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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu bleiben und sich nicht anmerken zu lassen, wie es in ihr aussah. »Die Summe, die er mir bot, wäre groß genug gewesen, um eine Kerzenzieherei zu eröffnen. Ich hätte ihn am liebsten geschlagen. Ich sagte ihm, wenn Geld mich dazu bringen könnte, jemanden zu lieben oder nicht zu lieben, dann wäre ich in der Tat eine Hure. Er wurde sehr ungehalten, aber er ging.« Sie schluchzte einmal auf, dann war sie still. Ich streichelte mit den Händen sanft über ihre bebenden Schultern, dann über ihr Haar.
    »Edel ist nur darauf aus, Unheil zu stiften«, hörte ich mich sagen. »Er sucht mich zu treffen, indem er dich vertreibt. Mich zu beschämen, indem er dich kränkt.« Ich schüttelte den Kopf über meine eigene Dummheit. »Ich hätte es vorhersehen müssen, aber ich dachte nur daran, er könnte deinen Namen in den Schmutz ziehen oder dafür sorgen, daß dir etwas zustößt. Burrich hatte recht. Der Mann kennt keine Moral, er fühlt sich an keine Regeln gebunden.«
    »Zuerst war er schroff, aber niemals wirklich beleidigend. Er käme nur als Abgesandter des Königs, sagte er, und er käme selbst, damit nicht noch jemand ins Vertrauen gezogen werden müßte. Ihm sei daran gelegen, Gerede zu vermeiden, nicht welches zu verursachen. Später, nachdem wir einige Male miteinander gesprochen hatten, sagte er, es täte ihm leid, mich so in die Enge getrieben zu sehen, er werde dem König erklären, ich sei nicht schuld an der unglückseligen Geschichte. Er kaufte mir sogar einige Kerzen ab und sorgte dafür, daß man am Hof von den Waren erfuhr, die ich zu verkaufen habe. Ich glaube, er versucht zu helfen, FitzChivalric. Oder so versteht er es.«
    Zu hören, wie sie Edel verteidigte, traf mich tiefer als jede Beleidigung oder Zurückweisung aus ihrem Mund. Meine Finger verhedderten sich in ihrem Haar, behutsam löste ich sie aus dem Gewirr der seidigen Strähnen. Edel. Die langen Wochen der Beschränkung, in denen ich ihr ausgewichen war, nicht einmal mit ihr gesprochen hatte. Nur, damit statt meiner Edel zu ihr gehen konnte, nicht, um ihr den Hof zu machen, nein, aber um sie mit seinem aalglatten Charme und berechnenden Worten für sich einzunehmen. Um an ihrem Bild von mir zu kratzen, während ich nicht zur Stelle war, um seine Behauptung zu widerlegen. Er stellte sich als ihr Verbündeter dar, während ich in Abwesenheit der leichtsinnige, selbstsüchtige Fant wurde, der rücksichtslose Schuft. Ich biß mir auf die Zunge, um nicht auszusprechen, was ich dachte. Jedes Wort hätte sich angehört, als versuchte ein oberflächlicher, gekränkter Jüngling, sich an jemandem zu rächen, der ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte.
    »Hast du je mit Philia oder Lacey über Edels Besuche geredet? Was haben sie dir von ihm erzählt?«
    Sie schüttelte den Kopf, und der Duft ihres Haares stieg mir in die Nase. »Er hat mir nahegelegt, Stillschweigen zu bewahren. ›Frauen reden‹, sagte er, und ich weiß, daß es stimmt. Ich hätte nicht einmal mit dir darüber sprechen dürfen. Er sagte, Philia und Lacey würden mehr Respekt vor mir haben, wenn es aussähe, als wäre ich von allein zu dieser Einsicht gelangt. Er sagte auch, du würdest mich nicht gehen lassen… wenn du wüßtest, daß er mich zu diesem Entschluß veranlaßt hätte. Du müßtest glauben, ich hätte mich aus eigenem Wollen von dir abgewendet.«
    »Wie gut er mich kennt.«
    »Ich hätte dir nichts davon sagen sollen.« Sie bog den Oberkörper ein wenig zurück und schaute mir ins Gesicht. »Ich weiß nicht, weshalb ich es getan habe.«
    Ihre Augen und ihr Haar hatten die Farbe des Waldes. »Vielleicht wolltest du nicht, daß ich dich gehen lasse?«
    »Du mußt es tun«, entgegnete sie. »Wir beiden wissen, es gibt keine Zukunft für uns.«
    Ihren Worten folgte eine tiefe Stille, nur das Feuer knisterte leise. Keiner von uns rührte sich, und doch fühlte ich mich unerklärlich an einen anderen Ort versetzt, wo ich mir schmerzhaft deutlich unserer Nähe bewußt wurde. Ihre Augen und der Kräuterduft ihrer Haut und ihres Haares waren eins mit der Wärme und Geschmeidigkeit ihres Körpers unter dem weichen, wollenen Nachtgewand. Ich erfuhr sie wie eine neue Farbe, die sich meinen Augen darbot. Alles bewußte Denken ging unter in diesem überwältigenden Erwachen der Sinne. Ich weiß, daß ich zitterte, denn sie legte mir die Hände auf die Schultern, um mich zu stützen. Ein Wärmestrom durchflutete mich. Ich blickte in ihre Augen und staunte über das,

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