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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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wieder zurückfallen. Dann zog er den Bogen von der Schulter und blickte rasch von links nach rechts. »Lass mich dir wenigstens Deckung geben!«
    »Danke«, flüsterte sie.
    Sie präparierte die Relikte und blickte auf, als es dicke Flocken zu schneien begann und man den grauen Himmel kaum mehr sah. Dann lenkte sie ihr Pferd mit einem leichten Schenkeldruck Richtung Port Nostalgia und war einmal mehr erstaunt, dass das ihr unvertraute Tier reagierte, als würde es ihre Gedanken kennen. Sie erreichte das Wasser und sah, dass schon vier Schiffe der Invasoren bis zur Hafeneinfahrt vorgestoßen waren und trotz der vielen Boote ungehindert auf die Anleger zukamen.
    Fischkutter kenterten berstend in ihrem Kielwasser, und das klang wie eine Reihe hölzerner Explosionen.
    »Beeil dich lieber«, riet Lupus ihr.
    Beami musterte die farbige Häuserreihe mit ihren leeren Fassaden. Zum Glück waren in den Fenstern keine Soldaten postiert, und keine Schwert- oder Pfeilspitzen ragten hinter den Barrikaden hervor.
    Der Kommandeur hatte befohlen, worum sie gebeten hatte.
    Sie saß ab und zog das erste verbesserte Digr-Brenna -Relikt aus der Tasche. Einige dieser Geräte hatte sie so verändert, dass sie auf Stiften stehen konnten. Nun schlug sie eins mit einem kleinen Hammer in eine Ritze zwischen den Pflastersteinen.
    Lupus hielt sich bei ihr und sah aufmerksam zu.
    »Halt Abstand, Lupus, bitte – ich komm allein zurecht, und gleich wird es sehr gefährlich. Also geh und nimm mein Pferd mit!«
    Er begriff sofort, und nichts bewies seine Achtung vor ihr mehr, als dass er wortlos die Pferde wendete.
    »Ich warte am Ostrand des Hafens auf dich«, sagte er noch, lächelte und war verschwunden.
    Keine Zeit für Gefühle, jetzt nicht. Tief durchatmen!
    Sie zwängte ein zweites Relikt in die Ritzen; es stand etwas schief, kippte aber nicht um. Zwanzig Schritte weiter platzierte sie wieder ein Relikt und so fort. Die ganze Zeit hatte sie dabei den beängstigenden Lärm der feindlichen Schiffe im Ohr, die sich zu den Kais durcharbeiteten.
    Zehn Minuten lang pflanzte Beami mit wehendem Umhang ihre Relikte auf. Sie wagte nicht, damit aufzuhören und die riesigen Schiffsrümpfe aus Metall zu mustern, die inzwischen unmittelbar vor dem Ufer aufragten.
    So, das war das letzte Relikt.
    Sie atmete noch ein paarmal tief durch – und floh.
    Beim Wegrennen hörte sie Gangways auf den Kai knallen und Schritte über diese Metallstege an Land klirren. Aus dem Innern der Schiffe drangen gepanzerte, unnatürlich anmutende Wesen. Worum es sich da auch handelte: Die Geschöpfe waren bewaffnet, strömten aus den Schiffen wie aus abscheulichen Lecks und jagten auf Beami und die Stadt zu.
    Tief durchatmen – denk daran!
    Der Anblick ließ Rufe und Geschrei aus der Stadt aufsteigen. Aus einer Straße kam ein Pfeil geschwirrt, und Beami betete, die Soldaten möchten sich den Eindringlingen nicht entgegenstellen, jedenfalls noch nicht.
    Geduld!
    Kauernd machte sie die Sprengvorrichtung scharf, als eine der Kreaturen bis auf wenige Schritte heranstürmte. Mit in der Kehle pochendem Herzen wartete sie, bis möglichst viele Wesen die Schiffe verlassen hatten. Dann drehte sie die Hand ein wenig und aktivierte so die Reliktreihe.
    Ein purpurnes Lichtnetz erhob sich über den Anlegern, und binnen Sekunden explodierten die Kais.
    Pflastersteine flogen auf ganzer Länge der Hafenanlagen durch die Luft, und die fremden Wesen kreischten unter der ungeheuren Demonstration von Beamis Ordensmacht ebenso seltsam wie durchdringend auf.
    Tief durchatmen!
    Steine hagelten ringsum nieder, und Beami rannte in eine Straße, flüchtete in einen Hauseingang. Körperteile und Bruchstücke von Außenskleletten krachten hinter ihr aufs Pflaster und bedeckten die Straße mit Blut. Ein durch die Explosion abgetrennter Rumelkopf schlitterte auf sie zu, blieb liegen und sah sie vorwurfsvoll an.
    Plötzlich spürte sie, wie der Boden unter ihr nachgab, und begriff, dass sie fliehen musste. Mit wehendem Umhang hetzte sie über einige Straßenkreuzungen und sah sich immer wieder um, doch kein Eindringling schien ihr nachzusetzen.
    Also verbarg sie sich in einer engen Seitengasse und beobachtete von dort aus die nächste Stufe ihres Werks.
    Eine Häuserreihe erbebte, neigte sich unwirklich und wie trunken vor und begrub alle Feinde unter sich, die nach dem ersten Angriff noch gestanden hatten.
    Mörtelstaub und Rauch verdunkelten die Szene, und als sie sich halbwegs lichteten, wurde klar,

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