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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darüber. Molly war traurig, und er hatte sie getröstet. Ich wußte nicht einmal, aus welchem Grund sie traurig war. Gewesen war, berichtigte ich mich, als ich das selige Lächeln auf ihrem schlafenden Gesicht bemerkte. Ich seufzte. Warum das Unvermeidliche hinausschieben. Außerdem mußte ich sie in ihr eigenes Zimmer zurückschicken. Sie durfte nicht mehr hier sein, wenn die Burg erwachte.
    »Molly?«
    Sie regte sich und schlug die Augen auf. »Fitz?«
    »Es tut mir leid, aber ich muß dich wegschicken.«
    »Ich weiß. Ich hätte gar nicht kommen dürfen.« Sie stockte. »Was ich vor ein paar Tagen zu dir gesagt habe…«
    Ich legte ihr einen Finger auf die Lippen. Sie lächelte daran vorbei. »Du machst dieses neue Schweigen – äußerst lohnend.« Sie schob meine Hand zur Seite und küßte mich liebevoll, dann schlüpfte sie aus dem Bett und kleidete sich rasch an. Ich erhob mich langsamer. Sie schaute mich an, ihr Blick war liebevoll. »Ich gehe allein, es ist sicherer. Man sollte uns nicht zusammen sehen.«
    »Eines Tages…« begann ich. Diesmal war sie es, die mir den Finger an den Mund legte.
    »Davon wollen wir jetzt nicht reden. Lassen wir die heutige Nacht, wie sie ist. Vollkommen.« Sie gab mir noch einen raschen Kuß, glitt aus meinen Armen und dann aus der Tür. Vollkommen?
    Ich kleidete mich fertig an und schürte das Feuer. In meinem Sessel beim Kamin wartete ich, aber nicht lange. Die Tür zu Chades Reich öffnete sich. Obwohl ich mich immer noch schwach fühlte, beeilte ich mich auf der Treppe, und oben angekommen, verschwendete ich keine Zeit mit einer Begrüßung. »Du mußt mir zuhören«, sagte ich atemlos.
    Chade saß wie ich eben vor dem brennenden Kamin und hob bei dem drängenden Ton in meiner Stimme die Augenbrauen. Er wies auf den zweiten Stuhl ihm gegenüber. Ich setzte mich und öffnete den Mund, um weiterzusprechen. Was Chade dann tat, jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Er schaute sich nach allen Seiten um, als befänden wir uns inmitten einer großen Menschenmenge, danach legte er den Finger an die Lippen und beugte sich vor, bis unsere Köpfe sich fast berührten. »Leise, leise. Was gibt es?«
    Das war etwas, womit ich nie und nimmer gerechnet hätte. Von allen Räumen, Ecken und Winkeln in Bocksburg hätte ich niemals geglaubt, ausgerechnet hier Lauscher befürchten zu müssen.
    »Nun?« Chade sah mich fragend an.
    Ich erzählte und ließ nichts aus. Auch meine Verbindung mit Veritas gab ich preis, damit die Geschichte verständlich wurde. Der Überfall auf den Narren, Kettrickens Geschenk an Bearns, daß ich dem König als Born gedient hatte, Serene und Justin in meinem Zimmer. Als ich von Edels Spionen berichtete, spitzte er die Lippen, wirkte aber nicht sonderlich überrascht.
    »Und was schließt du daraus?« fragte er schließlich, als ginge es um eine Denkaufgabe, die er mir zu lösen aufgegeben hatte.
    »Darf ich offen sagen, was ich vermute?«
    Er nickte.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Chade würde wissen, was zu tun war. Kurz, ohne viele Worte zu machen, legte ich die einzelnen Punkte dar. Edel wußte, sein Vater, der König, litt an einer tödlichen Krankheit. Wallace, sein Handlanger, hielt ihn in einem Dämmerzustand, so daß er für Edels Einflüsterungen empfänglich war. Edel unternahm alle Anstrengungen, Veritas als unfähig hinzustellen und aus Bocksburg soviel Geld und Gut herauszuholen wie nur möglich. Bearns wollte er den Roten Korsaren ausliefern, damit sie beschäftigt waren, während er seine Pläne in die Tat umsetzte, und Kettricken als ›die Fremde‹ mit Absichten auf den Thron hinstellte. Eine intrigante, ungetreue Ehefrau. Sich selbst wollte er eine Machtbasis zimmern. Sein Ziel war es natürlich, als König über die Sechs Provinzen zu herrschen – oder wenigstens über so viele von den Sechs Provinzen, wie er an sich binden konnte. Deshalb die großzügige Bewirtung der Inlandherzöge und ihres Adels.
    Chade nickte mehrmals, während ich sprach. Widerwillig. Als ich verstummte, meinte er sachlich: »Es hat viele Löcher, dieses Netz, von dem du behauptest, das Edel es knüpft.«
    »Ein paar kann ich schließen«, erwiderte ich, flüsternd wie er. »Angenommen, Galens Kordiale ist Edel ergeben? Angenommen, alle Meldungen werden zuerst zu ihm gebracht, und nur was er für richtig hält, geht an den Empfänger, für den es ursprünglich bestimmt war?«
    Chades Gesicht wurde starr.
    »Was, wenn Nachrichten gerade lange genug

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