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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Sonnenuntergang kam es zu einem kleineren Gefecht: Zwei feindliche Rumelkundschafter hatten die Lage auf einem öden Platz geprüft, um Tiefe und Breite der kaiserlichen Linien auszuloten.
    Doch die rothäutigen Rumel hatten nicht bemerkt, dass sie von den Ersten Rumel-Freischärlern beobachtet wurden, die in den Ruinen einer ehemaligen Bäckerei kauerten.
    Gut, näher kommt ihr uns nicht, ihr Mistkerle!
    Jeryd beugte sich aus seinem Versteck hinter den Trümmern und gab mit einer Handbewegung Schießbefehl. Armbrustbolzen schnellten durch die Luft, schlitterten übers Pflaster, zerschlugen das Fenster eines umgekippten Fiakers und trafen die Kundschafter in den Arm beziehungsweise den Oberschenkel; beide hoben ihre Schilde und hechteten zur gleichen Seite in Deckung. Kaum außer Sicht, brachten sie sich eilends in Sicherheit, was Jeryd ungemein ärgerte. Er hatte mindestens einen Gefangenen machen wollen, um weitere Informationen zu erlangen. Oder um wenigstens zu schauen, woraus diese Wesen bestanden …
    Was sollte er vom Auftauchen der andersfarbigen Rumel nur halten? Sie zu sehen, veränderte seine Vorstellungen vom Weltgefüge. Dass seine Gattung womöglich eine größere Geschichte hatte als angenommen, verunsicherte ihn.
    Aus Dämmerung wurde Dunkelheit: seine dritte Nacht in diesem Krieg.
    Unendlich gelangweilt lehnte Jeryd an der Barrikade und richtete die Armbrust in die Finsternis. Seit einiger Zeit hatte sich nichts bewegt. Mondlicht spiegelte sich auf dem Pflaster des Platzes, wo sich die Stadtteile Allmende, Salzwasser und Narbenhaus trafen.
    Er hatte Befehl, die Stellung zu halten und bei einem nächtlichen Angriff sofort die Zitadelle zu warnen. Solche Meldungen konnten darüber entscheiden, ob die Stadt sich behauptete oder den Invasoren in die Hände fiel.
    »Es ist arschkalt, und nicht mal eine Ratte lässt einen Furz«, brummte Jeryd seinem Unteroffizier Bags zu.
    »Ja, Sir«, gab der junge, braunhäutige Rumel zurück. »Aber besser als ein Gefecht, oder?«
    »Wahrscheinlich«, räumte Jeryd ein.
    Bags war der Sohn eines Kollegen von der Inquisition und schien als Barbier halb Villiren zu kennen. Kam das Gespräch auf Leute, die ihm neu waren, tippte er sich an die breite Nase und eilte davon, um mit der einen oder anderen Kontaktperson zu sprechen. Kurz darauf kehrte er mit den nötigen Hintergrundinformationen zurück und wusste mitunter auch von einem kleinen Skandal zu berichten.
    Jeryd mochte diese Fähigkeit und hatte den Burschen rasch an seine Seite gezogen. Zugegeben: Es war angenehm, wieder unter so vielen Rumeln zu sein; schade nur, dass er ihnen nicht unter angenehmeren Umständen begegnet war.
    Plötzlich brach unter seinen Leuten eine Rauferei aus, und als Vorgesetzter musste er einschreiten. Trotz des neuen Schwerts, das für ihn noch ungewohnt und zudem sehr schwer war und dauernd störte, näherte er sich den Streithähnen durchaus würdevoll.
    »Verflixt, was soll denn das?«, rief er ihnen über die Straße zu.
    Ein Rumelsoldat zankte mit einigen Menschen. Als andere dazukamen, um die Streitenden zu trennen, hatte der junge Mann eine gebrochene Nase und blutete stark.
    »Was soll denn das? Es ist schon Krieg – da müssen wir nicht auch noch aufeinander losgehen!«
    Einer der Männer strich seine Kleidung glatt und rief: »Ihr Rumel seid es doch, die uns überfallen. Ihr seid die Feinde! Wir haben immer gewusst, dass mit euch was nicht stimmt, und siehe da: ein ganzer Haufen von euch – und schwer bewaffnet. Warum soll man euch trauen?«
    Bags stand neben Jeryd und hob die Armbrust, doch sein Vorgesetzter schob ihn weg. »Zurück, Junge – gerade darauf haben sie es abgesehen.«
    Er wandte sich an die Menschen. »Wir verteidigen Villiren, auf Befehl des Kaiserreichs. Wir sind auf eurer Seite, und ihr kommt und wollt uns verletzen. Als ob diese Stadt nicht schon genug Tod gesehen hätte.«
    »Verschwindet, Rumel!«, knurrte der Mann, machte ein paar beleidigende Gesten und rannte in die Dunkelheit davon. Wenn die Dinge hier schon so übel stehen, wie schlimm ist es dann in den Tunneln, wo Marysa sich aufhält? Bei Bohr – hoffentlich geht es ihr gut.
    Ein älterer Mann stolperte zu Boden, und seine Taschen fielen in den Schmutz. Marysa half ihm auf, und seine Familie bedankte sich. Bald hatten sie sich wieder im Gedränge verloren.
    Langsam schoben sie sich durch die nur da und dort von Sturmlaternen und Fackeln erleuchteten Tunnel. Bisweilen drang Donner von oben herab,

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