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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Steigung hinauf, für meine verzweifelte Sorge nicht schnell genug. Auf dem Kamm zügelte ich Rußflocke und schaute hinunter auf eine Szene, die ich niemals werde vergessen können.
    Drei Männer, zerlumpt, bärtig, stinkend. Um etwas in Streit geraten, knurrten und blafften sie sich an. Mit der Macht konnte ich sie nicht wahrnehmen, doch ich erkannte in ihnen die Entfremdeten, die Nachtauge mir gezeigt hatte. Sie war ein kleines Mädchen, vielleicht drei Jahre alt, und sie trug einen leuchtend gelben Kittel, liebevoll von den Händen einer Mutter genäht. Die Bestien zerrten an ihr, als wäre sie ein in der Schlinge gefangenes Kaninchen, ohne Rücksicht auf das Restchen Leben, das noch in ihr flackerte. Ich brüllte meine Wut hinaus und zog das Schwert, gerade als der heftige Ruck eines der Entfremdeten ihr das zarte Genick brach und der Funke erlosch. Bei meinem Gebrüll hob einer der Männer den Kopf und drehte sich zu mir herum, sein Bart war rot von Blut. Er hatte nicht erst ihren Tod abgewartet, bevor er mit der Mahlzeit begann.
    Ich stieß Rußflocke die Hacken in den Leib und stürmte auf sie los wie der Sendbote der Vergeltung. Aus dem Wald zur Linken kam Nachtauge zum Vorschein. Er war vor mir bei ihnen, sprang auf den Rücken des einen und schlug ihm die Zähne in den Nacken. Dann war ich heran. Der Mann mit dem blutigen Bart hob in einer Geste der Abwehr die Hand, aber mein neues Schwert schlug ihm halb den Kopf von den Schultern, bevor es in der Wirbelsäule steckenblieb. Ich zog das Messer und warf mich vom Sattel auf den Mann, der sich mit dem Dolch gegen Nachtauge zur Wehr setzte. Derweil griff sich der dritte Entfremdete das Kind und flüchtete damit in den Wald.
    Sein Kumpan kämpfte wie ein wütender Bär, selbst nachdem mein Messer ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte. Die Eingeweide quollen über seinen Gürtel, und dennoch stolperte er hinter uns her. Ich hatte nicht einmal Zeit für das Grauen, das ich empfand. Er war dem Tod geweiht, deshalb überließ ich ihn seinem Schicksal, und wir nahmen die Verfolgung des geflohenen Entfremdeten auf. Nachtauge war ein schlanker grauen Schatten, der in weiten Sätzen den flachen Hang hinaufschnellte, und ich verfluchte meine zwei schwerfälligen Menschenbeine, die mich nicht schneller tragen wollten. Die Fährte war deutlich, zertrampelter Schnee, Blut und der faulige Gestank der Kreatur. Mein Verstand spielte mir Streiche. Ich schwöre, als ich mich keuchend diesen Hang hinaufquälte, bildete ich mir ein, ich könnte noch rechtzeitig kommen, um ihren Tod ungeschehen zu machen, sie zurückholen. Als hätte das Furchtbare nicht stattgefunden. Ein unsinniger Impuls, der mir frische Kräfte verlieh.
    Er hatte eine falsche Spur gelegt und lauerte uns auf. Unvermutet kam er hinter einem großen Baumstumpf hervorgesprungen, schleuderte Nachtauge den Leichnam des Mädchens entgegen und sprang mich an. Er war groß und hatte Muskeln wie ein Schmied, nicht verwunderlich, daß er im Gegensatz zu den meisten anderen Entfremdeten wohlgenährt aussah und warme Kleidung trug.
    Ich versuchte auszuweichen, doch schon hatte er mir von hinten den knorrigen Unterarm um die Kehle gelegt, und wir stürzten. Sein Würgegriff drückte mir die Luft ab, begraben unter seinem massigen Körper konnte ich mich nicht rühren. Mein linker Arm war unter meinem Brustkorb eingeklemmt, aber in der anderen Hand hielt ich das Messer und stieß damit nach hinten, ein-, zweimal in einen fleischigen Schenkel. Er heulte zornig auf und winkelte den Arm um meinen Hals fester an, gleichzeitig drückte er mein Gesicht auf die gefrorene Erde. Schwarze Punkte tanzten mir vor den Augen. Nachtauge war plötzlich eine zusätzliche Last auf meinem Rücken, ich glaubte meine Wirbelsäule knacken zu hören. Die Reißzähne des Wolfs zerfleischten den Rücken des Mannes, aber der Entfremdete drückte nur das Kinn an die Brust und zog abwehrend die Schultern hoch. Er wußte, mit mir war es bald aus, dann hatte er Zeit genug, sich mit dem Tier zu befassen.
    Natürlich brach bei dem Ringen die Wunde an meinem Hals auf und begann zu bluten. Der zusätzliche Schmerz weckte noch einmal meinen Lebenswillen. Ich schüttelte wild den Kopf, und weil das Blut wie ein Schmiermittel wirkte, gelang es mir, ein klein wenig den Hals zu drehen. Einmal konnte ich röchelnd Luft holen, bevor der Koloß den Arm wieder anspannte und langsam meinen Kopf nach hinten bog. Vielleicht wollte er ein schnelles Ende machen und mir das

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