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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Versprochen.« Ich hatte keine Ahnung, wer von den Frauen in der Burg ein Kind erwarten könnte, aber nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit durfte ich darauf hoffen, daß eine von ihnen mir unwissentlich helfen würde, vor Sara nicht als Lügner dazustehen. Ich mußte mir meine alte Freundin gewogen halten, wenn ich weiterhin an ihrem Wissen teilhaben wollte. Sie nickte mir verständnisinnig zu, und ich zwinkerte.
    Das Ritual des Würzens war beendet. »Dod, nimm das und häng es an die Fleischhaken über dem größten Feuer. Ganz oben, ich will es durchgebraten, nicht verschmort. Mach zu! Kessel, wo ist die Milch, die du holen solltest?«
    Ich stibitzte Brot und Äpfel, bevor ich mich davonmachte. Einfache Kost, aber besser als nichts für jemanden, der so hungrig war wie ich. In meinem Zimmer wusch ich mich, aß und legte mich aufs Bett. Vielleicht bot sich mir heute keine Gelegenheit mehr, mit dem König zu sprechen, aber für das Fest wollte ich ausgeruht und auf dem Posten sein. Flüchtig kam mir der Gedanke, zu Kettricken zu gehen, um ihr zu sagen, sie brauche noch nicht um Veritas zu trauern. Doch ich wußte, es würde mir nicht gelingen, sie lange genug von ihren Frauen zu trennen, um unter vier Augen mit ihr sprechen zu können. Und angenommen, ich irrte mich? Nein. Erst wollte ich ganz sicher sein, dann war es noch früh genug, um es ihr zu sagen.
    Später erwachte ich von einem Klopfen an meiner Tür. Ich lag einen Moment still, weil ich nicht ganz sicher war, ob ich wirklich etwas gehört hatte. Dann stand ich auf, um die Riegel zurückzuschieben und die Tür einen Spalt zu öffnen. Der Narr stand davor. Ich weiß nicht, was mich mehr erstaunte, daß er angeklopft hatte, statt sich selbst Einlaß zu verschaffen, oder die Art, wie er gekleidet war. Ich stand da und schaute ihn groß an. Er verbeugte sich mit höfischer Grandezza, dann schob er sich an mir vorbei ins Zimmer und drückte die Tür hinter sich zu. Nachdem er die Riegel wieder vorgeschoben hatte, stellte er sich in Positur, breitete die Arme aus und drehte sich langsam um sich selbst, damit ich ihn bewundern konnte. »Nun?«
    »Du siehst gar nicht mehr aus wie du selbst«, entfuhr es mir.
    »Das soll ich auch nicht.« Er zog sein Wams glatt, dann zupfte er an den Ärmeln, um die Stickerei zur Geltung zu bringen und die Schlitze, durch die sich der Stoff der Hemdsärmel bauschte. Dann schüttelte er seinen Federhut auf und setzte ihn wieder auf sein fahles Haar. Die Farbpalette der Kleidungsstücke spannte sich von tiefstem Indigo bis zu hellstem Azur, und das Gesicht des Narren lugte weiß und nackt wie ein gepelltes Ei dazwischen hervor. »Narren sind nicht mehr im Schwange.«
    Ich setzte mich langsam auf mein Bett. »Edel hat dich so ausstaffiert.«
    »Aber nein. Er hat natürlich die Kleidungsstücke zur Verfügung gestellt, doch ausstaffiert habe ich mich selbst. Wenn Narren nicht mehr im Schwange sind, bedenke, wie minderwertig wäre der Leibdiener eines Narren.«
    »Und König Listenreich? Ist der auch nicht mehr im Schwange?« fragte ich sarkastisch.
    »Es ist nicht mehr im Schwange, sich übermäßig um ihn zu bekümmern«, erwiderte er und vollführte einige Pirouetten. Dann blieb er ruckartig stehen, richtete sich würdevoll auf, wie es seiner neuen Erscheinung geziemte, und schritt gemessen durchs Zimmer. »Ich soll heute abend an des Prinzen Tafel sitzen und Frohsinn und Witz versprühen. Glaubst du, ich werde das können?«
    »Erheblich besser als ich«, antwortete ich säuerlich. »Schmerzt es dich nicht, daß Veritas tot ist?«
    »Schmerzt es dich nicht, daß Blumen in der Sommersonne blühen?«
    »Narr, es ist Winter draußen.«
    »Das eine ist so wahr wie das andere. Glaub mir.« Der Narr blieb abrupt stehen. »Ich bin hergekommen, um von dir einen Gefallen zu erbitten, wenn du es glauben kannst.«
    »Das eine so leicht wie das andere. Worum geht es?«
    »Töte nicht meinen König zugunsten des deinen.«
    Entsetzt schaute ich ihn an. »Niemals würde ich meinen König töten! Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu unterstellen!«
    »Oh, ich wage viel dieser Tage.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging vor dem Kamin auf und ab. In seinem neuen Putz und mit den ernsthaften Manieren machte er mir angst. Es war, als hätte ein anderes Wesen von seinem Körper Besitz ergriffen, eins, das ich nicht kannte. »Niemals also… Nicht einmal dann, wenn der König deine Mutter ermordet hätte?«
    Mir war, als schwankte

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