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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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waren in der Dämmerung zum Flußufer hinuntergegangen, um uns satt zu trinken, bevor wir zu unserer nächtlichen Etappe aufbrachen. Doch plötzlich erstarrte Nachtauge, ließ sich auf den Boden sinken und richtete den Blick gespannt in eine bestimmte Richtung. Ich folgte seinem Beispiel, und selbst meine unzulängliche Nase fing eine fremde Witterung auf. Was und wo? fragte ich.
    Ich sah sie, bevor er antworten konnte. Zierliche Rehe, die in den Abendschatten zu ihrer Tränke am Fluß strebten. Die anmutigen Geschöpfe waren nicht viel größer als Nachtauge und trugen auf dem Kopf statt eines Geweihs ziegenähnliche, gedrehte Hörner, schwarz und glänzend wie polierter Obsidian. Ich kannte sie nur aus einem alten Bestiarium Chades, aber mir wollte nicht einfallen, wie sie hießen.
    Abendessen? schlug Nachtauge begehrlich vor, und ich war sofort einverstanden. Man konnte absehen, daß sie dicht an uns vorbeikommen würden, in genau dem richtigen Abstand, um sie mit einem Satz zu erreichen. Die Rehe, vielleicht ein Dutzend, kamen näher; der Geruch des kühlen Wassers machte sie unvorsichtig. Wir ließen die ersten passieren, um uns ein Tier aus dem Pulk der Nachdrängenden zu holen, doch im selben Augenblick, als Nachtauge sich zum Sprung duckte, stieg ein langgezogenes, an- und abschwellendes Heulen zum Himmel empor.
    Nachtauge zuckte in die Höhe, ihm entfuhr ein aufgeregtes Winseln. In einer Explosion aus Hufen und Hörnern stoben die Rehe davon und ergriffen mit trommelnden Hufen die Flucht, obgleich keiner von uns mehr daran dachte, sie zu verfolgen. Unsere Mahlzeit verflüchtigte sich in einer Wolke aus Staub. Ich schaute ihnen betrübt hinterher; Nachtauge jedoch schien es nicht einmal zu bemerken.
    Mit offenem Maul stieß er merkwürdige, quiekende Laute aus, seine Kiefer mahlten krampfhaft, als versuche er sich zu erinnern, wie man spricht. Das Herz schlug mir bis zum Hals, so stark hatte ich den Schock mitempfunden, der ihn durchfuhr, als der fremde Wolf in der Ferne seine Stimme erhob. Hätte meine eigene Mutter mich aus der Dunkelheit beim Namen gerufen, hätte die Erschütterung nicht größer sein können. Mehrstimmiges Heulen und Kläffen ertönte von einer kleinen Anhöhe nördlich von uns, und der erste Wolf fiel in den Chor ein. Nachtauge schaute von einer Seite zur anderen; dabei winselte er kehlig, dann warf er plötzlich den Kopf zurück und stieß seinerseits ein abgehacktes Heulen aus. Schlagartig wurde es still. Schließlich kam die Antwort des Rudels, die dem Fremdling sagte, daß man ihn gehört hatte.
    Nachtauge warf mir einen flüchtigen, Entschuldigung heischenden Blick zu und stürmte davon. Ungläubig schaute ich zu, wie er schnurstracks auf die Anhöhe zuhielt; dann schüttelte ich meine Erstarrung ab und setzte ihm nach. Er hatte bereits einen großen Vorsprung, doch als er merkte, daß ich ihm folgte, wurde er langsamer, drehte sich um und schaute mir entgegen.
    Ich muß allein gehen, gab er mir ernst zu verstehen. Warte hier auf mich. Er warf sich herum und wollte weiterlaufen.
    Panik durchflutete mich. Warte! Du kannst nicht allein gehen. Sie sind nicht Clan. Wir sind Eindringlinge. Sie werden dich angreifen. Halte dich lieber fern von ihnen.
    Ich kann nicht anders, antwortete er. Seine Entschlossenheit war unverkennbar. Er setzte sich wieder in Bewegung. Ich lief ihm nach. Nachtauge, bitte! Plötzlich hatte ich entsetzliche Angst um ihn, wegen der Gefahr, in die er sich so bedenkenlos hineinstürzte.
    Er blieb noch einmal stehen, wandte den Kopf zu mir zurück und schaute mir für einen Wolf ungewöhnlich lange und fest in die Augen. Du verstehst. Du weißt, daß du verstehst. Nun ist für dich die Zeit zu vertrauen, wie ich vertraut habe. Dies ist etwas, das ich tun muß. Und ich muß es allein tun.
    Und wenn du nicht zurückkommst? fragte ich gequält.
    Du bist von deinem Besuch in dieser Stadt zurückgekommen. Ich werde zu dir zurückkommen. Geh weiter den Fluß hinauf. Ich werde dich finden. Geh jetzt. Kehr um.
    Während er weiterlief, blieb ich zurück. Sei vorsichtig! Ich sandte ihm den beschwörenden Ruf hinterher, meine Art des Heulens in der Nacht. Schon war er weit weg, unerklärlich fremd; ich sah das Spiel der sehnigen Muskeln unter dem dichten Fell, die waagerechte Rute, die zielstrebige Entschlossenheit ausdrückte. Ich mußte all meine Willenskraft aufbieten, um ihm nicht nachzurufen Komm zurück!, ihn nicht anzuflehen Laß mich nicht allein!
    Mit geballten

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