Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Prinz hat der Königin-zur-Rechten nichts zu verbieten. Ich breche sofort auf.«
    Edels Gesicht lief zornrot an. »Das ist ein Trick, ein Komplott des Bastards, um in Bocksburg Unruhe zu stiften und das Volk in Angst zu versetzen. Wir haben nichts von einem Angriff auf Guthaven gehört.«
    »Schweig«! Der König spie das Wort aus, und Edel erstarrte. »FitzChivalric? Verdammt – ihr, laß ihn los! FitzChivalric, komm her. Sag mir – woher hast du dein Wissen?«
    Ich zog mein Wams glatt und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Als ich an des Königs Bett trat, war ich mir unbehaglich meiner bloßen Füße bewußt, aber darauf kam es jetzt nicht an. »Im Schlaf hatte ich eine Vision, Majestät. Von dem Narbenmann, der in einem Teich mit klarem Wasser schaute, was in fernen Gegenden geschieht. Er zeigte mir die Roten Schiffe in Guthaven.«
    Ich hatte nicht gewagt, eins der Worte besonders zu betonen, und konnte nur hoffen, daß die Anspielung verstanden worden war. Einer der Leibwächter schnaubte ungläubig. Burrich zog die Augenbrauen in die Stirn, Kettricken machte einen verwirrten Eindruck. König Listenreich in den Kissen schloß die Augen und stieß langsam den Atem aus.
    »Er ist betrunken«, erklärte Edel. »Schafft ihn hinaus.« Seine Stimme troff vor Genugtuung, und seine Handlanger beeilten sich, seinem Wunsch zu willfahren.
    »Wie…« Der König rang nach Atem, offenbar kämpfte er gegen unerträgliche Schmerzen. »… ich befohlen habe. Geh. SOFORT!«
    Ich befreite mich aus dem Griff der erstaunten Männer. »Ja, Euer Majestät.« Die nächsten Worte sprach ich langsam und deutlich, um nicht den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen. »Das heißt, sämtliche Kriegsschiffe laufen nach Guthaven aus, dazu so viele Fischerboote, wie segelfertig gemacht werden können. Die Reiterei nimmt den Landweg, unter dem Befehl von Kerf.«
    »Ja.« Es war ein Seufzer. Er schluckte, holte tief Atem, schlug die Augen auf. »Ja. So lauten meine Befehle. Nun geh.«
    »Etwas Wein, Majestät?« Der Narr materialisierte sich auf der anderen Seite des Bettes. Dann beugte er sich über den König, half ihm, den Kopf zu heben, und ließ ihn trinken. Ich verneigte mich tief, sehr tief vor meinem Souverän, drehte mich um und wollte aus dem Zimmer eilen.
    »Du kannst dich meiner Leibgarde anschließen, wenn du möchtest«, bot Kettricken mir an.
    Edels Gesicht wurde abwechselnd rot und blaß. »Der König hat Euch nicht erlaubt zu reiten!«
    »Er hat es auch nicht ›verboten‹.« Die Königin maß ihn mit einem ruhigen Blick.
    »Hoheit!« Eine Soldatin ihrer Leibgarde meldete sich von der Tür her. »Wir sind bereit zum Aufbruch.« Ich staunte. Kettricken nickte nur und wandte sich an mich. »Du solltest dich sputen, Fitz. Außer, du willst Uns in diesem Aufzug begleiten.«
    Burrich legte der Königin den Reitmantel um die Schultern.
    »Ist mein Pferd gesattelt?« fragte sie die Soldatin.
    »Flink hat versprochen, daß es an der Tür bereitstehen wird, sobald Ihr herunterkommt.«
    »Ich brauche nur ein paar Augenblicke, um reisefertig zu sein«, sagte Burrich wie selbstverständlich. Als bedürfe er keiner Aufforderung.
    »Dann verschwendet keine Zeit. Du auch nicht, Fitz. Folgt uns, so schnell ihr könnt.«
    Burrich nickte. Er folgte mir in mein Zimmer, wo er sich aus meiner Truhe warme Kleidung heraussuchte. »Kämm dein Haar und wasch dir das Gesicht«, befahl er barsch. »Soldaten haben mehr Vertrauen zu einem Mann, der aussieht, als hätte er damit gerechnet, zu dieser Stunde aus dem Bett geholt zu werden.«
    Ich befolgte seinen Rat. Dann hasteten wir die Treppen hinunter, Burrich ohne Rücksicht auf sein lahmes Bein. Im Burghof begann er mit befehlsgewohnter Stimme Anweisungen zu geben. Im Nu wurden Rußflocke und Rötel für uns herausgeführt. Ein Stallbursche preschte davon, um Kerf zu suchen und ihm seine Order zu bringen, während die anderen in fieberhafter Eile jedes brauchbare Pferd im Stall sattelten. Vier Männer schickte er in den Ort hinunter, einen zum Hafen, drei andere sollten die Runde durch die Wirtshäuser machen und die Besatzung der Fischerboote aufscheuchen. Ich beneidete ihn für sein schnelles, umsichtiges Handeln. Erst als wir uns in den Sattel schwangen, kam ihm zu Bewußtsein, daß er die Führung an sich gerissen hatte, und er wirkte plötzlich befangen, aber ich lächelte. »Erfahrung hat Vorrang«, sagte ich zu ihm.
    Wir ritten zum Tor. »Es sollte uns glücken, die Königin einzuholen, bevor

Weitere Kostenlose Bücher