Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Wäldern, an diese Schattengestalt mit dem Licht, das in ihr brannte, und sie kam zu dem Schluss, dass es keineswegs ihre Fantasie oder eine Halluzination gewesen war. Es war etwas vollkommen anderes gewesen. Sider, der nach ihr tastete, der sie in Sicherheit brachte, selbst nach seinem Tod. Sie war sich nicht einmal im Klaren, ob sie so etwas rational überhaupt für möglich hielt, aber jedenfalls fühlte sie es.
    Sie ließ die bewaldete Talsohle hinter sich und stieg zu den Hängen mit ihren verstreuten Gehöften hinauf. Siders Haus war zwar verlassen, doch ein anderer Bauer hatte die Felder seiner Eltern übernommen, bestellte und bebaute sie wie seine eigenen. Sider hatte nie etwas gesagt oder etwa eine Entschädigung verlangt, sondern die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Dieser Bauer und seine Frau hatten bereits neben ihm gewohnt, als Sider mit dem vorherigen Träger des schwarzen Stabes davongegangen war. Nachdem seine Eltern starben, stand das Haus leer und verfiel allmählich. Sider war niemals dorthin zurückgekehrt, jedenfalls nicht, soweit irgendjemand wusste. Typisch für ihn, dachte Aislinne. Er war nie zu irgendetwas zurückgekehrt. Die Vergangenheit war nie interessant für ihn.
    Doch jetzt war diese Vergangenheit für sie von großer Bedeutung.
    Wenn sie überhaupt irgendwo Sicherheit finden konnte, dann hier.
    Sie hielt immer noch nach dem Dämon Ausschau, hatte immer noch Angst, dass er sie finden könnte, während sie zügig bergauf ging, die Grenze von Siders altem Grundstück erreichte und die frisch bestellten Felder sah, hinter denen die Ruine seines Hauses stand. Sie näherte sich ihr vorsichtig, sich sehr wohl bewusst, dass sie nicht bewaffnet war und dass sie auch keinerlei Selbstverteidigungskünste beherrschte. Aber das Gebäude war dunkel und stumm und, wie sich herausstellte, leer. Mäuse und Ratten und ein paar brütende Vögel wohnten jetzt hier, aber etwas Gefährlicheres war nicht zu sehen.
    Aislinne trat durch die gähnende Türöffnung ins Haus – die Tür selbst war schon lange vermodert – und wartete dann, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie lauschte den Geräuschen von Flügelschlägen und kratzenden Krallen, dann ging sie durch das winzige Wohnzimmer, vorbei an der kleinen Küche und in den Raum auf der Rückseite des Hauses, der einst Siders Zimmer gewesen war.
    Dort blieb sie erneut stehen. Das Mondlicht schien durch das offene Fenster, beleuchtete ein Bett, an dessen Fußende eine Kiste stand, einen kleinen Tisch und einen Stuhl. Mehr gab es nicht, und selbst diese Relikte waren zersplittert, zerbrochen und vollkommen leer. Es waren die Knochen eines anderen Lebens, ein Skelett besserer Zeiten … und der Anblick trieb ihr erneut Tränen in die Augen.
    Sie wischte sie jedoch weg, atmete tief durch und trat in eine Ecke. Die Bodendielen, die das Versteck verbargen, das Sider eigenhändig gebaut hatte, waren noch da. Sie fand die raffiniert getarnten Fingermulden, löste die kleinen, hölzernen Riegel und hob die Bretter ab.
    Darunter fand sie, wonach sie gesucht hatte: ein zwei Meter langes Bündel, in Segeltuch eingewickelt und mit Lederriemen verschnürt. Es lag noch genau dort, wo Sider es vor all den Jahren verstaut hatte. Sie hob es aus seinem Versteck, legte es auf den Boden und öffnete die Riemen.
    Aislinne schnappte nach Luft. Es war alles da. Vor ihr auf dem Segeltuch lagen ein Bogen aus Eschenholz und ein Köcher mit Pfeilen, deren Spitzen aus Stahl bestanden. Sider hatte sie selbst angefertigt, hatte das Holz ausgesucht, den Bogen geschnitzt, jeden einzelnen Schaft, hatte die Sehne geflochten, die Metallspitzen beim Dorfschmied geschmiedet, den Köcher genäht und auch die Bogenhülle. All das hatte er gemacht, kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, und er hatte ihr auch gezeigt, wie man den Bogen benutzte. Er konnte sehr gut mit dem Bogen umgehen, sie jedoch war noch besser. Eines Tages, hatte er zu ihr gesagt, wenn wir verheiratet sind, gehört das alles dir. Das ist mein Hochzeitsgeschenk.
    Er hatte versucht, ihr den Bogen auch zu geben, als klar war, dass es keine Hochzeit geben würde, aber sie hatte sich geweigert, das Geschenk anzunehmen. Trotzdem hatte sie die Waffe niemals vergessen. Sie wusste, wo er sie versteckt hatte, war dabei gewesen, als er dieses Versteck gebaut hatte, um sie sicher zu verwahren. Sie hatte nicht gewusst, ob sie den Bogen noch vorfinden würde, aber immerhin hatte Sider niemals eine andere

Weitere Kostenlose Bücher