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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leben gefeilscht?« zischte sie mich an. »Du gibst zu schnell und zu viel. Nun gut. Wieviel Geld hast du wirklich?«
    Statt einer Antwort leerte ich meinen Beutel in ihre Hand. Flink wie eine Elster stöberte sie mit dem Zeigefinger durch die Münzen und wog sie prüfend. »Etwas wenig. Ich dachte, du hättest mehr. Was ist das?« Ihr Finger stieß auf Burrichs Ohrring nieder. Ich schloß die Hand darum, bevor sie danach greifen konnte.
    »Etwas, das mir sehr wichtig ist.«
    »Wichtiger als dein Leben?«
    »Nicht ganz«, gab ich zu. »Aber fast. Mein Vater hat es getragen. Ein enger Freund von ihm hat es mir gegeben.«
    »Nun, wenn wir es mit in den Topf werfen müssen, dann für einen angemessenen Gegenwert.« Ohne ein weiteres Wort ließ sie mich stehen, kehrte zu Nik zurück, setzte sich und leerte ihren Becher auf einen Zug. Als auch ich mich wieder hingesetzt hatte, sagte sie zu Nik: »Wir werden dir geben, was wir jetzt an barem Geld haben. Es ist nicht ganz die Summe, die du verlangst, aber an der Grenze werde ich dir zusätzlich geben, was ich an Schmuck besitze: Ringe, Ohrringe, alles. Was sagst du dazu?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht genug, um dafür zu hängen.«
    »Wenn man dich ergreift, ist dir der Galgen sicher, ob du einen oder viele über die Grenze geführt hast. Dein Risiko hast du dir bereits von den Pilgern bezahlen lassen, und es wird durch uns nicht größer. Nur etwas mehr Verpflegung mußt du mitnehmen. Dafür muß die Summe reichen.«
    Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal beinahe widerstrebend. Merle schaute mich an. »Zeig’s ihm«, forderte sie mich auf. Mir war fast übel, als ich den Beutel aufmachte und den Ohrring herausnahm.
    »Was ich hier habe, mag auf den ersten Blick nicht sehr wertvoll aussehen«, erklärte ich, »außer für jemanden, der etwas davon versteht. Wie ich. Ich kenne den Wert dieses Schmuckstücks, und es stellt eine angemessene Entschädigung für jedwede Unannehmlichkeit dar, die du unseretwegen vielleicht haben wirst.«
    Ich legte das Vadeliber auf meine Handfläche, der blaue Saphir gefangen in dem feinen Netz aus Silber. Dann nahm ich ihn am oberen Ende und hielt ihn vor die tanzenden Flammen. »Es ist nicht allein das Material wert, es ist die wunderbare Arbeit. Sieh nur, wie geschmeidig das Silbergeflecht ist, wie winzig die einzelnen Glieder.«
    Merle berührte es mit der Fingerspitze. »Einst hat er dem König-zur-Rechten Chivalric gehört«, fügte sie ehrfurchtsvoll hinzu.
    »Geld ist leichter auszugeben«, gab Nik zu bedenken.
    Ich zuckte die Schultern. »Wenn schnödes Geld alles ist, worauf jemand Wert legt, dann hast du recht. Manchmal ist es ein größeres Vergnügen, etwas zu besitzen. Etwas ganz Besonderes. Doch gehört das Schmuckstück erst dir, kannst du selbstverständlich damit tun, was dir beliebt. Wollte ich jetzt versuchen, es zu verkaufen, in Eile, bekäme ich nur einen Bruchteil dessen, was es wirklich wert ist. Doch ein Mann mit deinen Verbindungen, der überdies Zeit hat, auf das beste Gebot zu warten, könnte leicht vier Goldstücke dafür erlösen. Falls es dir aber lieber ist, kann ich zurück in die...«
    Gier funkelte in Niks Augen. »Ich nehme es«, sagte er.
    »Am anderen Ufer wirst du ihn bekommen.« Ich befestigte das Vadeliber wieder in meinem Ohr. Sollte er sich jedesmal die Lippen lecken, wenn er es sah. Um Mißverständnissen vorzubeugen, faßte ich unsere Abmachung noch einmal zusammen: »Du verpflichtest dich, uns wohlbehalten ans andere Ufer des Flusses zu bringen. Dort geht der Ohrring in deinen Besitz über.«
    »Als deine einzige Bezahlung«, fügte Merle hinzu. »Allerdings werden wir dir bis dahin unsere Münzen als Pfand hinterlassen.«
    »Einverstanden, und hier meine Hand darauf«, willigte er ein. Wir tauschten einen Händedruck.
    »Wann brechen wir auf?« erkundigte ich mich.
    »Sobald uns das Wetter günstig ist.«
    »Morgen wäre besser«, bemerkte ich.
    Er stand langsam auf. »Morgen, wie? Nun, wenn das Wetter morgen günstig ist, brechen wir morgen auf. Jetzt muß ich mich allerdings noch um einiges kümmern. Ich verlasse euch, aber Pelf wird für euer Wohlbefinden sorgen.«
    Ich hatte damit gerechnet, wieder zur Stadt zurückmarschieren zu müssen, aber Merle schloß mit Pelf einen Handel ab: ihre Lieder für ein Abendessen und eine Kammer.
    Mir benagte es nicht, unter Fremden zu schlafen; aber recht besehen war es womöglich sicherer, als der lange Weg zurück in die Stadt, noch dazu bei

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