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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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beiden Eigi .
    Abaris zog Ladegeräte unter seinem Umhang hervor, schob sie in die Griffe der von Ramon gehaltenen Relikte und übernahm dann selbst eins davon.
    Seite an Seite beobachteten die beiden unter den amüsierten Blicken der Bogenschützen, wie ein mildes Licht auf das Blutbad niederglitt. Die Soldaten kämpften weiter, und da und dort war zu sehen, wie einer Arm oder Gedärm verlor; auf ein geborstenes Sims war sogar ein Frauenkopf gepflanzt.
    Unter den Angreifern, die in die Straßen drängten, brach Verwirrung aus. Rumel brüllten Unverständliches, und Abaris hatte den Eindruck, sie erteilten den Okun Befehle. Die Stimmung der Feinde änderte sich spürbar.
    Die Teile brauchten eine Weile, bis sie sich verbanden, schafften es aber – wie immer … Langsam bildeten sich Glieder: Arme, Füße, Schenkelflanken; Rippen legten sich um Organe; Bruchstücke von Schienbeinen und Oberarmknochen wuchsen zusammen. Ein glitschiges, glitzerndes Wesen erhob sich hinter den Eindringlingen und sah sich mit funkelnden Augen, die aus zwei Schädeln bestanden, um. Der Erscheinung nach war die Gestalt ein Riese, doch diese Kreatur bestand aus zig Geschöpfen.
    Das vereinte Fleisch der Toten war wieder zum Leben erwacht.
    Der Riese sammelte zusätzliche Gefallene, baute seinen Körper damit weiter auf und seifte sich geradezu mit ihrem Blut ein. Sogar gebückt war er größer als alle Gebäude ringsum, und nun trampelte er langsam – von Abaris und Ramon durch Leuchtlinien geleitet – die Straßen entlang. Die zwei vervollkommneten seine Bewegungen und erkundeten behutsam seine Fähigkeiten. Als der Riese direkt auf sie zuschlurfte, wechselten die Kultisten ihren Platz auf dem Dach, um das Schlachtfeld im Blick zu behalten.
    Dieses Wesen war eine gewaltige und makabre Marionette.
    Die beiden Totenbeschwörer genossen den Kitzel der Erscheinung und warfen sich wissende Blicke zu, ohne ihre Bewunderung in Worte fassen zu müssen.
    Jetzt setzten sie den Riesen auf die Feinde an.
    Das Ungeheuer bückte sich schwerfällig, wischte die rothäutigen Rumelsoldaten beiseite, schnappte sich einen Okun nach dem anderen und zerquetschte sie in der massigen Faust. Die Opfer waren sofort tot, und ihre nassen Reste boten dem Riesen Material, sich noch mächtiger aufzubauen.
    Er riss Gebäudebrüstungen ab und ließ Dachziegel und Mauerwerk auf die Feinde regnen. Dann marschierte er mit sichtlichem Entzücken zwischen die Eindringlinge.
    Nun konzentrierten die Okun sich auf den Angreifer, hackten ihm unablässig ins Formfleisch und stießen mit ihren Schwertern, Äxten und Klauen nach seinen Füßen.
    Doch dieses Wesen gehörte ja bereits zu den Toten.
    Es bückte sich, zerpflückte Dutzende Okun wie Brot und warf sie in einen Blutstrom, der zum Hafen floss. Dann richtete es sich auf, federte auf Beinen aus geliertem Muskelfleisch und besah sich die Szenerie, als bewunderte es die von ihm angerichtete Verheerung.
    Die Kampflinien verwischten, und weder Angreifer noch Verteidiger wussten, was dieser Riese nun zu bedeuten hatte. Angst breitete sich aus.
    Ein hoher Offizier befahl den Dragonern den Rückzug, und die Kaiserlichen Soldaten wichen geordnet auf den kurvenreichen Straßen zurück. Alle Verkehrswege, durch die die Feinde womöglich kämen, blieben blockiert und gut verteidigt. Bogenschützen standen in den Fenstern, um alle, die den Soldaten folgen würden, niederzustrecken, doch die Zahl der Angreifer war stark zurückgegangen.
    Nach Abwehr des ersten Ansturms richteten die beiden Kultisten ihre Puppe auf die verbliebenen Feinde, und der Riese zerquetschte sie oder fegte sie ins Hafenbecken, dessen Wasser sich zunehmend rötlich färbte.
    Es gab keinen Jubel, keinen Grund zum Feiern.
    Als Nächstes eilten Soldaten aufs Schlachtfeld, bargen die Verwundeten und brachten sie auf Tragen ins Lazarett.
    Es begann heftig zu schneien.
    Abaris ließ das Monster innehalten. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr er sich erregt hatte, doch seine Brust hob und senkte sich mächtig, und sein Kopf war völlig verschwitzt.
    Der schneegetrübten Aussicht zum Trotz sah er, dass sich dem Hafen noch mindestens zwanzig Invasionsschiffe näherten. Abaris fühlte sich den Ereignissen vor seinen Augen seltsam entrückt. Selbst einer wie er, der den Umgang mit dem Tod gewohnt war, empfand große Angst bei dem Gedanken, wie es Villiren ergehen mochte.
    Etwas schwirrte durch die Luft, hinter ihm explodierte ein Gebäude, und Trümmer regneten auf die

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