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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erstenmal aufzustehen versucht.
    »Mich gelüstet es nicht nach diesem Mann«, sagte Serene kalt. »Und ich habe ihn auch nicht angegriffen.«
    »Nun, was immer es ist, das Ihr tut, Ihr tut es besser in Euren eigenen Gemächern!« Der Ton des Narren ließ keinen Zweifel daran, daß er mit dieser unerquicklichen Angelegenheit nichts mehr zu schaffen haben wollte. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, bückte er sich, hob das Tablett auf und setzte seinen Weg den Gang hinunter fort. Als ich den Elfenrindentee entschwinden sah, entrang sich mit ein wehes Stöhnen. Serene fuhr zu mir herum, ihr Gesicht war zu einer haßerfüllten Grimasse verzerrt.
    »Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen!« fauchte sie mich an.
    Ich holte tief Atem. »Aber bitte in Euren eigenen Gemächern.« Es gelang mir, eine Hand zu heben und auf die offene Tür zu deuten. Sie stürmte hinaus, Justin folgte ihr mit weichen Knien. Die Magd und das Kind wichen voller Abscheu zur Seite, um sie vorbeizulassen. Natürlich hatte keiner den Anstand besessen, die Tür hinter sich zu schließen. Es erforderte eine ungeheure Anstrengung, vom Bett aufzustehen und die paar Schritte zu gehen, um sie zuzumachen. Mein Kopf fühlte sich an, als balancierte ich einen Fremdkörper auf den Schultern. Nachdem das Werk vollbracht war, machte ich mir gar nicht erst die Mühe, mich wieder in mein Bett zu legen, sondern rutschte einfach mit dem Rücken an der Wand hinunter und blieb auf dem Boden sitzen. Ich fühlte mich am Ende meiner Kräfte.
    Bruder, stirbst du?
    Nein. Aber ich habe Schmerzen.
    Ruh dich aus. Ich werde dich beschützen.
    Was dann geschah, kann ich nicht erklären. Ich ließ etwas los, etwas, woran ich mich mein ganzes Leben lang geklammert hatte, ohne mir dessen bewußt zu sein. Willig sank ich in eine weiche, warme Dunkelheit, während ein Wolf mit meinen Augen wachte.

KAPITEL 22
BURRICH
     
    Prinzessin Philia, Gemahlin des Königs-zur-Rechten Chivalric, stammte ursprünglich aus dem Binnenland. Ihre Eltern, Lord Eichental und Lady Revera, gehörten dem niederen Adel an Daß ihre Tochter so weit aufsteigen würde, einen Prinzen von königlichem Geblüt zu heiraten, muß für sie unfaßbar gewesen sein, besonders in Anbetracht des flatterhaften, um nicht zu sagen wunderlichen Charakters ihrer Tochter. Chivalrics unbeirrbarer Wunsch, Philia zur Gemahlin zu nehmen, führte zu einem ersten Zerwürfnis mit seinem Vater, König Listenreich, denn durch die Heirat mit ihr gewann er weder wertvolle Verbündete noch politische Vorteile, sondern nur eine im höchsten Maße exzentrische Frau, deren große Liebe zu ihrem Gatten sie nicht daran hinderte, freiheraus unpopuläre Meinungen zu äußern. Es änderte sich auch nichts daran, daß sie alle Tage neue Interessen entdeckte, denen sie sich mit ausschließlicher Begeisterung widmete, ohne je lange bei einer Sache bleiben zu können.
    Ihr Eltern starben bald nach der Vermählung, im Jahr der Blutpest, und sie war kinderlos und galt als unfruchtbar, als ihr Gemahl Chivalric bei einem Sturz vom Pferd zu Tode kam.
     
    Ich wachte auf. Oder vielmehr, ich kam wieder zu mir. Ich lag in meinem Bett, umhüllt von Wärme und Weichheit. Ohne mich zu rühren, versuchte ich festzustellen, wie es mir ging. Mein Kopf tat nicht mehr weh, aber ich fühlte mich müde und zerschlagen, wie es manchmal der Fall ist, nachdem Schmerzen abgeklungen sind. Ein Frösteln lief mir über den Rücken. Molly lag nackt neben mir, ihr Atem strich warm über meine Schulter. Es war entweder sehr spät oder sehr früh. In der Burg schien alles zu schlafen.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, wie ich in mein Bett gekommen war.
    Molly erwachte. Sie schmiegte sich enger an mich und lächelte verschlafen. »Du bist manchmal so seltsam«, murmelte sie. »Aber ich liebe dich.« Dann fielen ihr die Augen wieder zu.
    Nachtauge!
    Ich bin hier. Er war immer da.
    Plötzlich konnte ich nicht fragen, wollte ich es nicht wissen. Ich lag still und fühlte mich elend, traurig und hatte Mitleid mit mir selbst.
    Ich habe versucht, dich zu wecken, aber du warst noch nicht wieder stark genug, um zurückzukommen. Dieser Andere hatte dir die Kraft genommen.
    Dieser ›Andere‹ ist unser König.
    Dein König. Wölfe haben keine Könige.
    Was hat… Ich ließ den Gedanken unvollendet. Danke, daß du über mich gewacht hast.
    Er spürte meinen Vorbehalt. Was hätte ich tun sollen? Sie wegschicken? Sie war traurig.
    Ich weiß nicht. Sprechen wir nicht

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