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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Tier denn?«
    Jeryd zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Rindersteaks vielleicht? Oder sogar Schweinekoteletts?«
    Der Mann musterte Jeryd kurz, nickte, bückte sich zur Seite und zog etwas hinterm Tresen vor. Als er sich wieder zu ihm umwandte, hielt er zwei fette, saftige Steaks in der Hand. »Erstklassig«, bestätigte Jeryd und zog einen Lordil aus der Tasche. »Stimmt so.«
    Der Händler besah sich die Münze, knurrte etwas Anerkennendes, packte die Steaks in Papier und gab sie Jeryd, der sie unter den Arm schob und weiterging, um Wein zu kaufen.
    Als Kerzenschein der schäbigen Wohnung später eine heimelige Atmosphäre verlieh, hatte er den Eindruck, ihr Abendessen könnte durchaus ein Erfolg werden. Was sie gemietet hatten, war sicher nicht ideal, doch mit passender Beleuchtung und Räucherstäbchen konnte es recht romantisch werden. Man kann aus praktisch jeder Lage etwas machen , überlegte Jeryd, wenn es einem gelingt, eine romantische Stimmung zu zaubern. Ein guter Ermittler nimmt jede Herausforderung an … Er hatte sogar Meeresleuchten gekauft, und die schimmernden Algen trieben als lebende Lampe in einer gallertartigen Flüssigkeit.
    Jeryd merkte, dass er allmählich eine Anhänglichkeit an diese Wohnung entwickelte, und vielleicht würde es ihm und Marysa mit etwas Anstrengung ja gelingen, hier wie früher miteinander zu schlafen. Ihr Verhältnis war nicht mehr ganz so perfekt wie einst, vor etwa hundertfünfzig Jahren, aber da sie ihre Beziehung vor Monaten gekittet hatten, standen sie einander nun immerhin erheblich näher als in den Jahren davor. Langsam konnten sie die kleinen Gesten wieder lesen, einander länger in die Augen schauen und sich zärtlich über Wange oder Nacken streichen. Ihre Beziehung wuchs aus kleinen Einzelheiten zaghaft wieder zusammen, und das machte Abende wie diesen umso wichtiger.
    Mit aufgekrempelten Hemdsärmeln und – des spritzenden Öls wegen – weit abgespreiztem Schwanz machte Ermittler Rumex Jeryd sich daran, ein Abendessen für zwei zu kochen. Marysa hatte beim Schüren des Feuers im Nebenzimmer ein Lied zu summen begonnen, das er nicht erkannte, das ihm aber das Gefühl vermittelte, sie seien zum ersten Mal verabredet. Aufgrund des Kampfsports war sie deutlich trainierter. Ihr Selbstbewusstsein hatte sehr gewonnen, und sie sagte, sie könne in jeder körperlichen Auseinandersetzung bestehen – eine Behauptung, die ihm Anlass zu vielen Anspielungen gegeben, ihm aber auch bewusst gemacht hatte, dass sein Bauch immer dicker wurde.
    Wer hätte gedacht, dass ein Kauz wie ich sich in meinem Alter noch fühlen könnte wie ein verliebtes Küken …
    Er packte die Steaks aus, tat sie ins heiße Fett und zupfte Rosmarin von einem Zweig, der erstaunlich teuer gewesen war.
    Diese Händler sind einfach Halsabschneider.
    Binnen einer Minute begann es zu stinken.
    Sofort nahm er die Pfanne vom Herd und inspizierte die Steaks mit Ermittleraugen.
    Marysa steckte den Kopf in die Küche. »Die sind noch nicht durch, oder? Du hast sie doch eben erst in die Pfanne getan!«
    Jeryd lachte bitter. »Mit denen stimmt was nicht.«
    Sie kam näher und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ihr Parfüm bildete einen angenehmen Kontrast zu dem Geruch, der aus der Pfanne stieg. »Ist das Fleisch vergammelt?«
    »Nein, ich hab es vorhin gekauft, und es sah frisch aus, war jedenfalls nicht vertrocknet oder so.« Dann fiel ihm auf, dass der Geruch ihn an etwas erinnerte, und zwar an nichts Gesundes.
    »Das kann doch nicht wahr sein … «
    »Was?«, wollte Marysa wissen.
    »Nein, unmöglich.«
    »Was denn?«, wiederholte sie verärgert. »Was vermutest du denn, Rumex?«
    Jeryd stellte die Pfanne behutsam auf den Tisch und begutachtete den Inhalt aus nächster Nähe. »Diesen Geruch kenne ich von Leichenverbrennungen … und das deutet darauf hin, dass dies hier Menschen- oder Rumelfleisch ist. Ich bin mir allerdings nicht sicher – vielleicht stammt es auch nur von einer ungewöhnlichen Art Vieh.«
    Marysa kreischte vor Schreck. »Wie ekelhaft! Das kann doch nicht von Menschen oder Rumeln sein!«
    »Tja, ich weiß es nicht.« Jeryd setzte die Pfanne beiseite. »Aber morgen früh finde ich heraus, woher der Händler das Fleisch hat. Wie ich zu sagen pflege: Ein guter Ermittler folgt stets seiner Nase.«

KAPITEL 25
    D ie Straßen waren kalt und eng. Nur Betrunkene und hoffnungslos Verrückte lungerten noch in den Eingängen der Geschäfte herum.
    Brynd war von seiner Nervosität berauscht. Er

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