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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wasser im Mund zusammenlaufen. Gleichzeitig fürchtete ich jedoch, er könnte Entfremdete anlocken.
    Ich halte Wache, brachte Nachtauge sich in Erinnerung, und ich dankte ihm.
    Während ich die garenden Fische im Auge behielt, murmelte Melisma neben mir ›Kreuzfeuers Kordiale‹ vor sich hin.
    »Hopp, der Lahme, und Klette, der Blinde«, berichtigte ich sie geistesabwesend. Das Abenteuer, die Fische umzudrehen, ohne daß sie auseinanderbrachen, erforderte meine gesamte Aufmerksamkeit.
    »Ich habe es richtig gesagt«, verteidigte sie sich gekränkt.
    »Ich fürchte nein, Mädchen. Cob hat recht. Hopp war der Klumpfuß und Klette war von Geburt an blind. Kannst du auch die übrigen fünf nennen, Cob?« Josh klang wie Fedwren, der einen Schüler prüfte.
    Ich nahm den Finger, den ich mir verbrannt hatte, aus dem Mund. »Kreuzfeuer mit dem Feuermal führte sie an und die mit ihm zogen, sieben Mann, waren gleich ihm, / bresthaft zwar, doch wahren Herzens und hochgemut. Hört nun die Namen der Sieben, treu und gut. / Da war Hopp, der Lahme und Klette war blind und Kevin mit dem wirren Sinn, / Zu mit der Hasenscharte, Luser taub und Träger, mit dem ich fast zu Ende bin – / für tot am Weg geblieben, hände- und augenlos. / Und wenn ihr glaubt, solche wären zu gering, laßt euch sagen...«
    »Wunderbar!« rief Josh begeistert aus. »Wurdest du je zum Barden ausgebildet, Cob? Du hast nicht nur die Worte behalten, sondern auch die Phrasierung. Obwohl dir die Pausen ein wenig zu deutlich geraten.«
    »Ich? Nein. Ich hatte einfach schon immer ein gutes Gedächtnis.« Sein Lob freute mich, auch wenn Imme geringschätzig die Augenbrauen hob und den Kopf schüttelte.
    »Könntest du den ganzen Text aufsagen?« fragte Josh. Es klang nach einer Herausforderung.
    »Vielleicht.« Aber ich war sicher, daß ich es konnte. Sowohl Burrich als auch Chade hatten meine Merkfähigkeit geschult. Außerdem hatte ich die Verse heute so oft gehört, daß sie mir ständig im Kopf herumgingen.
    »Dann versuch’s. Aber nicht gesprochen. Gesungen.«
    »Ich kann nicht singen.«
    »Wenn du sprechen kannst, kannst du auch singen. Versuch’s. Tu einem alten Mann den Gefallen.«
    Vielleicht war es auch mir zur unausrottbaren Gewohnheit geworden, alten Männern zu gehorchen. Vielleicht war es der unverhohlen zweifelnde Ausdruck auf Immes Gesicht, jedenfalls räusperte ich mich und begann zu singen, halblaut und zaghaft, bis Josh mir ungeduldig winkte: Lauter, lauter. Er nickte zu meinem Vortrag; nur ab und zu, wenn ich einen Ton verpatzte, huschte ein gequälter Ausdruck über sein Gesicht. Ich war ungefähr in der Mitte angelangt, als Imme trocken bemerkte: »Der Fisch verbrennt.«
    Sofort war ich still, sprang auf und nahm einen Zweig, um die Steinplatte mit dem eingewickelten Fisch aus der Glut zu schieben. Die Schwänze waren angesengt, aber der Rest hatte nicht gelitten. Jeder bekam seinen Anteil. Mit meinem machte ich kurzen Prozeß. Die doppelte Portion hatte mir nicht gereicht, um satt zu werden, aber ich mußte mich begnügen. Das altbackene Brot schmeckte erstaunlich gut zum Fisch, und hinterher kochte Melisma Tee. Schließlich ließen wir uns auf unseren Decken ums Feuer nieder.
    »Cob, bringt deine Arbeit als Schreiber dir einen guten Verdienst?« wollte Josh plötzlich von mir wissen.
    Ich stieß einen abwertenden Laut aus. »Weniger, als mir lieb wäre. Aber ich komme zurecht.«
    »Weniger als ihm lieb wäre«, wiederholte Imme in spöttischem Ton zu Melisma.
    Harfner Josh beachtete sie nicht. »Du bist schon ziemlich alt für Gesangsunterricht, aber es könnte gehen. Deine Stimme ist nicht schlecht; doch du singst noch wie ein Knabe, weil du nicht weißt, daß dir jetzt der Atem und das dunklere Timbre eines Mannes zu Gebote stehen. Dein Gedächtnis ist ausgezeichnet. Spielst du ein Instrument?«
    »Die Meerpfeifen. Aber mehr schlecht als recht.«
    »Ich könnte dir Unterricht geben. Wenn du dich uns anschließt...«
    »Vater! Wir kennen ihn doch kaum!« fiel Imme ihm ins Wort.
    »Dasselbe hätte ich zu dir sagen können, als du dich letzte Nacht vom Heuboden nach unten geschlichen hast«, wies er sie in mildem Ton zurecht.
    »Wir haben nur geredet.« Sie warf mir einen dolchspitzen Blick zu, als hätte ich sie verraten. Mir wurde der Mund trocken.
    »Ich weiß.« Josh nickte. »Die Blindheit hat mein Gehör geschärft. Doch wenn er nach deinem Urteil vertrauenswürdig genug für ein mitternächtliches Stelldichein ist, dann ist er

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