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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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entwickelt und wurde von Inseln, die keine Landkarte verzeichnet, eingeschleppt. Allerdings weiß ich nicht recht, welche Vorteile die Spinne von ihrer Größe hat. Um Euch zu helfen, können wir uns aber sicher was Nützliches ausdenken. Soll das Geschöpf getötet oder nur gefangen werden?«
    »Ich würde es gern erst in eine Falle locken und untersuchen, woher es kommt und was es hier treibt.« Er begann zu schwitzen. Schon der Gedanke an die riesige Spinne ließ ihn frösteln.
    »Genau«, pflichtete Bellis ihm bei. »Etwas so herrlich Fremdartiges sollte gründlicher untersucht werden, als es bei einer Autopsie möglich ist.«
    »Dass dieses Wesen gefangen werden kann, ist eine recht optimistische Annahme. Ich hab keine Ahnung, wo es sich verbirgt und seine Opfer sucht. Ideal wäre, es in seinen Schlupfwinkel verfolgen zu können, um nachzusehen, ob es Überlebende gibt. Meint Ihr wirklich, Ihr könntet mir helfen?«
    Bellis lächelte freundlich. »Lasst uns ein bisschen nachdenken. Aber ich denke schon, dass uns was einfällt, stimmt’s, Jungs?«
    »Und muss ich Euch dafür bezahlen?«, fragte Jeryd.
    »Um Himmels willen! Wir sind doch nicht wie andere Kultisten! Wir betreiben mit der Kraft der Relikte kein Schindluder. Diesen Dingen lässt sich kein bloß finanzieller Wert zuschreiben, Sir!«
    Erfrischend, im Kaiserreich auf so eine Einstellung zu treffen , dachte Jeryd. »Dann schulde ich euch einen großen Gefallen. Was kann ich euch im Gegenzug anbieten?«
    Die Kultisten sahen einander an. Dann strich Abaris sich übers Kinn. »Landkarten?« Er hielt inne und erläuterte: »Wir brauchen einen anständigen Stadtplan von Villiren. Als Mitarbeiter der Inquisition könnt Ihr uns sicher gute Karten besorgen.«
    »Das lässt sich machen«, bestätigte Jeryd. »Bei der Recherche, wo all die Vermissten wohnten, hab ich eine recht große Kartensammlung zusammengetragen. Ich glaube, ich kenne mich auf dem Papier besser aus als in der Wirklichkeit.«
    »So geht es uns allen oft«, sagte Bellis. »Aber Schluss mit der Theorie. Sir, wir besorgen Euch die Spinnenfalle. Treffen wir uns doch in drei Tagen zur gleichen Zeit wieder hier.«
    Aber er musste sein beschämendes Geheimnis beichten und fragte sich, ob sie ihm helfen würden. »Bellis, da ist noch etwas. Es ist allerdings, äh, ein bisschen persönlich … «
    »Vor der Berührung habt Ihr also am meisten Angst?«
    Jeryd nickte verlegen. Es fiel ihm schwer, das zuzugeben und gar darüber zu reden. Schon sich damit zu befassen, bereitete ihm Unbehagen. Dass sie eine Frau war, half ihm dabei.
    »Ich brauche mir nur auszumalen, die Spinne berührt mich, und schon bin ich ihr nicht mehr gewachsen. Es ist die Schnelligkeit und Unberechenbarkeit dieser Wesen. Ich weiß nie, was sie im Schilde führen. Und natürlich klingt es lächerlich, dass ein Beamter der Inquisition Angst vor Spinnen hat.«
    Bellis nahm Jeryds Hand, und er spürte, wie ihre Rechte sich anfühlte. »Guter, guter Mann, diese Reaktion ist verbreiteter, als Ihr glaubt. Ich habe große Generäle in Deckung gehen sehen, wenn sie vor einer Menge reden mussten. Ich habe erlebt, dass Mitglieder barbarischer Stämme wegen astrologischer Phänomene an gewissen Abenden nicht rausgehen wollten. Eine so starke Angst geht oft auf die Kindheit zurück, doch wir Kultisten glauben, dass sich viele Ängste aus dem Selbsterhaltungstrieb speisen, der die Evolution seit Langem begleitet. Womöglich wurden einige ferne Vorfahren einst von diesen Geschöpfen vergiftet!« Mit einem selbstsicheren Lächeln sah Bellis sich in dem leeren Bistro um.
    Es war schon spät, und die meisten Gäste – auch ihre beiden Kameraden – waren gegangen. Draußen wurde es dunkel, und sie sahen schweigend zu, wie ein Straßenhändler seinen Karren vor dem Fenster abstellte, aber sofort von Soldaten weitergescheucht wurde. Im Bistro war es ganz ruhig: der ideale Ort, um Jeryds geheime Ängste zu besprechen.
    Bellis zog eine Glaskugel aus der Tasche. Sie war so schwer, dass sie sie mit beiden Händen auf den Tisch setzen musste.
    »Seht Euch dieses Wunderwerk an!« Sie wies auf die Kugel und besah sie sich so entzückt, dass er das Gefühl bekam, auch er sollte sich beeindruckt zeigen.
    »Ist das ein Relikt?«, fragte er.
    Obwohl es durchsichtig war, sah er farbiges Licht unter der Oberfläche pulsieren wie kleine Blitze.
    »Mitunter sind wir allzu berechenbar«, sagte Bellis kopfschüttelnd. »Ein Relikt hierfür, ein anderes dafür – wir

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