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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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nicht, ehrlich gesagt«, gestand Brynd. »Wir stehen ohne Kundschafterberichte einem unbekannten Feind gegenüber. Und die Rettung der Flüchtlinge hängt von deren Verfassung ab. Wir können nur unser Möglichstes tun.«
    »Wo sollen denn meine Fähigkeiten zum Einsatz kommen?«, erkundigte sich Blavat.
    »Ihr sollt den Flüchtlingen mit medizinischen Relikten beispringen und natürlich unsere Waffen verstärken.«
    »Braucht Ihr Sprengstoff?«, fragte sie.
    »Aber ja. Wenn Ihr den für uns scharfmachen könnt und wir ihn auf dem Eis verteilen, dürfte uns das helfen, von den Geschöpfen loszukommen, die den Flüchtigen nachsetzen.«
    Dann sahen die drei dem Schneien in kameradschaftlichem Schweigen zu. Straßenfeuer und Laternen glühten trotzig noch eine Stunde lang, gingen dann aber nacheinander aus. Die Stimmen unter ihnen wurden leiser, und bald war nur noch der Wind zu hören, der durch die zahllosen Gassen der Stadt pfiff.

KAPITEL 39
    Ellbogen verraten viel über Frauen, dachte Randur. Man kann auf ihr Alter leicht aus der Beschaffenheit der Haut dort schließen, und weder Schminke noch Übungen vermögen das zu verbergen. Eirs Ellbogenhaut war, wie er bemerkte, jung und fest, und zum ersten Mal überlegte er, wie sehr es ihm gefiele, Eir altern zu sehen …
    Was ist bloß mit mir los?
    Diese vertanen Morgen verschafften Randur viel Genuss, wenn er mit den Händen kundschaftend über unbekannte Zonen ihres Körpers strich. In der Kniekehle zum Beispiel war Lust zu finden. Randur fand ihr Schlüsselbein besonders herrlich – und natürlich ihre Ellbogen.
    Er lag mit der Verwalterin von Villjamur im Bett, und sie hatten sich geliebt . Er war sich der Veränderung seiner Einstellung genau bewusst, dieses inneren Paradigmenwechsels – er war ein anderer Mensch geworden!
    Eir hatte ein Bein über seins gelegt, und sie lagen da, genossen die Wärme des anderen und waren von ihren jüngsten Anstrengungen noch etwas verschwitzt. Wunschloses Glück. Tageslicht drang durch die mit Wandteppichen verhängten Fensternischen, und ein kühler Luftzug wehte herein. Eir drehte sich um, sodass Randur nun hinter ihr lag. Er schlang den Arm um ihre Taille, und sie ergriff träge seine Finger. Gierig küsste er ihren Hals.
    Diese Vertrautheit wollte er möglichst lange auskosten.
    So wie sie konnten nur junge Leute verliebt sein: voll Leidenschaft und einzig und allein aufeinander bezogen.
    Warum fühlte er sich plötzlich und erstmals so? Randur hatte in Büchern davon gelesen, ohne es wirklich zu glauben, doch nun hatte es auch ihn erwischt. Die gemeinsamen Tage erschienen ihnen unendlich, und die nächtliche Vertrautheit gab ihnen das Gefühl, seit Jahren zusammen zu sein. Die Zeit selbst begann ihnen als etwas Unsinniges zu erscheinen.
    Randur wusste, dass die Leute im Balmacara zu flüstern und Fragen zu stellen begannen. Er argwöhnte, in den dunklen Ecken der vornehmeren Tavernen würden bereits politische Winkelzüge ausgeheckt. Vielleicht legte schon irgendwo einer ein Messer auf den Tisch, nannte den Namen des Fecht- und Tanzlehrers und ließ die Träume irgendeines Halbwüchsigen vom großen Reichtum ins Kraut schießen.
    Nach Ansicht der Palastbewohner kam ein unbekannter Außenseiter wie Randur für Eir nicht infrage. Das verstieß gegen die Regeln und verdünnte die konzentrierte Macht an der Spitze des Kaiserreichs. Im Geheimen war Eirs Schicksal gewiss längst besprochen und entschieden. Womöglich von den einflussreichsten Ratsmitgliedern. Freilich interessierte es ihn in seiner frisch gewonnenen Seligkeit einen feuchten Kehricht, was diese Leute dachten. War dieser zynische Inseljunge am Ende sogar richtig verknallt? Er hatte Eir alles über sich und seine anrüchige Vergangenheit erzählt.
    Das war das einzig Ehrliche, was er je getan hatte.
    Er hatte gedacht, er könnte einfach gehen, wenn der Schnee-Ball vorbei wäre, und den Kultistenzauber mitnehmen, den er gekauft hatte, um das Leben seiner Mutter zu verlängern. Er seufzte. Diesen Plan umzusetzen, war nun nicht mehr so leicht.
    Er zog den anderen Arm unter Eirs Hals hervor.
    »Gehst du weg?«, flüsterte sie und blickte weiter zur Wand.
    Zärtlich strich er ihr das schwarze Haar vom Ohr und küsste ihren Arm. »Ich muss den Kultisten bezahlen gehen. Das hätte ich fast vergessen.«
    »Natürlich. Ich besorg dir das Geld.« Sie sah auf und lächelte sanft.
    Verlegen dankte Randur ihr für die vierhundert Jamún, obwohl sie ungehalten darauf bestand,

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