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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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so hitzig«, protestierte Burrich lallend.
    »Wartet, immer mit der Ruhe. Ich will nur mit ihm reden, weiter nichts.« Das Knäuel bewegte sich ein Stück vorwärts, hielt wieder still. Die Wachen befanden sich zwischen Burrich und meiner Tür, Blade zerrte von hinten an ihm. Er war noch von dem Scharmützel in der großen Halle gezeichnet und trug einen Arm in der Schlinge. Er konnte wenig tun, um Burrich zurückzuhalten.
    »Ich habe noch was mit ihm abzumachen, bevor Prinz Edel ihn sich vornimmt.« Burrich brachte die Worte nur undeutlich über die Lippen. »Drückt ein Auge zu, verflucht. Nur eine Minute! Was macht das schon aus? Er ist so gut wie tot!« Eine Pause. »Seht her, es lohnt sich für euch.«
    Die Wachen tauschten einen Blick.
    »He, Blade, hast du noch was in den Taschen?« Burrich kramte in seinem Beutel, dann schnaubte er ungeduldig und schüttelte den Inhalt in die hohle Hand. Münzen regneten zu Boden. »Hier! Hier!« Das Klingeln und Klimpern der Münzen, die über die Steinplatten des Bodens rollten, als er in einer Geste der Freigebigkeit beide Arme ausbreitete.
    »Er meint es nicht so. Burrich, du kannst nicht versuchen, die Wachen zu bestechen. Du treibst es so weit, daß man dich auch in eine Zelle steckt.« Blade haspelte Entschuldigungen hervor, während er sich daranmachte, die verstreuten Münzen einzusammeln. Die Wachen bückten sich, um ihm zu helfen, und ich sah eine Hand mehrmals verstohlen vom Boden zur Tasche wandern.
    Plötzlich erschien Burrich’s Gesicht vor meinem Fenster, und wir starrten uns durch das Gitter hindurch gegenseitig wortlos an. Seine Augen waren blutunterlaufen, sein Atem roch nach Branntwein. An seinem Hemd war die Stelle zu erkennen, wo man ihm das Bockswappen abgerissen hatte. Er betrachtete mich mit einem Ausdruck, der zwischen Zorn und Trauer schwankte. Dann kam ihm mein Aussehen zu Bewußtsein, und für einen Moment wurden seine Züge starr. Unsere Blicke trafen sich, und ich hatte das Gefühl, daß etwas wie Verstehen und Lebwohl zwischen uns hin- und herging. Dann beugte er sich zurück und spuckte mir mitten ins Gesicht »Da hast du!« knirschte er. »Das ist für mein Leben, das du mir gestohlen hast. Die Stunden, die Tage, die ich an dich vergeudet habe. Hättest du dich doch hingelegt und wärst zwischen den Tieren krepiert, statt so zu enden. Sie werden dich hängen, Junge. Edel läßt den Galgen errichten, über Wasser, wie der alte Volksglauben vorschreibt. Sie werden dich hängen, dann in Stücke schneiden und zu Asche verbrennen. Nichts soll übrig bleiben, das die Hunde vielleicht wieder aus der Erde scharren könnten. Das wäre nach deinem Geschmack, nicht wahr, Junge? In der Erde liegen wie ein Knochen, den die Hunde ausgraben. Besser du legst dich hin und stirbst gleich hier an Ort und Stelle.«
    Ich war zurückgezuckt, als er mich anspuckte. Jetzt stand ich schwankend mitten in der Zelle, während er die Gitterstäbe umklammerte und mich anstierte. In seinen vom Trinken glasigen Augen glomm Irrsinn.
    »Du hast es doch so mit der alten Macht, sagt man. Weshalb verwandelst du dich nicht in eine Ratte und husch, husch weg von hier? Na?« Er lehnte die Stirn gegen die Stäbe und spähte zu mir herein. Beinahe schwermütig fügte er hinzu: »Besser das, als zu hängen, Welpe. Verwandle dich in ein Tier und mach dich davon, mit eingekniffenem Schwanz. Angeblich kannst du dich in einen Wolf verwandeln. Na hoffentlich, denn sonst wirst du hängen. Mit einem Strick um den Hals tanzen und zappeln, während dein Gesicht schwarz wird…« Sein schwimmender Blick suchte den meinen. »Lieber gleich hier sterben, als zu hängen.« Plötzlich schien die Wut ihn zu übermannen. »Vielleicht helfe ich dir dabei, hier zu sterben!« stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Besser, du stirbst auf meine Art als auf Edels.« Er rüttelte an der Tür, als wollte er sie aus den Angeln reißen.
    Sofort waren die Wachen zur Stelle, hängten sich an seine Arme und fluchten, während er ihnen nicht die geringste Beachtung schenkte. Blade sprang hinter ihnen auf und ab und sagte: »Laß gut sein, komm jetzt, Burrich. Du hast es ihm gesagt, jetzt komm, bevor es wirklich schlimm für uns wird.«
    Es gelang ihnen nicht, ihn von der Tür wegzureißen. Doch er gab plötzlich auf und ließ die Arme fallen. Die Wachen hatten damit nicht gerechnet und stolperten beide zurück. Ich trat an das vergitterte Fensterchen.
    »Burrich«, es fiel mir schwer, mit den

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