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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Schwertern wartete Artemisia wie eine Prophetin, während die Hanuman oben in der Luft kreisten. Das Haar der Kriegerin wehte im Wind.
    Die Landmassen kamen immer näher, sodass Randur darauf Siedlungen erkennen konnte, seltsame, abseitige Heimstätten und weitere Bauten, die zu bizarr schienen, um wirklich zu sein.
    Wieder löste sich ein kleines Stück Land und kam wie eine Seifenblase auf die Exmachina zugesegelt. Eine nur in Umrissen sichtbare Person stand darauf.
    Das Land flog heran und ging längsseits. Die Gestalt sprang an Bord und landete mit dumpfem Knall an Deck. Sie war so groß wie die Kriegerin, hatte weiße Haut und eine goldene Rüstung und machte drei Schritte auf Artemisia zu, die vorsichtig zurückwich, um das Wesen in die Mitte des Decks zu locken.
    Dann geschah etwas Seltsames:
    Die Kontrahenten blieben stehen und wechselten ruckhaft Raum und Zeit, waren mal zu sehen, mal nicht, befanden sich obendrein aber mal hier, mal dort an Deck, und zwar in je anderer Kampfpose, als verfolgten sie einander durch unbegreifliche Dimensionen.
    Die dritte Pose: Am anderen Ende des Schiffs klirrten Schwerter aneinander, wie vor rotem Himmel umrisshaft zu erkennen war.
    Ein Flimmern.
    Die vierte Pose: Mittschiffs tat der Fremde zwei Hiebe, traf aber nur das Deck, während Artemisia ihm den Arm abtrennte, sodass sich rasch eine große Blutlache bildete.
    Ein Flimmern und die fünfte Pose, diesmal ganz aus der Nähe: Ihr Opfer kreischte auf, als Artemisia ihm gegen die Brust sprang und er rücklings hinschlug. Sie trat an ihn heran, und mit der anderen Hand schwang der Eindringling sein Schwert waagrecht und verletzte sie am Oberschenkel.
    Rika schnappte besorgt nach Luft, und Eir musste sie zurückhalten.
    Artemisia ging aufs Knie und ließ das Schwert fallen. Nun rauften beide mit den Händen. Es gelang der Kriegerin, die freie Hand des Gegners festzuhalten und ihm mit dem verbliebenen Schwert so durch die Brust zu stechen, dass die Waffenspitze eine Decksplanke zum Splittern brachte.
    Der Feind zuckte kurz und heftig, aber lautlos, und rührte sich dann nicht mehr.
    Artemisia rappelte sich keuchend auf, wischte sich Blut von der Stirn und wies mit ihrer Waffe auf die Leiche.
    »Kommt her, Erdländer! Ich zeige euch einen von denen, gegen die wir kämpfen.«
    Randur und die Mädchen traten zögernd näher und sahen zu, wie die Kriegerin ein Stück von ihrer Kleidung abriss und damit ihre Wunde verband.
    Der entstellte Leichnam wirkte unrühmlich, und doch war dies ein edles Wesen mit schmalem Gesicht, fast menschlichen Zügen und nahezu rehartigem Körper. Ein muskulöser weißer Leib steckte in einer goldenen Rüstung, deren komplizierte Muster sie zu kostbar erscheinen ließ, um sie im Gefecht zu tragen.
    »Das ist ein Pithicus, um euren mythologischen Begriff zu verwenden. Mit anderen bildet er die Akhaioí – noch eine Gattung, die eure Vorvorfahren erfunden haben. Diese Leute gebieten über riesige Truppen, zu denen auch die Gattung gehört, die in eure Welt eingedrungen ist und bei der es sich um entbehrliche Fußsoldaten handelt, die Cirrips. Allerdings habt ihr Menschen ihnen sicher inzwischen einen anderen Namen gegeben. Diese Akhaioí glauben sich anderen Gattungen überlegen, und ich staune, dass sie bereits in eure Welt eingedrungen sind. Normalerweise erledigen die Cirrips anfangs alle Kämpfe für sie.«
    »Er wirkt ungemein elegant«, bemerkte Randur. »Ganz offenkundig sollen diese Geschöpfe gut aussehen.«
    »Lasst euch von ihrer Schönheit nicht täuschen. Diese Kreaturen würden euch im Falle ihres Sieges auslöschen, um die Welt mit Wesen ihrer Gattung neu zu bevölkern. Ich habe sehr viele von ihnen gesehen und bekämpft … Tausende. Lasst euch gesagt sein, dass Menschen und Rumel aussterben, falls es den Akhaioí gelingt, eure Dimension so zu belagern, wie sie es mit unserer letzten Stadt tun. Wir sind bald zu wenige, um euch alle zu schützen.«
    »Was wollen die hier?«, erkundigte sich Rika.
    »Das Gleiche wie wir alle: überleben. Ist es nicht das, worauf Arten und Gattungen ausgehen? Wir mögen euch überaus abseitig anmuten, doch ich kann euch versichern: Mit dem Ende unseres Daseins konfrontiert, sind wir alle verzweifelt und demütig. Doch anders als wir wollen unsere Feinde dieses Land erst völlig entvölkern und sich dann aus euren Knochen Wohnungen errichten. Wir möchten einfach nur neben euch oder in einem abgeschiedenen Winkel leben. Ich wiederhole: Darum wurde ich zu euch

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