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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hochgeflogen.
    „Das ist Phineas. Er ist ein unordentlicher Sperlingskauz und ihr dürft nicht sagen, dass er mickrig ist, weil er nämlich schon ausgewachsen ist. ,Klein‘ darf man ihn aber nennen, und wisst ihr, was er gesagt hat? Er hat gesagt, er ist außer sich! Ist das nicht komisch? Hast du so was schon mal gehört, Onkel Gränk?“
    „Beruhige dich“, sagte Gränk streng. Der junge Prinz war seinem Vater in vielem ähnlich. Er hatte H’raths Begeisterungsfähigkeit und Lebhaftigkeit geerbt.
    „Darf ich ihn behalten, Onkel Gränk?“
    „Behalten?!“, wiederholten Gränk, Theo und Phineas im Chor.
    „Jetzt pass mal gut auf, Hoole“, sagte Gränk mit Nachdruck. „Phineas ist ein Lebewesen wie du und ich. Ein Lebewesen kann man nicht ,behalten‘, weil es einem nicht gehört.“ Er wandte sich an Phineas. „Nimm es ihm bitte nicht übel. Herzlich willkommen bei uns.“
    „Danke“, sagte Phineas höflich. Er drehte sich zu Hoole um. „Ich bin übrigens nicht zu deiner Belustigung da, merk dir das.“
    Hoole legte beschämt die Federn an. „Verstanden. Bleibst du trotzdem eine Weile hier? Du kannst auch die Hälfte von meiner Wühlmaus abhaben. Es ist sowieso zu viel Fleisch für einen allein. Ich hab ihr nur vorhin den Kopf abgebissen, weil ich Appetit hatte.“
    Hoole hüpfte quer durch die Höhle und zerrte die kopflose Maus aus dem Winkel, in dem die Vorräte lagerten. „Hier! Kannst du auffressen.“
    Glaux hilf! , dachte Gränk. Wenn der Kleine jemals auf den Thron gelangt, muss er sich wie ein König zu benehmen wissen. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit.

Plieks und Ygryks nächstes Ziel war eine Inselgruppe, das sogenannte Dreizack-Archipel. Sie landeten auf der kleinsten der drei Inseln. Hier wollte Ygryk einen Zauber wirken, der sie eine Nacht und einen Tag lang wie eine Eule aussehen ließ. Ygryk hatte vor, sich als Uhuweibchen zu tarnen, passend zu Pliek. Vom Dreizack-Archipel war es nur noch ein kurzer Flug bis zum Bittermeer. Der Wind hatte gedreht. Er kam jetzt von hinten und schob sie an.
    Pliek hatte schon zweimal miterlebt, wie Ygryk sich in eine Eule verwandelte. Er fand es jedes Mal wieder spannend. Als Erstes wurde ihr schwarz glänzendes Dämonengefieder stumpf. Ihr Brustgefieder färbte sich grau mit wellenartigen hellen Bändern. Die kurzen Federn um die Augen und unter dem Schnabel wurden weiß. Zum Schluss schrumpften die beiden hohen Federbüschel über ihren Augen und verwandelten sich in die eulentypischen Federohren. Weil Dämonen doppelt so groß wie Eulen waren, wurde Ygryk während der Verwandlung auch kleiner. Das Ganze dauerte nur Minuten.
    Als die Verwandlung vollzogen war, erteilte Ygryk ihren Halb-Hägs neue Befehle. Die kleinen Parasiten sollten ihre Flugformation Ygryks veränderter Gestalt anpassen. Wieder einmal bewunderte Pliek seine Gefährtin. Wenn es ihnen tatsächlich gelingen sollte, Sivs Küken in einen Dämon zu verwandeln, stünde ihnen der Weg zur Macht offen!
    Hätte Fürst Arrin von diesem Vorhaben gewusst, hätte er ihnen bestimmt nicht erlaubt, Sivs Kind zu adoptieren. Arrin duldete keine Rivalen. Er umgab sich ausschließlich mit Jasagern, die all seinen Plänen zustimmten. Doch weil er unbedingt Siv zu seiner Gefährtin machen wollte, war er jetzt auf Plieks und Ygryks Unterstützung angewiesen.
    „Bist du so weit?“, fragte Pliek.
    „Ja.“ Die beiden Uhus schwangen sich in die Lüfte und nahmen Kurs auf die Insel im Bittermeer. Ygryks Halb-Hägs hatten gemeldet, dass Siv sich dort aufhielt.
    Beim Anflug auf das Bittermeer hatte Siv plötzlich ein mulmiges Gefühl im Magen. Es kam ihr vor, als würde sie verfolgt. Sie entschloss sich, in einer Gegend im Westen zwischenzulanden, die allgemein als „Namenlos“ bezeichnet wurde.
    Als Landeplatz suchte sie sich eine hohe Klippe aus. Das Gestein war zerklüftet und bot ein hervorragendes Versteck. Man selbst war unsichtbar, konnte aber alles beobachten, was um einen herum vor sich ging. Als Siv nach einem geeigneten Plätzchen Ausschau hielt, entdeckte sie zu ihrer Überraschung eine Schnee-Eule, die in einem Felsspalt saß und den Kopf herausstreckte. Siv wunderte sich, denn nur selten verschlug es Eulen nach Namenlos. Sie kannte die Schnee-Eule sogar. Es war Schneerose, die auf dem Stromertreffen gesungen hatte. Schneerose war prächtig geschmückt. Um den Hals trug sie eine Ranke aus roten Beeren. In ihrem Kopfgefieder steckten silbrige Rentierflechten und leuchtend blaue Federn,

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