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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Bogenschützen, die sich in Fenstern und an anderen Aussichtspunkten positioniert hatten. Würden sie wirklich reichen, um den Angriff abzuwehren?
    Beami hatte eine Idee und teilte sie den Anwesenden mit.
    Abaris schlug die Hände zusammen. »Mädchen, das ist genial, wirklich. Ramon und ich warten, bis du fertig bist, und leisten dann prompt unseren Beitrag.« Ramon nickte dazu rhythmisch und mit fest geschlossenen Lidern, als nähme er spirituell zu jemandem außerhalb Kontakt auf. Abaris rückte die Tweedrobe zurecht und beugte sich in Erwartung weiterer Reaktionen vor.
    Zustimmendes Gemurmel lief auf sie zu.
    Der Albino sank auf seinem Stuhl nach vorn, stützte das Kinn in die Hände und starrte sie an. Er wirkte nicht sonderlich unaufgeklärt in seinem Verhalten ihr gegenüber, aber glaubte er wirklich an ihre Fähigkeiten, da sie doch nur eine Frau war? Ihr Leben lang war sie diese Reaktion gewohnt, und sie hatte gelernt, ihre Enttäuschung darüber zu unterdrücken. Brynd sagte: »Wir könnten den Hafen mit unseren an den Kais postierten Kräften verteidigen und so dafür sorgen, dass die Feinde nicht in die Stadt kommen.«
    »Lasst sie ruhig an Land kommen – dann kann ich Euch viel mehr Invasoren vom Hals schaffen, als Eure Armee bei einem Angriff je zu erledigen vermag.« Beami konnte nicht länger warten. Wenn sie Brynd bei der Verteidigung der Stadt helfen wollte, dann sofort. »Überlasst das bitte mir! Ich brauche nur eine halbe Stunde. Gebt Befehl, die Soldaten von der Front abzuziehen, und lasst sie stattdessen zwei Straßen landeinwärts warten! Dort sind sie sicherer, und derweil kann ich mich darauf konzentrieren –«
    »In einer Stunde geht die Invasionsflotte genau dort an Land, um die Stadt zu erobern«, fuhr Brynd sie an.
    »Genau«, erwiderte sie lächelnd. »Also vertraut mir!«
    Von heftigen Gefühlen bewegt, eilte sie aus dem Zimmer und hörte den Kommandeur sagen: »Ihr habt nur einen Versuch, Euch dieses Vertrauen zu verdienen, ist das klar?«
    Beami sprengte auf einer lebhaften Stute aus dem hinteren Tor der Zitadelle in den Nebel hinaus. Infanteristen der Bürgerwehr sahen sie erstaunt vorbeidonnern.
    Der militärischen Sperren und Tausender Soldaten wegen, die dem Einsatz entgegenfieberten, musste Beami einen langen Umweg machen. Eine Tasche voll verbesserter Brenna -Relikte um die Schulter, ritt sie unter den Onyxflügeln hindurch, am Rand von Allmende entlang und durch Shanties direkt nach Port Nostalgia hinein, und plötzlich folgte ihr Lupus auf einem muskulösen Rappen. Er trug noch immer die Uniform der Nachtgarde und hatte einen Bogen über der Schulter.
    »Warum folgst du mir?«, rief sie.
    »Auf Befehl des Kommandeurs. Leider traut er dir nicht ganz.«
    »Das sollte er aber«, gab sie zurück.
    »Beami, warte einen Augenblick.«
    Sie zügelte ihr Pferd und staunte, wie prompt es reagierte. »Was gibt’s denn?«
    »Hast du schon mal jemanden getötet?«
    Sie schüttelte den Kopf und begriff da erst, was sie sich vorgenommen hatte.
    »Ich weiß, du willst einer Männerwelt etwas beweisen«, sagte Lupus mit sorgsam beherrschter Stimme. Er war jetzt im Dienst. »Aber hör mal, wenn du tötest, beginnt dein Herz ungeheuer zu rasen, und du spürst eine Kaskade von Gefühlen wie nie zuvor. Gut möglich, dass es dir die Kehle zukrampft. Atme tief durch, um dich zu beruhigen, und achte auf deinen Körper, um keine Muskelkrämpfe zu bekommen. Denk allein an die Relikte – das könnte helfen.«
    Sie galoppierten durch menschenleere Straßen und verlassene Viertel, in denen Schutt und Müll lagen. Die Hufe hallten vom Pflaster. Die Stimmung in der Stadt schien eine Apokalypse anzukünden, doch schon einige Straßen weiter flackerte wieder das Leben: Reihen von Männern und Frauen waren – befeuert von Hoffnung und Angst zugleich – mit leichten Waffen hinter schweren Barrikaden versammelt.
    Schließlich drosselte Beami das Tempo und rückte sich die Tasche mit den Relikten vor die Brust.
    Lupus schloss zu ihr auf. »Wohin sind wir eigentlich unterwegs?«
    »Zum Westrand von Port Nostalgia. Von dort reiten wir zum Ostrand, und dann müssen wir auf direktem Weg zurück zum Vordertor der Zitadelle. Wir haben nicht viel Zeit. Halte dich also bitte zurück, Lupus!«
    Sie nahm die Halskette ab, ein silbernes Stammessymbol, das er ihr vor vielen Jahren geschenkt hatte. »Pass bitte kurz darauf auf!«
    Ungerührt nahm er es, schob es in die Tasche, küsste Beami wortlos und ließ sein Pferd

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