Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
veränderte sich das. Trotz der langen Zeit, in der sie sich darauf hatten einstellen können, und trotz der starken Bande, die der Handel zwischen ihnen zu knüpfen vermochte, war die Zahl derjenigen, die sich fragten, was hinter dem Nebel lag und ob man es nicht doch irgendwie erreichen konnte, immer mehr gewachsen. Die Kinder des Hawk waren schließlich nur eine Schöpfung der Menschen, und die anderen Rassen hingen nicht ihrem Glauben an. Dies war einer der Gründe, warum sich zwischen den Völkern Spannungen aufgebaut hatten. Die Elfen hielten es beispielsweise für ihre Pflicht, in die Welt hinauszuziehen und sie wieder zu dem zu machen, was sie vor den verheerenden Zerstörungen durch die Großen Kriege einmal gewesen war. Die Echsen waren Nomaden, und die Spinnen lebten äußerst zurückgezogen. Auch wenn sie sich in ihr Schicksal fügten, passten diese unterschiedlichen Lebensweisen nur schlecht zusammen. Ihr Netzwerk aus Allianzen und wechselseitigen Abhängigkeiten würde im selben Moment auseinanderbrechen, in dem sie entdeckten, dass die Nebel sich auflösten.
Und sie werden sich mit Sicherheit auflösen, dachte Prue, falls der Graue die gegenwärtige Entwicklung richtig einschätzt.
»Ich habe nachgedacht«, sagte Prue unvermittelt. Sie stellten gerade die letzten abgewaschenen Teller weg, die noch in der Spüle standen. »Vielleicht sollten wir unseren Plan noch einmal überdenken, vor dem Rat zu reden.«
Diesen Vorschlag gerade von ihr zu hören überraschte Pan sehr, weil er so wenig ihrem Charakter entsprach. Einen Moment starrte er sie nur an.
»Schau mich nicht so an!« Sie verzog das Gesicht. »Mir gefällt die Idee auch nicht besonders. Aber vielleicht wäre es besser, Trows Vorschlag zu beherzigen und abzuwarten, was geschieht. Wenn wir jetzt das Falsche sagen, könnten wir uns damit eine Menge Ärger einhandeln.«
Sie hatte natürlich Recht, aber das hatten sie von Anfang an gewusst.
»Du hast mit Bantry gesprochen, oder?«, erkundigte er sich.
»Er kam gestern an meine Tür, nachdem er mit dir gesprochen hatte.«
»Ich hoffe, du hast ihn nicht hereingelassen.«
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Er ist nicht gefährlich, Pan. Und nein, ich habe ihn nicht hereingelassen. Dafür war es zu spät, und außerdem war ich müde. Aber ich habe mir angehört, was er zu sagen hatte, und seine Worte klingen durchaus logisch. Ganz gleich was er sonst sein mag, dumm ist er nicht. Er sieht die Dinge ziemlich klar. Und er hat Recht, was Skeal Eile angeht. Es ist gefährlich, die Lehren des Seraphen in Zweifel zu ziehen. Das weißt du.«
Pan hatte die Gerüchte gehört. Alle, die dem Seraphen widersprachen, änderten am Ende ihre Meinung. Einigen wurde ihre Verbannung aus der Gemeinschaft angedroht. Etliche erlitten bedauerliche Unfälle. Andere verschwanden ganz und gar aus dem Tal. Er blickte auf den Teller, den er immer noch in den Händen hielt, und stellte ihn vorsichtig ab. »Ich habe nicht vor, seine Lehren oder seinen Glauben in Frage zu stellen. Ich habe nicht vor, irgendetwas anderes zu tun, als einfach nur zu wiederholen, was uns Sider Ament erzählt hat. Ich habe dem Grauen versprochen, seine Warnung weiterzugeben, das ist alles.«
»Ich kenne dich. Dabei wird es nicht bleiben. Man wird deine Geschichte anzweifeln, und du wirst dich zur Wehr setzen. Aber das wird dir nichts nützen, denn das macht alles nur noch schlimmer.«
Er seufzte. »Also willst du, dass ich gar nichts unternehme, Prue? Das klingt nicht nach dir.«
»Ich möchte, dass du über die Idee nachdenkst, Trow um Fährtenleser zu bitten, die hinauf zu den Pässen steigen, die Barrieren überprüfen und nach Beweisen suchen sollen, die unsere Geschichte belegen. Wenn wir Beweise in Händen hätten, hätten wir bessere Chancen, vor den Rat treten und unsere Sache vortragen zu können, ohne als Kinder abgetan zu werden.«
»Glaubst du denn, dass man uns so einschätzt?«
Sie nickte langsam. »Das glaube ich.«
Er sagte eine Weile nichts und dachte darüber nach. »Vielleicht hast du Recht. Aber ich kann jetzt nicht kneifen, nur weil ich Angst davor habe, was die Leute hinterher von mir denken könnten. Nicht wenn es so wichtig ist. Und selbst wenn ich nur einige wenige dazu bewegen kann einzugestehen, dass vielleicht doch etwas an dem dran ist, was Sider Ament sagt, hätte sich der Versuch schon gelohnt.«
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest. Das habe ich
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