaltsam an die Seite dieses Mannes.
    ***
    Houst konnte kaum glauben, was er da sah. Esrin verdrehte von einem Moment auf den anderen die Augen, sie leuchteten schon wieder. Kein gutes Zeichen. Gleich darauf leckte er sich mit der Zunge

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