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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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etwas...« Er schüttelte ungehalten den Kopf. Zum erstenmal seit ich ihn kannte, sah ich den Narren um Worte verlegen. »Manchmal glaube ich, sie ist wichtig. Es scheint, daß ihr Schicksal mit dem unseren verknüpft ist. Dann wieder scheint sie nur eine neugierige alte Frau zu sein, mit einem bedauerlich schlechten Geschmack in der Wahl ihrer Begleiter.«
    »Damit meinst du mich.« Ich lachte.
    »Nein. Ich meine diese aufdringliche Vagantin.«
    »Weshalb seid ihr einander so feindselig gesinnt, du und Merle?« Erst mußte ich ihn gegen sie verteidigen, und nun vielleicht sie gegen ihn.
    »Nicht feindselig, Fitzilein. Von meiner Seite aus ist es Gleichgültigkeit. Unglücklicherweise kann sie sich nicht vorstellen, daß es einen Mann gibt, den es nicht juckt, ihr den Hengst zu machen. Sie betrachtet meine Kühle als Kränkung und versucht, es auf irgendeinen Mangel oder Fehler bei mir zu schieben, während ich Anstoß an ihrer besitzergreifenden Haltung dir gegenüber nehme. Sie empfindet keine echte Zuneigung für dich, Fitz. Sie will nur sagen können, ich kannte FitzChivalric.«
    Ich schwieg, weil ich fürchtete, er könne recht haben.
    Wir erreichten den Palast von Jhaampe. Er war Bocksburg so unähnlich, wie man sich nur denken kann. Ich habe gehört, daß die einzigartige Architektur Jhaampes auf die kuppelförmigen Jurten zurückgeht, in denen einige der nomadisierenden Stämme auch heute noch wohnen. Die kleineren Tulipane waren diesem Ursprung noch nahe genug, um mir nicht das ehrfürchtige Staunen einzuflößen, das ich jedesmal beim Anblick des Palastes empfand. Der lebende Baum, der den mittleren Stützpfeiler bildete, ragte hoch über uns auf. In weitem Kreis gepflanzte kleinere Bäume waren mit viel Sorgfalt über Jahre hinweg in ihrem Wuchs so beeinflußt worden, daß sie mit ihren Ästen und Zweigen als Gerüst für die sanft gewölbten Außenwände dienen konnten. Sobald dieses lebende Spalier vollendet war, erhielt es eine Verkleidung aus Matten aus Rindenbast. Verputzt mit einem besonderen Lehm und mit einer bunten Lackschicht überzogen, erinnerten diese Gebilde mich immer wieder an die geschlossenen Tulpenblüten, nach denen sie benannt waren, oder an Pilzkappen. Trotz seiner beeindruckenden Größe wirkte der Palast organisch, als wäre er aus der satten Erde des altehrwürdigen Waldes emporgewachsen, der ihn schützend umgab.
    Die Größe verlieh ihm Majestät. Keine sonstigen äußeren Zeichen wiesen auf seine Bedeutung hin, keine Fahnen, keine livrierten Türhüter. Niemand verwehrte uns den Zutritt, als der Narr eine geschnitzte Seitentür öffnete und mich eintreten ließ. Ich folgte ihm durch ein Labyrinth einzeln stehender Kubikel. Weitere Kammern befanden sich auf Plattformen über uns, erreichbar über Leitern oder, wenn es sich um größere Gemächer handelte, hölzerne Stiegen.
    Die Wände der Räume waren dünn. In den meisten Fällen bestanden sie aus Rindenbasttapisserien in Holzrahmen. Im Innern des Palastes war es kaum wärmer als draußen. Die einzelnen Kubikel wurden im Winter durch kleine Feuerbecken geheizt.
    Ich folgte dem Narren zu einem Gemach, dessen Außenwände mit Tuschezeichnungen von Wasservögeln dekoriert waren. Es schien dauerhafter gebaut zu sein und besaß hölzerne Schiebetüren, ebenfalls mit Vögeln verziert. Von drinnen hörte man Stimmengemurmel und den Klang von Merles Harfe.
    Der Narr klopfte an, wartete kurz, dann schob er die Tür zur Seite, und wir traten ein. Ich erblickte Kettricken und die Freundin des Narren, Jofron, sowie mehrere andere Leute, die ich nicht kannte. Merle saß auf einer niedrigen Bank und spielte leise, während Kettricken und die anderen an einem liegenden Rahmen, der fast den ganzen Raum ausfüllte, eine Steppdecke mit Stickereien versahen. Ein leuchtender Blumengarten entstand entlang des oberen Randes. Chade saß nicht weit entfernt von Merle. Er trug ein weißes Hemd und schwarze Hosen, dazu eine bunt bestickte Weste. Sein Haar war im Nacken zu einem Kriegerzopf geflochten, und er trug an einem Lederband das Bockswappen auf der Stirn. Er wirkte Jahrzehnte jünger als in Bocksburg. Sie unterhielten sich so leise, daß es über der Musik nicht zu hören war.
    Kettricken blickte auf, die Nadel in der Hand, und begrüßte uns gelassen. Sie stellte mich den übrigen Anwesenden als Tom vor und erkundigte sich höflich nach dem Fortschritt meiner Genesung. Ich dankte, dann wurde ich aufgefordert, mich zu setzen. Der Narr ging um den

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