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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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nicht sicher, ob sie dir vertrauen kann.« Ich setze mich zu Kathinka auf das Schlaflager. Vielleicht ist es unklug, dass ich so offen zu ihr spreche. Aber ich bin ihr Paladin, dass habe ich bei meinem Gott Thurantuh geschworen. Ich möchte keine Geheimnisse vor ihr haben. Und außerdem kann ich mir, trotz meines kurzen Zögerns vorhin, nicht ernsthaft vorstellen, dass Kathinka ein falsches Spiel mit mir treibt.
    »In unserer Gemeinschaft herrscht nur Misstrauen«, seufzt sie.
    »Ich vertraue dir.«
    »Ja, das tust du.« Sie streicht eine Strähne zurück. Mir fällt auf, dass sie, während ich noch unten auf der Brüstung mit Sincha gesprochen habe, ihre Haare gewaschen und gebürstet hat Nun sind sie wieder sauber und glänzen. »Ich glaube, du bist eines der wenigen Wesen, das mir vertraut.« Trauer gleitet über ihr Gesicht. »Eigentlich hat mir außer dir nur mein Vater vertraut. Und der ist tot. Ermordet von König Angrias Schergen.«
    »Erzähl mir vom Herrscher mit der dunklen Maske, Kathinka Ebensa?«
    »Von König Angrias soll ich dir erzählen?«, wundert sie sich.
    »Ja.«
    »Warum, Skriek?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Nun ja, wir wollen ihn töten. Da wäre es doch interessant, mehr über ihn zu wissen.«
    »Wenn du meinst.« Kathinka runzelt die Stirn. »Angrias ist ein Despot. Ein eiskalter Mörder. Ein bösartiger Sadist. Aber das weißt du ja alles schon.«
    »Hast du ihn oft getroffen? Damals, als du in Vinbon für ihn gearbeitet hast?«
    »Getroffen? Nein, so kann man das nicht sagen.« Sie lehnt sich etwas auf dem Lager zurück und richtet ihre Decke. »Angrias residiert täglich im goldenen Saal in Vinbon, der Hauptstadt Ostaliens. Er ist groß und schlank. Fast hager. Er trägt stets dunkle Kleidung, schwarze Handschuhe und ein Rapier an seiner Seite. Sein Gesicht verbirgt eine Maske mit schmalen Augenschlitzen. Hunderte kleine Diamanten sind auf den Stoff der Maske genäht.« Sie schluckt. »König Angrias spricht fast nie. Und niemand darf sich ihm mehr als ein Dutzend Schritte nähern. Ringsum ist eine Leibwache aus Soldaten und Hexern. Ich kam nie näher als fünfzig Meter an ihn heran. Aber auch auf diese Entfernung spürte ich seine Macht. Und seine Grausamkeit.« Sie erschaudert. »Ich erinnere mich noch ganz genau an eine Begebenheit. Es war im Sommer vor vier Jahren. Ein ostalischer Schreiber hatte mich nach Bandonis geschickt, um eine Nachricht zu überbringen. Da es eilte, flog ich, so schnell ich konnte. Stunden später trat ich den Rückflug an und meine Flügel waren mir schwer geworden. Ich landete erschöpft auf einem Giebeldach des herrschaftlichen Palastes, um mich etwas auszuruhen. Da sah ich im Innenhof, wie König Angrias von seinen Wachen eine junge Mutter und ihr Kind gebracht wurden. Er zog ohne ein Wort zu sagen sein Rapier und quälte die beiden eine Weile. Ihre Schreie werde ich nie vergessen. Starr vor Schreck und Abscheu verharrte ich auf dem Giebeldach. Blut floss ohne Unterlass und König Angrias schien das alles sehr zu genießen. Als er schließlich von seinem Tun genug hatte, tötete er die beiden mit zwei schnellen Schlägen seines Rapiers. Einfach nur so, weil ihm gerade danach war. Er ist ein Monster und tut, was ihm gefällt.« Sie blinzelt eine Träne fort.
    »Du hasst ihn wirklich«, sage ich.
    »Meine Leute hasse ich. Und meine Mutter.« Sie beißt nachdenklich auf ihre Unterlippe und wischt über ihre Augen. »Ja, und Angrias hasse ich auch. Er hat die Rabenmenschen verdorben. Durch ihn wurden sie zu Verrätern.«
    Ich blicke aus dem Fenster. Es wird deutlich heller. »Wir sollten versuchen, noch ein wenig zu schlafen, bevor wir aufbrechen.«
    »Ich werde erst wieder gut schlafen, wenn Angrias tot ist«, behauptet Kathinka. Sie kuschelt sich nah an mich und küsst meine Wange. »Noch einmal Danke für alles, Skriek. Gute Nacht, mein Paladin.«
    Sie hat mich schon wieder auf die Wange geküsst! Jetzt kann ich unmöglich einschlafen. Mehrere Stunden liege ich wach und lausche Kathinkas ruhigen und gleichmäßigen Atemzügen.

26
    Gestern sind wir erst gegen Mittag weitergezogen und haben nur mehr wenige Meilen zurückgelegt, da jeder von uns müde und übernächtig gewesen ist. Heute haben wir endlich Karnium hinter uns gelassen und die dicht bewaldeten Hügel Espiens erreicht, die sich laut Sinchas Landkarten von den Mentrischen Almen bis tief in den Süden Richtung Timion und Salur erstrecken. Es gibt eine gepflasterte Handelsstraße, die

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