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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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könnten. Gelegentlich kam Erik Anfohrrnus, sprach mit mir, gab mir magische Übungen auf und bereitete mich auf meinen Auftrag vor.« Sie blinzelt. »Eigentlich heiße ich Rinnalka Kathinka Heggemo. Wir Rabenmenschen nehmen den Nachnamen unserer Mutter an. Aber nach allem was vorgefallen war, wollte ich nie wieder Rinnalka Heggemo gerufen werden. So nahm ich meinen zweiten Vornamen, Kathinka, und den Nachnamen meines Vaters, Ebensa, an.«
    »Kathinka Ebensa, neugeboren und bereit, Rache zu üben«, sage ich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht neugeboren. Es gibt nur Zeiten, in denen das Leid noch eben so erträglich ist. Und es gibt Zeiten, in denen das Leid mein Herz zerreißt.«
    Ihre Trauer macht mich unglücklich. Ich ziehe meine Mundwinkel nach oben. »Ich wünschte, Kathinka Ebensa, ich würde dich öfters zum Lachen bringen.«
    »Du hast keinen Humor, Skriek, und du bist nicht witzig. Kein bisschen.« Sie streicht über meinen schuppigen Unterarm. »Es genügt mir, wenn du bei mir bist und mich beschützt. Mehr brauchst du nicht tun.«
    »Mir genügt es aber nicht«, entgegne ich sehr leise.
    »Ich weiß.« Sie drückt mich kurz an sich. »Wir sollten aufstehen und weitergehen.«
25
    Die Morgendämmerung setzt soeben ein, als Kathinka und ich die Festung mit dem hohen Turm erreichen. Über der Brüstung des Eingangstores warten unsere Gefährten. Sie stehen bewegungslos da und starren mit grimmigen Gesichtern zu uns herab. Kein Wort der Begrüßung kommt über ihre Lippen. Kathinka blickt beunruhigt nach oben und seufzt. Ich öffne das Tor und lächle sie aufmunternd an.
    »Sincha wird dir schon nicht den Kopf abreißen«, flüstere ich. Kathinka entgegnet nichts. Mit unbewegter Miene steigt sie die hohen Stufen nach oben und geht langsam Richtung Brüstung. Sie wickelt sich noch fester in meinen Kapuzenmantel, um ganz sicher zu sein, dass sie jegliche Blöße bedeckt. Mit einer fahrigen Geste versucht sie ihre verfilzten Haare zu ordnen.
    Sincha hat die Arme vor ihrer Brust überkreuzt. Ihre grünen Augen fixieren Kathinka beim Näherkommen. Neben der Heerführerin warten Lusona, Basola und Clarina. Vor den Füßen der vier Amazonen liegen Kathinkas Kleider. Eine von ihnen hat sie heute Nacht wohl von der Spitze des Turmes geholt und danach achtlos auf den Steinboden der Brüstung geworfen. Etwas abseits von den Amazonen stehen die harbaischen Zwillinge. Knut stützt sich auf seinen großen Kriegskolben, während Romaldo versucht, einen unbeteiligten Eindruck zu vermitteln, aber das gelingt ihm nicht ganz. Immer wieder zeigt sich ein kleines, hämisches Grinsen in seinen Mundwinkeln.
    Kathinka und ich halten vor Sincha an. Die Heerführerin sagt noch immer kein Wort, doch es ist nicht zu übersehen, dass sie zutiefst verärgert ist. Eine dunkle Wolke kalten Zornes umhüllt sie. Mir tut Kathinka beim Anblick der hageren Amazone leid. Natürlich war es dumm und unvernünftig von ihr, ganz allein und noch dazu mitten in der Nacht den Kampf mit den dunklen Boten zu suchen. Das ist unbestreitbar. Aber Kathinka hat überlebt und die dunklen Boten sind tot, auch dank mir. Das heißt, Kathinkas unvernünftiges Verhalten hat unsere Situation deutlich verbessert. Ich bezweifle aber, dass die anderen das auch so sehen werden. Nun, wie auch immer. Als Paladin ist es nicht nur meine Aufgabe, Kathinka vor drohenden Gefahren von außen zu beschützen, ich muss, wenn es nötig ist, sie auch gegenüber unseren Gefährten verteidigen, mag deren Ärger noch so verständlich und berechtigt sein.
    »Die drei dunklen Boten sind tot«, sage ich daher zu Sincha in das belastende Schweigen hinein, das wie eine Drohung über Kathinka und mir schwebt.
    Sincha wendet ihren Kopf ein winziges Stück nach links und fixiert mich mit ihren grünen Augen. »Skriek, zu dir komme ich später.« Sie löst die überkreuzten Arme vor ihrer Brust und deutet mit ihrem rechten Zeigefinger auf Kathinka. »Sprich, Formwandlerin!«
    Kathinkas Lippen werden noch schmaler. »Skriek hat schon alles gesagt, was es zu sagen gibt, Amazone«, knurrt sie trotzig und unwillig.
    »Es ist noch längst nicht alles gesagt.« Sincha tritt Kathinka einen Schritt entgegen und baut sich vor ihr auf. »Ich bin für unsere Gruppe verantwortlich. Und wir haben einen überaus schwierigen Auftrag zu erfüllen. Erik Anfohrrnus hat dich ausgesucht, um mitzuhelfen, König Angrias zu töten. Meine Königin hat mir befohlen, euch alle sicher nach Yestshire zu bringen.«

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