Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
denke, durch den Blitzeinschlag ist die Unterkonstruktion so weit in Mitleidenschaft gezogen worden, dass das Gewicht der herabstürzenden Schneemassen die beschädigte Stelle hat einbrechen lassen, aber alles Übrige ist anscheinend stabil. Siehst du, dort? Der Blitz ist an der schwächsten Stelle der Gewölbedecke eingeschlagen, genau zwischen zwei massiven Bogen.«
Kahlan kam vorsichtig näher, bis sie unmittelbar hinter ihm stand. »Bist du sicher?«
»Ziemlich.« Richard ging in die Hocke, streckte die Fackel weiter vor und versuchte zu erkennen, was sich weiter unten befand. Entgegen seiner Erwartung handelte es sich nicht um einen zum eigentlichen Palast gehörenden Raum.
»Schau, dort«, sagte er und wies auf die linke Innenseite des Lochs. »Da drüben sind Stufen.«
Die Stirn gerunzelt, beugte sich Kahlan noch ein Stück weiter vor. »Aber hier oben gab es keinerlei Öffnung für eine Treppe.«
»Du hast recht. Allem Anschein nach existierte irgendwann einmal eine Treppe bis hinauf in den Garten des Lebens, die jedoch zugemauert wurde.«
»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Kahlan. »Dieser Raum hier ist ganz bewusst als Dämmfeld konstruiert worden. Ihn nachträglich von unten zu verschließen, das wäre doch vollkommen unlogisch. Und überhaupt, da es sich um ein Dämmfeld handelt, ergibt es auch keinen Sinn, dass es jemals eine Treppe gegeben haben soll, denn ihr Zugang hätte das Feld nur geschwächt.«
»Es mag keinen Sinn ergeben, aber so sieht es nun mal aus.«
»Es sei denn, was immer sich dort unten befindet, liegt ebenfalls noch innerhalb des Dämmfelds«, dachte sie laut nach. »Oder tat dies früher einmal.«
Richard schob sich noch näher an das Loch heran. Der noch vorhandene Teil des von den Bogen eines darunterliegenden Gewölbesystems gehaltene Fußboden schien ihn zu tragen. »Gut möglich, dass die Stufen einst bis hinauf in den Garten des Lebens geführt haben, jetzt allerdings enden sie in einem Absatz. Siehst du, dort. Sie reichen gar nicht mehr bis ganz nach oben. Das würde ich mir gerne näher ansehen.«
Kahlan schüttelte den Kopf. »Bis zu dem Treppenabsatz ist es viel zu tief für einen Sprung.«
Richard erhob sich, streckte die Fackel vor und besah sich das Ganze. Dann wies er auf einen Schuppen. »Da drüben bewahren die Leute, die sich um den Garten kümmern, ihre Gerätschaften auf. Die Bäume hier müssen immer wieder beschnitten werden, damit sie nicht verwildern, also muss es dort eine Leiter geben.«
Als er die Tür aufzog, sah er, dass es tatsächlich eine gab, aus Holz. Er reichte Kahlan die Fackel. Obwohl die Leiter schwer war, konnte er sie allein tragen.
Am Loch angekommen, ließ er die Leiter an der Seite hinuntergleiten, bis sie auf dem Treppenabsatz zu stehen kam. Sie überragte den Oberrand des Lochs gerade weit genug, um einen guten Halt zu bieten.
Er blickte nach oben, durch die schartige Öffnung im Glasdach. Schneeflocken rieselten herab, der Wind jedoch war im Begriff abzuflauen. Schon waren die ersten Wolkenlücken zu sehen, und dahinter die Sterne. Das Unwetter neigte sich dem Ende zu.
»Ich schlage vor, du wartest hier«, sagte er und machte sich an den Abstieg.
»Na klar«, sagte sie, »das könnte dir so passen.«
»Gut, dann warte wenigstens, bis ich unten auf dem Absatz angekommen bin und mich überzeugen kann, dass die Stufen sicher sind.«
Zumindest damit erklärte sie sich einverstanden. Die Fackel in der Hand, stand sie, sich vorsichtig abstützend, am Rand des Lochs auf einem eben erst freigelegten Steinquader und spähte hinab, um zuzusehen, wie er die Leiter hinabkletterte. Als er zu ihr hochschaute, erinnerten ihn die herausgelösten Granitblöcke an eine missgestaltete Zahnreihe; beinahe so, als würde er soeben vom Schlund eines steinernen Monsters verschlungen.
Dann trat er von der Leiter herunter; seine unmittelbare Umgebung wurde vom grünlichen Schimmer einer in einer Eisenhalterung liegenden, bei Annäherung aufleuchtenden Glaskugellampe erhellt. Diese uralten Apparate hatte er schon mehrfach gesehen; unter anderem wurden sie zur Beleuchtung verschiedener Bereiche im Palast des Volkes oder auch in den unteren Gefilden der Burg der Zauberer benutzt. In erster Linie glichen sie einer massiven Glaskugel, die jedoch mit uralter Magie versehen war, so dass sie, sobald sich ein mit der Gabe Gesegneter ihnen näherte, zu leuchten begannen.
Als er die schwere Glaskugel aus der Halterung hob, nahm das von ihr verströmte Licht
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