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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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legt sie ihre Arme um meinen Hals. »Küss mich.«
    Ich denke für einen Moment daran, dass es für unsere Tarnung nicht sehr zuträglich ist, wenn ich Kathinka jetzt hier unter den Eichen küsse. Der Platz ist alles andere als abgeschieden. Wir gehen ein ziemliches Risiko ein, dass wir von einem zufällig vorbeikommenden Nachtschwärmer entdeckt werden. Aber dieser Moment geht schnell vorbei. Ich neige meinen Kopf zu ihr. Sie ist wunderschön. Und jetzt im weichen Sternenlicht erscheint sie mir noch begehrenswert, als sie es ohnehin schon die ganze Zeit über für mich ist. Wir küssen uns lange und zärtlich; und es ist ganz anders als damals, als sie mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen gedrückt hat. Ich wünsche mir mit pochendem Herzen, dass die Zeit für immer still stehen würde.

34
    Sechs Tage sind vergangen. Wir reisen weiter Richtung Südwesten. Vinbon, die ostalische Hauptstadt, haben wir rechter Hand hinter uns liegen gelassen. Als wir an Vinbon in einiger Entfernung vorbeigezogen sind, habe ich vermeint, ein paar Turmspitzen auszumachen. Mehr habe ich von der großen Stadt nicht sehen können, zu viele Meilen liegen zwischen ihr und unserem Weg, den wir auf der Handelsstraße gewählt haben. Meine Gefährten haben nicht einmal die Turmspitzen gesehen, zu schwach sind ihre menschlichen Augen im Vergleich zu meinen skriekischen.
    Sincha hat heute morgen nach dem Studium ihrer Landkarten gemeint, dass wir rechtzeitig zu dem Treffen zwischen König Edwin und König Angrias in Yestshire sein werden. Wir glauben ihr das ohne Widerrede. Die Handelsstraße erlaubt zwar kein schnelles Vorwärtskommen, dazu ist sie zu dicht bevölkert, aber sie ermöglicht es uns doch stetig und ohne große Unterbrechungen unserem Ziel entgegenzuziehen. Seit gestern regnet es unaufhörlich, doch das bremst uns kaum. Die breite, gepflasterte Straße bewahrt uns vor erdigem Schlamm und rutschigen Erdrinnen.
    Ich habe meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und  trabe hinter dem großen Planwagen einher. Immer wieder sind ostalische Wachtrupps und Soldaten zu sehen. Gelegentlich weht entlang der Straße auch eine ostalische Fahne, die den Adler mit dem Schwert in seinen Krallen zeigt. Zwei Mal sind wir in den letzten Tagen von ostalischen Wachtrupps kontrolliert worden. Romaldo hat mit der selbstherrlichen Miene eines harbaischen Teppichhändlers aus Sumanda seinen Passagierschein den Soldaten unter die Nase gehalten und wir konnten augenblicklich unsere Reise wieder fortsetzen. Gelegentlich verwundert es mich ein wenig, wie leicht plötzlich so vieles fällt. Wir bleiben beinahe völlig unbehelligt, von den gelegentlichen Kontrollen der ostalischen Wachtrupps einmal abgesehen. Wir durchqueren, ohne dass wir groß befürchten müssen entdeckt zu werden, das Land Ostalien, dessen Herrscher wir ermorden wollen. Natürlich wissen die Soldaten nicht, was wir vorhaben. Aber nach all den Kämpfen und bösen Überraschungen, die die Reise bis jetzt für uns parat gehabt hat, kommt es mir seltsam vor, dass wir auf keinerlei ernsthaften Probleme stoßen. Nun, mir soll es recht sein! Außerdem habe ich sowieso Mühe, mich auf die Gefahren unserer Reise zu besinnen. Viel zu oft bin ich in Gedanken mit Kathinka beschäftigt. Sechs Tage ist es nun her, dass wir uns unter den uralten Eichen lange und zärtlich geküsst haben. Seither ist Kathinka in keiner Nacht mehr zu mir gekommen. Stundenlang habe ich bangen Herzens und mit großer Sehnsucht auf sie gewartet, aber sie ist bei den Amazonen und dem eitlen Prinzen im Planwagen geblieben. Mehrmals hat es in den letzten Tagen für einen kurzen Moment die Möglichkeit gegeben, dass wir ungestört von den anderen miteinander hätten reden können, aber Kathinka hat mich stets mit so einem seltsam traurigen Blick betrachtet, dass kein Wort über meinen Lippen gekommen ist. Einmal hat sie sogar demonstrativ ihren Zeigefinger auf ihren Mund gelegt, um mir so zu bedeuten, dass sie nicht mit mir darüber sprechen will. Das verwirrt mich. Ich habe in jener Nacht vor sechs Tagen deutlich gespürt, wie wichtig ich Kathinka bin und dass sie sehr viel für mich empfindet. Ihre Küsse sind voll süßer Versprechungen gewesen. Auch bin ich zu sehr ein Skriek, um nicht zu spüren, dass ich Kathinka wirklich am Herzen liege. Da sie aber jetzt nächtens nicht mehr zu mir kommt, mache ich mir eben meine Gedanken. Ich weiß, dass es weder an Romaldo, noch an Sincha und ihren Kriegerinnen liegt, dass Kathinka im

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