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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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froh über meine Unterhaltung mit den Sänftenträgerinnen, weil ich fast alles verstehen konnte, was er sagte. Seine Begrüßungsworte richteten sich an uns alle, auch an Edel, denn er sagte, zuvor hätte er ihn nur als Abgesandten von König Listenreich begrüßt, und nun hieße er ihn als Prinz Veritas' Stellvertreter willkommen. August wurde ebenfalls erwähnt, und beide erhielten Geschenke, edelsteinbesetzte Dolche, ein kostbares duftendes Öl und wertvolle Pelzstolen. Als man ihnen die Stolen um die Schultern legte, dachte ich peinlich berührt, daß sie jetzt mehr nach Zierpuppen als nach Prinzen aussahen, denn im Gegensatz zu den betont einfachen Gewändern von König Eyod und seinen Begleitern hatten Edel und August sich mit Ketten und Ringen aufgeputzt, und ihre Festkleidung aus opulenten Brokat- und Moirestoffen wirkte beinahe lächerlich in ihrer übertriebenen Extravaganz. Mir kamen alle beide geckenhaft und eitel vor, aber ich hoffte, unsere Gastgeber würden annehmen, ihr Aufzug wäre ein Teil unserer fremdländischen Sitten.
    Anschließend winkte zu meiner größten Verlegenheit der König seinen männlichen Diener nach vorn und stellte ihn den Versammelten als Prinz Rurisk vor. Bei der Frau handelte es sich natürlich um Prinzessin Kettricken, Veritas' Verlobte.
    Schlagartig wurde mir klar, daß die Frauen, die unsere Sänften getragen und uns mit Kuchen und Wein bewirtet hatten, keine Dienstboten gewesen waren, sondern die weiblichen Mitglieder des königlichen Haushalts, die Großmütter, Tanten und Basen der Braut, die alle der geheiligten Tradition folgten, ihrem Volk zu dienen. Und ich hatte mit ihnen geschwatzt wie mit meinesgleichen – wieder verfluchte ich in Gedanken Edel, daß ihm nicht eingefallen war, uns eine genauere Beschreibung der Sitten und Gebräuche zu schicken, statt der langen Liste von Edelsteinen und Kinkerlitzchen, die er mitgebracht haben wollte. Die ältere Frau neben mir war also des Königs Schwester. Sie mußte meine Verwirrung gespürt haben, denn sie klopfte mir begütigend auf die Schulter und lächelte über mein Erröten, als ich mich stotternd um eine Entschuldigung bemühte.
    »Du hast nichts getan, weswegen du dich schämen müßtest«, sagte sie und erlaubte mir dann, sie weiterhin mit Jonqui anzureden.
    Ich schaute zu, als August der Prinzessin den Schmuck zeigte, den Veritas für sie ausgesucht hatte. Zu dem Geschmeide gehörte ein silbernes Haarnetz mit roten Steinen und eine mit größeren roten Steinen besetzte silberne Haarspange. Außerdem ein Reif in Form einer Weinranke, ebenfalls aus Silber, an dem zahlreiche Schlüssel klimperten – die ihr als Hausherrin die Türen von Bocksburg öffneten, erklärte August – und schließlich noch acht schlichte Silberringe für ihre Finger. Sie hielt still, als Edel ihr eigenhändig den Schmuck anlegte. Ich fand, das Silber mit den roten Steinen hätte an einem brünetten Mädchen besser ausgesehen, aber Kettrickens Lächeln verriet ungeheucheltes Entzücken, und um mich herum nickten sich die Leute beifällig zu und murmelten anerkennend. Vielleicht, dachte ich, findet sie Gefallen an unserem fremdländischen Putz.
    Ich war dankbar, daß König Eyod seine Rede kurz hielt. Er fügte weiter nichts hinzu, als daß wir willkommen seien, und forderte uns auf, der Ruhe zu pflegen und die Annehmlichkeiten der Stadt zu genießen. Falls wir etwas brauchten, sollten wir uns an den ersten wenden, der uns begegnete, und man werde sich bemühen, uns zu helfen. Für den Mittag des nächsten Tages war der Beginn der dreitägigen Vermählungsfeier geplant, und er hoffte, wir würden erholt daran teilnehmen. Dann kamen er und seine Kinder von dem Podium herab, um sich unter das Volk zu mischen, als wären wir allesamt Soldaten auf derselben Wache.
    Jonqui hatte mich offenbar ins Herz geschlossen, und mir fiel keine elegante Möglichkeit ein, ihrer Gesellschaft zu entrinnen. Deshalb nahm ich mir vor, so schnell wie möglich soviel wie möglich über die Kultur des Bergvolkes zu lernen. Doch als erstes übernahm sie es, mich dem Prinzen und der Prinzessin vorzustellen. Sie standen mit August zusammen, der zu erläutern schien, wie durch ihn Prinz Veritas Zeuge der Zeremonie sein könne. Er sprach mit erhobener Stimme, als wäre es dadurch für seine Zuhörer leichter, den Sachverhalt zu begreifen. Jonqui hörte einen Moment zu, dann beschloß sie, August hätte seine Ausführungen beendet, und ergriff das Wort. Sie redete, als

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