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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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dass Hunderte Angreifer getötet waren, ohne dass nur ein Stadtbewohner das Leben gelassen hatte. Die Invasion vorläufig gestoppt zu haben, gab Beami einen Adrenalinstoß, und sie verstand darum nicht recht, warum sie weinte und zitterte.
    Lupus kam durch den Rauch geprescht und zog sie wortlos hinter sich aufs Pferd. Sie schlang die Arme um seine Hüften und drückte die Wange an seinen Rücken. So ritten sie durch immer mehr Soldaten hindurch, die zum Hafen unterwegs waren, um eine Verteidigungslinie zu bilden, zur Zitadelle.
    Aus dem Augenwinkel sah sie Abaris und Ramon den Weg hinunterbummeln, den sie gekommen war.
    Dann ging es in die Zitadelle und durch einen breiten Torbogen in den rechteckigen Innenhof. Lupus saß ab, half Beami vom Pferd und übergab das Tier einem Kameraden. Er setzte sie in einen Nebenraum und packte sie sorgfältig in eine Decke.
    Beami fieberte und hatte tränennasse Wangen. Immerhin weinte sie nicht mehr.
    »Was du geleistet hast, ist schier unglaublich, Beami«, flüsterte er voller Bewunderung.
    Doch seine Worte erreichten sie wie alle anderen Laute nur undeutlich und aus großer Ferne.
    Beim Bummeln die Straße hinab drängten sich viele Soldaten an ihnen vorbei. Abaris nahm die Hand seines langjährigen Geliebten Ramon.
    »Es herrscht Krieg, Liebster«, sagte er zu ihm. Über den Helmen der Infanterie waren die Stahlrümpfe der Invasionsflotte zu sehen. »Ist dein Unglücksbringer einsatzbereit?«
    Ramon schob die Hand unter den schwarzen Umhang und zur linken Hüfte, wo zwei von ihm entworfene Bewegungsrelikte steckten. Sie glichen tragbaren Traumfängern aus Metall: handgroße Messingkreise, die ein Gespinst aus Katzensilber rahmten. Diese Relikte hießen Eigi , und für so viele Angreifer würde eines in jeder Hand genügen. Abaris hielt nach einem Aussichtspunkt Ausschau und bedeutete Ramon, mit ihm die Außentreppe eines dreistöckigen, weiß getünchten Gebäudes zu ersteigen, das vor ihnen lag.
    Sie schoben sich langsam durch die vielen Soldaten und erkletterten das Flachdach, von wo sie einen ausgezeichneten Blick zum Hafen hatten. Auf den Dächern links und rechts standen Dutzende Bogenschützen in der grün-braunen Uniform der Dragoner und schossen erbarmungslos auf die Kaianlagen hinab. Ab und an kam ein Laufbursche vorbei, warf ihnen volle Köcher hin und sammelte die leeren zum Auffüllen ein.
    Wo die erstaunliche Beami gewirkt hatte, waren die Häuserzeilen am Hafen eingestürzt. Ungemein beeindruckend , überlegte Abaris, solche Wirkung ausüben und mit Brenna -Relikten die Ordnung der Dinge aufheben zu können . Er war kein Freund dieser Seite ihres Gewerbes, vermochte gut entwickelte Relikte aber wertzuschätzen.
    Unten tobte die Schlacht. In mächtigen Reihen strebten die Kaiserlichen Regimenter wohlgerüstet in die noch von Schutt und Trümmern übersäten Straßen. Beide Streitkräfte bewegten sich schwerfällig über das verwüstete Gelände. Die grauen Schiffe, die aus einem Abaris unbekannten Material erbaut waren, ragten gewaltig, glatt und gesichtslos auf. Die sogenannten Okun kletterten aus den großen Frachträumen, hatten aber wegen der Zerstörung ringsum Mühe, sich zu formieren. Und Abaris bemerkte, dass ihnen Rumel folgten – rothäutige Krieger in schwarzer Rüstung, die behutsamer über den Brei der Toten stiegen.
    Die Toten …
    Infanteristen marschierten in mehreren Reihen auf; es waren bald so viele, dass sie sich kaum bewegen konnten. Schon fielen die vorderen Soldaten, von Säbeln durchstochen oder von Klauen zerrissen. Sofort rückten ihre Kameraden nach, und dieser Anblick ließ an eine Quelle denken, aus der Todgeweihte strömten. Ganz hinten tauchten mehrere Reihen berittener Dragoner mit Lanzen und Keulen auf. Seltsam, sie so früh einzusetzen , dachte Abaris. Bald waren auch die Reiter vorn und schnitten etwas besser ab, da ihre Pferde die Okun niedertrampelten und ihre Keulen die Panzer der Angreifer zerschlugen. Die Truppenbewegungen waren unklar. Pferde gingen zu Boden. Abaris schien auf dem Dach von alldem ungemein fern und beobachtete das Geschehen wie ein Theaterstück. Todesschreie und Befehlsgebrüll verschwammen zu einem Lautgewirr, und die Kämpfer starben seltsam zusammenhanglos. Beide Ordensmänner waren mit dem Tod vertraut, aber nicht in diesem Maße. Zudem mussten sie lange warten, bis es genug Tote gab, damit sich das, was sie im Sinn hatten, lohnte.
    »Lass uns anfangen, Schatz«, erklärte Abaris, und Ramon hob die

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