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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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macht keinen Unterschied, weil ich niemals tun werde, was du möchtest.«
    »Nicht einmal, um das Leben deiner Großmutter zu retten?«
    Phryne wurde blass vor Schreck. Mistral! Wenn sie sich hätte bewegen können, hätte sie ihre Stiefmutter auf der Stelle angegriffen, aber sie war von dieser indirekten Drohung, die in den hinterhältigen Worten der anderen Frau mitschwang, wie gelähmt. Sie musste sich zusammenreißen, um äußerlich ruhig zu bleiben, denn sie spürte instinktiv, wie wichtig das war.
    »Was hast du ihr angetan, Isoeld? Sie ist eine alte Lady, und sie hat nichts mit der Sache zu tun. Sie hat mit meinem Vater kaum gesprochen nach dem Tod meiner Mutter. Das weißt du. Welchen Sinn hätte es also, sie zu bedrohen?«
    »Das sollte sich von selbst verstehen. Ich will, dass du tust, was ich verlange.«
    »Das werde ich nicht. Nicht einmal, um sie zu retten. Sie würde es nicht wollen. Sie würde mich sogar dafür hassen.«
    Ihre Stiefmutter warf dem Ersten Minister einen eindeutig konspirativen Blick zu. »Wenn man entscheiden sollte, dich zum Tod nach Elfischer Tradition zu verurteilen – ein Akt, den ich versuchen werde zu verhindern, obwohl das möglicherweise meinen Einfluss übersteigt – wirst du vielleicht wünschen, dass du etwas weniger … bockig gewesen wärest. Und wenn man jetzt Mistral Belloruus ebenfalls zum Tode verurteilt? Wenn zum Beispiel Beweise gefunden werden, dass sie sich mit dir verschworen hat, um den König zu ermorden? Wenn bekannt wird, dass sie dich zu der Ermordung sogar aufgefordert hat, weil sie wusste, dass du, die nur einen Schritt vom Wahnsinn entfernt war, ihren Vorschlag begierig aufgreifen würdest? Dann wäre ihr Schicksal besiegelt. Denk darüber nach. Die Todesstrafe nach Elfischer Tradition ist etwas, das niemand gerne erleben möchte, egal wie alt er ist. Wie war das noch? Mal sehen … Man fesselt dich am ganzen Körper und begräbt dich mit dem Kopf nach unten im Boden. Aber man erzeugt eine Luftblase um deinen Kopf herum, damit du genügend Zeit hast, über dein böses Verhalten nachzudenken, bevor dir die Luft ausgeht oder die Insekten anfangen, dich aufzufressen. Du und Mistral, ihr werdet Seite an Seite in den Boden gesteckt werden. Vielleicht könnt ihr sogar eure Schreie hören, bevor eure Herzen versagen.«
    Phryne verlor jede Beherrschung und stürzte sich auf die Königin. Sie erreichte Isoeld, bevor Teonette sie aufhalten konnte. Vor Wut kreischend zerfetzte sie das schöne Gesicht ihrer Stiefmutter mit den Fingernägeln und hinterließ blutige Striemen auf beiden Wangen. Sie versetzte ihr auch einige heftige Schläge, bevor Teonette sie wegzerren konnte. Er riss sie hoch und schlug ihr so heftig mit dem Handrücken ins Gesicht, dass sie quer durch das Zimmer flog und gegen die Wand prallte. Ihr drehte sich alles, und sie versuchte aufzustehen, aber der Erste Minister war schon bei ihr und schlug sie immer weiter.
    »Hör auf!«, hörte sie Isoelds Schrei. Die Worte rollten wie ein Echo hinter einer Wand aus Schmerz und grellen Punkten vor ihren Augen. »Wenn du sie umbringst, werden wir sie nie finden! Wir brauchen sie lebend!«
    Die Schläge hörten auf, und sie hörte Teonettes Murmeln, als er von ihr zurücktrat. Sie wollte etwas sagen, sie beschimpfen, und die Worte lagen ihr schon auf der Zunge, aber ihr Mund war voller Blut. Stattdessen blieb sie am Boden liegen, hörte, wie ihre Schritte sich entfernten und die Tür des Lagerraums geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Dann war sie allein.
    Phryne brauchte lange, bis sie genug Kraft gesammelt hatte, um sich aufzusetzen. Sie lehnte sich an die Wand. Ihr war immer noch schwindlig, und ihr Körper wurde von Schmerzen gepeinigt. Alles tat ihr weh, vor allem ihr Gesicht, das Teonette mit beiden Fäusten bearbeitet hatte, bis sie beinahe das Bewusstsein verloren hatte. Sie berührte es vorsichtig mit den Fingerspitzen und zuckte zusammen. Das war keine gute Idee. Sie sollte wohl eine Weile besser nicht in irgendeinen Spiegel blicken.
    Sie wollte unbedingt etwas trinken, aber der Wasserkrug war bei dem Kampf umgekippt und sein Inhalt hatte sich über den Boden ergossen. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, das Wasser vom Boden aufzulecken, verzichtete jedoch darauf. So verzweifelt war sie auch wieder nicht. Noch nicht, aber sie würde es bald sein. Sie spürte das Gefühl der Verzweiflung in sich wachsen, und es ging dabei nicht nur um das Wasser. Sie dachte unaufhörlich an ihre Großmutter,

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