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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Gestalt heran.
    Randur fragte sich die ganze Zeit, warum die frühere Kaiserin sich so seltsam vertraulich verhielt.
    Artemisias Miene ließ vermuten, dass sie sich zu dem, was sie nun sagte, überwinden musste. »Ihr müsst wissen, dass mein Volk seit Hunderten Epischen Zyklen Krieg führt – eigentlich seit unserer Befreiung durch Bruder Merkur.«
    »Wer ist das?«, fragte Randur.
    »Er hat uns die Freiheit geschenkt – wir verdanken ihm unser ganzes Dasein. Aber wir missbrauchen diese Freiheit seit vielen gewalttätigen Jahrtausenden. Und nun haben unsere Kriege auch eure Dimension verletzt. Während der letzten zehn Zyklen haben unsere Feinde Wege gefunden, in andere Dimensionen einzudringen, allerdings noch nicht in diese. Wie soll ich es ausdrücken, dass ihr es versteht? Sie möchten diese einfache Welt mit Bewohnern ihrer eigenen Zivilisation besiedeln und eine neue Gesellschaft errichten. Tatsächlich möchten alle unsere Gattungen hierherkommen, weil unsere Dimension viel früher enden wird. Die Temperaturen sind für uns feindlich, und mit der Sonne haben wir keine Erfahrung. Die Invasion hat bereits eure Gebiete westlich dieses Archipels erreicht, während im Osten – in Gegenden, die euch unbekannt sind – größere Städte als Villjamur brennen und Menschen zu Millionen abgeschlachtet werden. Im Vorfeld der Invasion werden ganze Städte systematisch entvölkert. Es handelt sich um ein Massaker größten Umfangs.«
    Randur atmete tief durch, um diese niederschmetternde Nachricht zu verdauen.
    »Ich hatte gehofft, dich in Villjamur zu treffen, Jamur Rika. Das hätte meine Gespräche mit dir vereinfacht, aber ihr wart bereits auf der Flucht.«
    Sie schwiegen eine Zeit lang. Schwermut befiel Randur und die Geschwister, als sie die Worte der Kriegerin zu begreifen suchten. Randur wusste einfach nicht, was er davon halten sollte. Er hatte geglaubt, vieles über die Welt zu wissen, doch dem war offenbar nicht so. Einige Sätze hatten ihr gesamtes Dasein wie beiläufig untergraben – falls man diesem Wesen glauben durfte.
    Artemisia fuhr fort: »Ich musste euch daher aufspüren, was bei diesem Wetter nicht leicht war. Das hat dieser Brut ermöglicht, zwischenzeitlich nicht nur die Bevölkerung einer ganzen Insel zu töten, sondern nun sogar einen Angriff auf eine der größten Städte eures Reichs zu planen. Mir selbst sind tote Menschen nicht wichtig, doch jene, die über mir stehen, jene, die ihr ›Dawnir‹ nennt, fühlen sich ihren Schöpfern irgendwie verpflichtet.«
    Da begriff Eir plötzlich: »Dann haben wir also die Dawnir erschaffen? Wir sind die Schöpfer der Götter?«
    Randur glaubte, nie etwas Lächerlicheres gehört zu haben, warf Rika aber einen verstohlenen Blick zu, da sie lange zu Astrid gebetet hatte, der weiblichen Verkörperung der Dawnir, die die Menschen nun anscheinend geschaffen hatten. Doch die Worte dieser Mörderin waren ihr einziger Anhaltspunkt. »Wie können wir etwas glauben, das Ihr in dieser Sache sagt?«, knurrte er.
    Artemisia seufzte laut. »Auch als ihr nichts davon wusstet, habe ich euch beschützt und beobachtet, wie die Kaiserlichen Soldaten euch umzingelten. Ich habe euch erst geortet, als ihr den Landsitz verlassen hattet, wusste aber, dass der Alte nach ihnen gesandt hatte, damit sie euch abfangen. Du, Randur, hast sogar mal einen Hanuman gesehen, als ihr am Feuer gedöst habt – sie haben über euch gewacht. Ihr wart alle ziemlich sicher, sogar als Jamur Eir entführt und von Alten Wesen eurer Welt in eine Höhle verschleppt wurde. Es handelte sich um harmlose Geschöpfe, die euch nicht nachhaltig schaden konnten.«
    Randur genierte sich zwar, unbemerkt bespitzelt worden zu sein, nahm es aber doch gelassen. Als hätte ein Hanuman seinen Namen nennen hören, schoss er, verfolgt von einem zweiten, dicht über ihre Köpfe hinweg. Artemisia rief den beiden in einer seltsamen Sprache etwas zu, und sie beruhigten sich, flatterten zu Boden und ließen sich am anderen Ende des Decks nieder.
    »Ich glaube einfach nicht, dass wir unsere Götter selbst erschaffen haben«, sagte Eir plötzlich.
    Artemisia seufzte. »Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Durch eure alten Technologien wurden die Truwisianer erst erschaffen, die Leute aus Truwisa also, die in eurer Kultur unter der Verballhornung ›Dawnir‹ firmieren. Wir entstammen eurer Vorstellungskraft . Das alles war vor den Kriegen eurer Kultur, vor eurer Rebellion gegen Veränderung, die euch auf diese primitive

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