Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
es längere Zeit sehr skeptisch. »Der Passagierschein wirkt unglaublich echt«, sagt sie schließlich.
»Nun, meine Liebe«, schmunzelt Erik, »das könnte daran liegen, dass der Passagierschein echt ist.«
»Oh.« Sincha ist sichtlich erstaunt. »Wie ist das möglich?«
»Hast du schon vergessen, dass ich ein Zauberer bin?«
»Nein, Erik, wie könnte ich.« Sie gibt ihm das Pergament zurück. Er faltet es wieder sorgfältig zusammen und stopft es in den Lederumschlag zurück. »Ich habe es euch noch nicht gesagt, aber der Rat der Zauberer erteilte mir einen Auftrag, der mich direkt nach Yestshire führt. Ich werde also in einigem Abstand hinter euch herreiten und euch im Auge behalten.«
»Ich habe nicht vergessen, dass du ein Zauberer bist«, sagt Kathinka auf seine Worte von vorhin anspielend. »Aber wie hast du es geschafft, einen Auftrag für Yestshire zu bekommen? Der Rat der Zauberer gilt doch als unbestechlich.«
»Und das ist er leider auch.« Erik seufzt. »Es ist reiner Zufall, dass ich nach Yestshire geschickt werde. Ich muss einen Streit zwischen der Gilde der Kesselflicker und einer Horde Kobolde regeln. Die Kesselflicker behaupten gegenüber dem hohen Rat der Zauberer, dass die Kobolde ihnen minderwertiges Eisen angedreht hätten. Die Kobolde bestreiten dies natürlich vehement.« Er seufzt erneut und ziemlich tief. »Das bedeutet, dass ich hunderte Pfannen, Töpfe und Kesseln vor Ort inspizieren muss.«
»Man kann eben nicht alles haben, alter Mann.« Sincha zeigt ihre Zähne.
»Du sagt es, Amazone.« Erik tritt zum Planwagen und ergreift den prallgefüllten Leinensack, der neben dem Teppichstapel liegt. Mit Schwung wirft er den Sack zu Sincha, die ihn auffängt. »Was ist da drinnen?«, fragt sie neugierig.
»Die Haremskleidung für dich und all die anderen Damen«, erklärt Erik Anfohrrnus ungerührt.
»Was?«, keucht Sincha.
»Amazone, du wirst zusammen mit deinen Kriegerinnen und Kathinka Romaldos Harem bilden.« Er schiebt seinen Schlapphut aus seiner furchigen Stirn und blickt Sincha direkt in die Augen. »Das bedeutet, dass du von nun an einen Schleier tragen wirst und deinen Kopf stets demütig gesenkt hältst, wenn Männer in deiner Nähe sind. Du sprichst nur, wenn du ausdrücklich von deinem Meister«, er deutet auf Romaldo, »dazu aufgefordert wirst.«
»Ich hoffe, du hast dem Zauberer gut zugehört, Amazone«, sagt Romaldo. »Ich bin jetzt dein Munchano, dein Herr und Meister.« Er zieht jede Silbe provozierend langsam und genüsslich in die Länge. Dann zeigt er erneut sein höhnisches, selbstgefälliges Grinsen.
33
Sincha Ankonski blickt zu Erik Anfohrrnus. »Das ist nicht dein Ernst, Zauberer?«
»Leider doch, meine Teuerste. Ich sehe keine andere Möglichkeit, wie ihr ansonsten unbemerkt durch das ostalische Kernland reisen könnt.« Er seufzt. »Glaub mir, Sincha. Ich habe mir monatelang das Hirn zermartert und nach anderen Lösungen gesucht.«
»Und da ist dir nichts Besseres eingefallen?« Sincha tritt so nahe vor Erik hin, dass sich die Nasenspitzen der beiden beinahe berühren. »Ich werde mich nicht als Haremsfrau verkleiden! Niemals!«
»Doch das wirst du.« Der Zauberer klingt nicht mehr ganz so verständnisvoll. »Deine Königin hat dir einen klaren Auftrag erteilt: Du musst nach Yestshire.« Er zeigt mit dem Finger auf Sincha. »Also, zieh die Haremskleider an, verstecke dich mit deinen Kriegerinnen im Inneren des Planwagens und warte geduldig ab, bis Yestshire erreicht ist.«
»Romaldo wird uns jeden Tag verhöhnen!«, begehrt Sincha auf.
»Du kannst den eitlen Prinzen ja töten, wenn alles erledigt ist«, brummt Erik ungehalten.
Romaldo plustert sich auf. »Das ist nicht dein Ernst, Zauberer! Wie kannst du es wagen, die überaus rohe Amazone noch zusätzlich zu ermutigen? Willst du mich tot sehen? Mich, den edlen und großmütigen Prinzen aus Harba?«
»Nun, du Prinz aus Harba«, Erik scheint sich von Romaldos Empörung in keinster Weise beeindrucken zu lassen, »deine arrogante Art ist nicht sehr hilfreich. Du bist unnötig anmaßend und machst es dadurch den Frauen um so schwerer, sich als deine Haremsdamen auszugeben.«
Romaldo und Sincha beginnen gleichzeitig zu reden.
»Ich bin ein Prinz aus edlem Geblüt ...«
»Als Heerführerin verwehre ich mich ...«
»Ich bin nicht hier, um mit euch zu diskutieren! Euer mühsames Geschwätz ist völlig überflüssig!« Erik hebt in einer herrischen Geste die Hand. Seine Augen sind mit einem Schlag hart
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