Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
wissen.
Nathan, der es kaum erwarten konnte, endlich zur Sache zu kommen, beugte sich vor. »Erinnert ihr euch noch an den stämmigen Regenten in der roten Jacke auf dem Empfang gestern, der wissen wollte, ob uns ein prophetisches Ereignis bevorsteht?«
Richard gähnte. »Dieser Mann, der behauptete, unsere Zukunft sei in der Vergangenheit verankert, und die wiederum sei in Teilen eine Prophezeiung? All dieser verquaste Unsinn?«
»Genau den meine ich.«
Richard fuhr sich müde durchs Gesicht. »Er beharrte ziemlich nachdrücklich darauf, dass alle ganz versessen darauf seien, etwas über meine Deutung der Prophezeiung zu erfahren, und was uns die Zukunft bringen wird. Vermutlich kann er es kaum erwarten, dass ich mich mit ihm und den anderen treffe, um ihnen die Zukunft zu offenbaren.«
»Nicht ganz«, meinte Nathan. »Heute früh hatte er selbst eine Vision.«
Richard straffte sich, sein Blick bekam einen argwöhnischen Zug. »Mir war gar nicht bewusst, dass einer der Abgesandten auch nur mit einem bescheidenen Talent für diese Dinge ausgestattet ist.«
Nathan beugte sich näher. »Ist er auch nicht, das ist ja das Merkwürdige. Nach Aussage seiner Berater hat er noch nie zuvor eine Prophezeiung abgegeben. Wohl sei er schon immer davon fasziniert gewesen und habe Leute aufgesucht, die behaupteten, die Zukunft weissagen zu können, er selbst habe jedoch nie eine solche Begabung gezeigt.«
»Und worum ging es nun bei dieser seiner so bedeutenden Prophezeiung?«
»Er sagte nur, er hätte eine Vision gehabt.«
»Aber er hat sie nicht offenbart, er hat nicht gesagt, was er gesehen hat?«, fragte Kahlan.
»Nein. Er erklärte lediglich seinen Beratern, er hätte gesehen, was die Zukunft bringen wird. Normalerweise, sagen sie, sei er gesprächig, nach seiner Vision hingegen sei er ungewöhnlich still gewesen und habe verstört gewirkt.«
»Wenn er nicht gesagt hat, um welche Art von Prophezeiungen es sich handelt, was ist dann daran so bedeutungsvoll?« Richard fuhr sich wiederholt mit der Hand durchs Gesicht. »Und überhaupt, woher sollen wir wissen, dass er die Wahrheit sagt?«
»Das können wir wohl nicht, nehme ich an. Aber nachdem er seinen Beratern von seiner Vision erzählt hatte, ist er, nur mit seinem Nachtgewand bekleidet, mitten in das Unwetter hinausgewandert und hat sich von der Hochebene gestürzt.«
»Er hat sich umgebracht?« Richard starrte den Propheten offenen Mundes an. »Ohne ein Wort über den Inhalt seiner Vision zu verlieren?«
»Ohne ein Sterbenswörtchen«, bestätigte Nathan.
Richard atmete tief durch, während er sich das traurige Ende des Herrschers durch den Kopf gehen ließ. »Tja, ich schätze, dann hatte Cara wohl recht, es war ein ereignisreicher Morgen.«
»Ich fürchte, das ist noch nicht alles, Lord Rahl«, sagte Benjamin. »Nach dem unerklärlichen Verhalten des Herrschers und der beiden Frauen gestern, die, nachdem sie eine Vision hatten, ihre Kinder umgebracht haben, schlug ich Nathan vor, sämtliche Personen zu überprüfen, die in der Vergangenheit eine Neigung zu Visionen haben erkennen lassen, auch wenn es sich nur um ein minder ausgeprägtes Talent handelt.«
Richard sah wieder zu Nathan. »Es gibt noch mehr davon?«
Nathan zuckte die Achseln. »Ich kenne schließlich nicht jeden, der im Palast wohnt; es lässt sich unmöglich sagen, wie viele von ihnen womöglich bereits kleinere Vorahnungen gehabt haben. Allerdings kenne ich einen Mann, der behauptet, gelegentlich künftige Ereignisse vorhersehen zu können. Ich habe das nie überprüft, habe also keine Ahnung, ob es zutrifft und er tatsächlich die Wahrheit sagt. Aber in Anbetracht der jüngsten Ereignisse hielt ich es für das Beste, ihm einen Besuch abzustatten.«
Richard nickte nachdenklich. »Vernünftige Idee.«
»Als wir bei seinem Quartier anlangten«, griff Benjamin seine Geschichte wieder auf, »hörten wir von drinnen Schreie. Wir schlugen die Tür ein und sahen, dass er seine Frau zu Boden geworfen hatte und rittlings auf ihr hockte. Sie wehrte sich heftig und versuchte mit aller Kraft, ihn herunterzustoßen. Der Mann hatte ein Messer in der Hand und versuchte, sie umzubringen. In der Ecke kauerten drei vor Entsetzen schreiende Kinder, die, so mein Eindruck, nur darauf warteten, dass sie ebenfalls umgebracht wurden.«
Mit einer Handbewegung unterband Nathan die seiner Ansicht nach etwas übertrieben dramatische Darstellung der Geschichte. »Es war ja noch gar nichts passiert. Als der Mann
Weitere Kostenlose Bücher