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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verloren hatte oder finden mochte. Sie hatte sich zu einer Gefährtin entwickelt, einer lebendigen Versicherung, dass in dem, was sie taten, ein Sinn lag. Die Taube repräsentierte ihre gemeinsame Verbindung zu Panterra, ihre Verpflichtung, ihn zu beschützen, damit er seine Pflichten als neuer Träger des schwarzen Stabes erfüllen konnte.
    Es mochte eine merkwürdige Art und Weise sein, die Lage zu betrachten, als wäre es eine Überzeugung, die aus heißer Luft, Glauben und Versprechungen gewonnen war. Und doch fühlte sie sich real und beinahe greifbar an. Als sie die Taube sah, die vor ihr flog, nach Pan suchte, was sie in ihrem Innersten glaubte, erfüllte sie ein Gefühl, das unverkennbar Hoffnung war.
    Mittlerweile war es später Nachmittag geworden und sie stiegen die bewaldeten Hänge hinauf zu den Gipfeln der Berge. Während die Sonne immer weiter auf ihrer Bahn nach Westen zog, wurde die Luft kühl und frisch, und jetzt stießen sie auf die ersten Nachzügler der Evakuierung von Glensk Wood. Zunächst waren es ein paar alte Leute, die den Hügel hinabhumpelten, sich gegenseitig stützten, die Köpfe gesenkt, die Körper verkrümmt. Die Mienen ihrer Gesichter waren bestürzt, und ihre Stimmen waren von Bitterkeit durchdrungen.
    »Sie haben uns verlassen, das haben sie getan. Sie haben uns einfach wie Abfall weggeworfen.«
    »Sie haben uns ohne ein Wort im Stich gelassen.«
    »Sie sind weitergegangen, sogar unsere Kinder. Sie waren herzlos, wollten nicht bei uns bleiben, selbst als wir sie angefleht haben.«
    »Freunde, Nachbarn, alle. Sie alle sprachen nur über den Seraph, der sie zu etwas Wundervollem führen würde, etwas, das direkt vor ihnen läge und auf sie wartete.«
    »Die Zeit würde knapp, sagten sie. Ihnen würde die Zeit davonlaufen.«
    Sie schüttelten die Köpfe und gingen dann weiter. Prue und Aislinne tauschten einen vielsagenden Blick. Das war das Werk des Dämons in seiner Verkleidung als Seraph, der die Dorfbewohner zu irgendeinem imaginären Zufluchtsort führte, wo angeblich der Junge Hawk, der ihre Vorfahren gerettet hatte, auf sie warten würde.
    Schon bald stießen sie auf andere Dorfbewohner, erst nur vereinzelte Personen, dann kleine Gruppen, dann immer größere. Alte, Frauen, Kinder. Es waren auch einige jüngere Männer darunter, die so erschöpft oder verletzt waren, dass sie nicht mehr weitergehen konnten und ihnen selbst der Rückweg schwerfiel. Sie halfen sich jetzt gegenseitig, was Prue als gutes Zeichen wertete, aber sie alle konnten ihre Enttäuschung nicht verbergen, die Trauer, die auf ihnen lastete. Sie hatten das Gefühl, ausgeschlossen worden zu sein. Um das betrogen worden zu sein, was man ihnen verheißen hatte. Sie waren zurückgelassen worden, und vielleicht würde nie wieder jemand zu ihnen zurückkehren und sie holen.
    »Geht einfach nach Hause«, riet Aislinne ihnen allen und versuchte, ihnen Trost zu spenden. »Helft allen, auf die ihr unterwegs stoßt, aber geht nach Hause und bleibt dort. Das hier ist nicht das, was es zu sein scheint. Es ist nichts von dem, was ihr glaubt.«
    Das Mädchen und die Frau gingen weiter und blieben nur immer wieder kurz stehen, um jenen ein Wort des Trostes zu spenden, auf die sie unterwegs stießen. Sie konnten nicht bleiben und ihnen helfen, und sie konnten auch nicht umkehren. Dafür hatten sie keine Zeit. Sie mussten etwas anderes bewerkstelligen, etwas weit Wichtigeres und Notwendigeres.
    Sie mussten einen Weg finden, das ganze Tal zu retten.
    »Aber wie wollen wir das anfangen?«, erkundigte sich Aislinne irgendwann. »Was können wir schon Entscheidendes ausrichten?«
    Prue schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wir müssen tun, was immer wir können, denke ich. Wir müssen es versuchen. Es gibt niemanden sonst, der Pan hilft, und ich werde nicht zulassen, dass er sich dieser Herausforderung allein stellen muss.«
    Mitternacht war bereits verstrichen, als sie den Pass an der Declan-Schlucht erreichten. Der Halbmond war aufgegangen, und die Sterne strahlten hell an einem wolkenlosen Nachthimmel. Sie tauchten das Tal in ihr strahlend weißes Licht. Mittlerweile stießen sie nicht mehr auf Nachzügler oder im Stich gelassene Dorfbewohner; die wenigen, die an dieser Stelle ins Stocken geraten waren, hatten offenbar frische Kraftreserven angezapft, die es ihnen erlaubten weiterzugehen. Der Schlund des Passes gähnte dunkel und leer vor ihnen, als sie sich ihm näherten. Drinnen sahen sie weder Bewegungen noch hörten

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