Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
hauptsächlich Nadelhölzer, darunter Arten, die ich nicht kannte. Sie dämpften die Helligkeit des kurzen Wintertags zu einem dauernden Zwielicht. Zu unserer Freude gab es nur wenig Unterholz, das uns das Vorwärtskommen erschwert hätte. Wo durch den Sturz eines der Riesen eine Lücke entstanden war, hatten sich Laubbäume und Gebüsch angesiedelt. Der Pfad wurde offensichtlich viel benutzt, denn man sah die Spuren von Tieren und von Menschen auf Skiern. Allerdings war er schmal, und wenn man nicht achtgab, versank man überraschend tief im weichen Schnee daneben und mußte sich herauswühlen. Ich bemühte mich achtzugeben.
    Nach den Maßstäben der Berge war das Wetter mild, und ich merkte bald, daß die Kleidung, die Kettricken für mich beschafft hatte, ausgezeichnet wärmte. Ich öffnete erst den Mantel am Hals, dann mein Hemd, um die aufgestaute Körperwärme entweichen zu lassen. Der Narr warf die pelzverbrämte Kapuze seines Mantels zurück und zeigte, daß er darunter eine bunte Wollmütze trug. Ich ging hinter ihm und ergötzte mich an der bei jedem Schritt hüpfenden Quaste. Falls unser Marschtempo ihm zu anstrengend war, behielt er es für sich, oder vielleicht mußte er genau wie ich zu sehr schnaufen, um sich noch beschweren zu können.
    Kurz nach Mittag holte Nachtauge uns ein.
    »Gutes Hundchen!« lobte ich ihn.
    Das ist nichts im Vergleich zu den Schmeicheleien, die Krähe sich schon voller Vorfreude auf der Zunge zergehen läßt, konterte er boshaft. Euch steht etwas bevor, wenn das alte Weibchen das Rudel einholt. Sie hat einen Stock.
    Folgt sie uns?
    Sie ist eine recht gute Fährtenleserin für eine taubnasige Menschin. Nachtauge trabte an uns vorbei. Ich merkte ihm an, wie diebisch er sich über die Welle des Unbehagens freute, die bei seinem Erscheinen die Reihe der Jeppas entlanglief. Ohne Umschweife übernahm er die Spitze, als wüßte er, wohin die Reise ging. Bald hatte ich ihn aus den Augen verloren, aber ich machte mir keine Sorgen. Ich wußte, er würde oft im Bogen zu uns zurückkehren, um sich zu vergewissern, daß wir nicht eine andere Richtung eingeschlagen hatten.
    »Krähe folgt uns«, unterrichtete ich den Narren.
    Er schaute mich fragend an.
    »Nachtauge sagt, sie ist böse auf uns.«
    Seine Schultern hoben und senkten sich unter einem abgehackten Seufzer. »Nun, sie hat das Recht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen«, sagte er vor sich hin. An mich gewandt, fügte er hinzu: »Es bereitet mir immer noch etwas Unbehagen, wenn ihr das tut, du und der Wolf.«
    »Ist es dir unangenehm? Daß ich über die Alte Macht gebiete?«
    »Ist es dir unangenehm, mir in die Augen zu sehen?«
    Das sagte mir genug. Wir gingen schweigend weiter.
    Kettricken nutzte das Tageslicht weidlich aus. Erst spät ließ sie uns im Schutz einiger hoher Bäume haltmachen. Augenscheinlich wurde der Platz häufiger benutzt, wenn auch nicht in jüngster Zeit. In der dünnen Schneedecke waren alte Fußspuren zu erkennen, und es gab eine aus Steinen gebildete Feuerstelle. Kettricken ließ keinen Zweifel an ihrer Befehlsgewalt aufkommen. Sie beorderte Merle zu einem kleinen Stapel Feuerholz, der unter einer schützenden Plane bereitlag. »Nimm davon, um Feuer zu machen, dann gehst du Brennholz suchen und legst mindestens soviel zurück, wie wir verbraucht haben. Viele Wanderer rasten hier, und bei schlechtem Wetter kann ein Leben von diesem Holzvorrat abhängen.« Merle gehorchte widerspruchslos.
    Der Narr und ich gingen Kettricken beim Abladen, Auspacken und Aufstellen der Jurte zur Hand. Anschließend halfen wir, das Bettzeug hineinschaffen, die übrigen Jeppas abladen, das Leittier anpflocken und einen Topf mit Schnee ans Feuer zu setzen. Sie selbst übernahm einen vollen Anteil an den Verrichtungen. Ich beobachtete die Umsicht, mit der sie unser Lager einrichtete und für unsere Bedürfnisse sorgte. Sie erinnerte mich an Veritas. Sie hätte einen guten Soldaten abgegeben.
    Nachdem die Arbeit getan war, tauschten der Narr und ich einen Blick. Ich ging zu Kettricken, die gerade damit beschäftigt war, die Jeppas zu versorgen. Die genügsamen Tiere waren bereits dabei, Zweigspitzen und Rinde von den kleineren Bäumen zu knabbern, die eine Seite des Lagerplatzes begrenzten.
    »Ich halte es für möglich, daß Krähe uns folgt«, eröffnete ich ihr. »Ob ich ein Stück zurückgehen und nach ihr Ausschau halten sollte?«
    »Zu welchem Zweck?« fragte sie. Die Worte muteten gefühllos an, aber sie fuhr fort: »Wenn

Weitere Kostenlose Bücher