Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Gesellschaft von Kirai gesehen wurde. Jetzt musste sie Kirai nur noch dazu bringen, ihr öffentlich zur Hochzeit die Rückkehr der Alten zu versprechen. Danach könnte sie sich zurücklehnen und ihr Leben lang auf die Erfüllung dieses Versprechens warten.
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Langsam wurde es eng im Schuppen, noch mehr neue Mitglieder und sie brauchten ein neues Versteck. Er hatte es sich alles so einfach ausgemalt, eine kleine Bande sollte es werden, erlesene Männer mit herausragenden Fähigkeiten, den er obendrein vertrauen konnte. Unauffällig und erfolgreich würden sie der ganzen Stadt ein Schnippchen schlagen. Doch Kex Sieg hatte sich mittlerweile herumgesprochen, fast täglich klopften seither Diebe und allerlei andere Halsabschneider an die Tür.
„Sie umschwirren uns wie die Schmeißfliegen“, sagte Petel einmal, „Fragt sich nur, ob sie uns als einen verrottenden Kadaver ansehen oder als den größten Scheißhaufen in der Stadt“
Einige wenige zeigten sich immerhin ehrlich dankbar, dass ihnen dieser Boss, dessen richtigen Namen Kex nie erfahren hatte, ihre Einnahmen nicht mehr abknöpfte. Viele biederten sich mit ihren Dienste an und einige wenige loteten die Grenzen aus. Offensichtlich hatte Kex Aktion die Unterwelt in ein Machtvakuum gestürzt. Es erforderte von ihm einige Mühe, den Überblick zu behalten und all sein Verhandlungsgeschick, nicht selbst ins Chaos zu stürzen. Denn schon erregte der ganze Auflauf auch die Aufmerksamkeit der Stadtwache. Kleine Geschenke und Gefälligkeiten schafften Abhilfe, hier und da ein Gruß an die Familie ließen die Wachen nicht übermütig werden. So hatte es ihm zumindest Esrin in einer schwachen Minute einmal gelehrt. Aber er war nicht Esrin, hatte dessen harsche Methoden stets abgelehnt. Jetzt sah er sich mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die eben nach diesen Methoden verlangte. Kex half sich damit, die schmutzige Arbeit an jene zu delegieren, die er am wenigsten mochte.
„Wenn du etwas erledigt haben möchtest, tu es selbst“, hatte Esrin immer gesagt, „Ein Dieb vertraut nur sich, sonst niemanden“
Vielleicht verteilte er deshalb die Aufgaben, hob er sich damit doch von Esrin ab. Sein schlechtes Gewissen beruhigte das nicht. Kex musste das Messer nicht einmal selbst führen, auch so fühlte er sich schlecht. Und er machte sich damit natürlich nicht nur Freunde. Allein konnte sich Kex kaum noch in die Stadt trauen, zu viele lauerten nur auf eine Gelegenheit. Nicht jeder wollte Kex neu gewonnene Herrschaft so einfach hinnehmen, er selbst am wenigsten. Aber um ihn allein ging es schon lange nicht mehr. Mit jedem Mann, dem er im Schuppen eine Schlafstatt anbot, mit jedem Auftrag, den er verteilte, wuchs auch seine Verantwortung. Ein Scheitern konnte so viele mitreißen. Also machte er weiter.
***
Nomo passte Jarol auf einem seiner Botengänge ab. Er mied sie, ging ihr bewusst aus dem Weg, ließ sich im Tempel verleugnen. Heute nützte ihm diese Strategie nicht mehr. Wie ein Raubtier lauerte Nomo hinter den hohen Hecken im Park, verließ die Deckung wie zufällig, im Augenblick als Jarol vorbeieilte. Er war bereits zu nah, konnte ihren Ruf nicht ignorieren.
„Priester Jarol!“, rief Nomo.
Jarol blieb stehen, drehte sich zu ihr um und lächelte unsicher. Seine Augen irrlichterten umher, so als würde er einen Fluchtweg suchen. Natürlich gab es keinen, vor der Prinzessin lief man nicht davon, zumindest nicht öffentlich.
„Welch ein Zufall, Euch hier zu treffen“, sagte Nomo, „Ich hätte da eine spirituelle Angelegenheit, die ich gern mit Euch besprechen möchte. Einige Aspekte der Alten, über die ich letztens mit einem der anderen Priester sprach, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich würde gern Eure Meinung dazu hören. Wollt Ihr mich nicht ein wenig durch den Park begleiten?“
„Sicher Prinzessin, wenn Ihr es wünscht“, antwortete Jarol.
Nomo hakte sich jovial bei dem Priester unter und zog ihn so einfach mit sich. Ihre beiden Wachen, die sie wie Schatten verfolgten, hielten höflich einen größeren Abstand. Dennoch sprach Nomo sehr leise, flüsterte beinahe.
„Ihr ward in der Stadt? Konntet Ihr etwas erreichen?“, fragte sie.
„Ich … Die Dinge laufen nicht gut. Die Unterwelt der Stadt ist ziemlich in Aufruhr, ich weiß gar nicht mehr, an wen ich mich wenden soll. Am besten, Ihr findet jemanden anderen für diese Aufgabe. Ihr könntet Hem fragen, Ihr kennt ihn doch“, stammelte Jarol.
Für einen Moment zog Nomo die Mundwinkel nach
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