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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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oder alles ist verloren. Wenn sie dort erst einen Stützpunkt haben…«
    »…können sie unseren Hafen sperren.« Während er sprach, hob der König matt die Lider. Er bewegte sich nicht, sein Gesicht war eine starre Maske des Schmerzes. »Narr, einen Schluck von dem roten Wein.« Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Hauch, aber es war die Stimme meines Königs. Mir war zumute wie einem alten treuen Hund, der seinen nach langer Abwesenheit wiedergekehrten Herrn sprechen hört.
    »Was sollen wir tun?« fragte ich erwartungsvoll.
    »Alles, was wir an Schiffen haben, soll auslaufen, auch von den Fischerbooten so viele wie möglich. Wir kämpfen um unser Leben! Wie können sie es wagen, uns so nahe zu kommen, woher nehmen sie diese Kühnheit! Unsere Berittenen! Zu Pferde, noch heute nacht! In einer Stunde sollten sie aufbruchbereit sein. Auch wenn sie über Land zwei Tage brauchen, können sie noch von Nutzen sein. Keen soll den Befehl übernehmen.«
    Mein Herz zog sich zusammen. »Euer Majestät«, warf ich respektvoll ein, »Keen ist tot. Er war auf dem Rückweg von den Bergen, mit Burrich. Sie wurden von Bogenschützen angegriffen.«
    Der Narr warf mir einen tadelnden Blick zu, und sofort bereute ich meine Unbedachtheit. Die Stimme des Königs verlor den befehlenden Ton. Unsicher fragte er: »Keen ist tot?«
    Ich holte tief Luft. »Ja, Euer Majestät. Aber wir haben Krapp. Und Kerf ist ein guter Mann.«
    Der König nahm einen Schluck von dem Wein, den der Narr ihm brachte, und schien neue Kraft zu gewinnen. »Kerf. Dann soll Kerf das Kommando haben.« Ein Abglanz des vorherigen Selbstvertrauens kehrte zurück. Ich biß mir auf die Zunge, um nicht zu sagen, daß unsere Reiterei kaum noch diese Bezeichnung verdiente. In Guthaven würde man wahrscheinlich auch für symbolische Unterstützung dankbar sein.
    König Listenreich dachte nach. »Was meldet Südbay? Haben sie Kriegsvolk und Schiffe ausgesandt?«
    »Von dort haben wir noch nichts gehört, Majestät.« Das war keine Lüge.
    »Was hat das zu bedeuten?« Seine Stimme scholl ihm voran – Edel betrat das Schlafgemach, aufgebläht von Trunk und Entrüstung. »Wallace!« Er deutete mit einem anklagenden Zeigefinger auf mich. »Schafft ihn hinaus! Nimm dir Helfer, sollte es nötig sein. Du brauchst keine Rücksicht walten zu lassen.«
    Wallace brauchte nicht lange zu suchen. Zwei von Edels vierschrötigen Leibwächtern hatten ihn begleitet, packten mich links und rechts und hoben mich hoch. Ich schaute mich nach einem Verbündeten um, nach dem Narren, doch er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Aus den Augenwinkeln sah ich eine weiße Hand unter dem Bett verschwinden und wandte entschlossen den Blick ab. Er konnte nichts für mich tun, wenn er blieb, außer, sich mit mir zusammen hinauswerfen zu lassen.
    »Herr Vater, hat er Euch mit seinen Lügengeschichten aus dem Schlaf gerissen? Wo Ihr doch so krank seid.« Edel beugte sich fürsorglich über das Bett.
    Seine Handlanger hatten mich fast bis zur Tür getragen, als die Stimme des Königs, schwach, aber voller Autorität, sie einholte. »Bleibt stehen«, befahl er. Nur seine Augen bewegten sich, als er den Blick auf Edel richtete. »Guthaven wird belagert. Wir müssen Hilfe senden,.«
    Edel schüttelte bekümmert den Kopf. »Das ist nur wieder eine Hundsfötterei des Bastards, um Euch zu erschrecken und Euch die Ruhe zu rauben, deren Ihr so dringend bedürft. Es hat keinen Hilferuf gegeben, keine Nachricht von feindlichen Übergriffen.«
    Einer der Leibwächter begnügte sich damit, seine Arbeit mit leidenschaftsloser Gründlichkeit zu tun, sein Kamerad hingegen schien es darauf abgesehen zu haben, mir die Schulter auszukugeln, obwohl ich mich nicht gegen seinen Griff sträubte. Ich prägte mir sein Gesicht ein, während ich mich bemühte, die Schmerzen hinter einer ausdruckslosen Miene zu verstecken.
    »Ihr hättet Euch nicht bemühen brauchen, Schwager. Ich werde herausfinden, ob es sich hier um Wahrheit oder Lüge handelt.« Königin Kettricken hatte Reisekleidung angelegt. Eine kurze weiße Pelzjacke, purpurne Hosen und Stiefel. Das lange Schwert der Bergvölker hing an ihrer Seite, und Burrich, in der Tür, hielt den gefütterten Reitumhang und die Handschuhe bereit. »Geht zurück zu Euren Gästen. Ich reite nach Guthaven.«
    »Ich verbiete es!« Edels Stimme schnappte fast über. Eine plötzliche Stille folgte seinen Worten.
    Königin Kettricken sprach aus, was jeder im Raum ohnehin wußte. »Ein

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