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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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teilt Romaldo, um den anderen Reisenden links und rechts von unserem Planwagen überzeugend die Rolle als Munchano vorzuspielen, lautstark seine Haremsdamen ein. Kathinka und Sincha müssen Wasser aus der nahen Quelle holen. Basola und Lusona sind für das Frühstück abgestellt, während Clarina die Kissen und das Bettzeug gut aufzuschütteln hat. Knut befiehlt er, die Pferde, sobald sie sich sattgefressen haben, einzuspannen. Ich erhalte den Auftrag, zusätzliches Feuerholz aus dem Wäldchen zu holen.
    Alle sind wir beschäftigt, als ein Wachtrupp ostalischer Soldaten sich unserem provisorischem Lager nähert. Sie tragen das Zeichen des ostalischen Adlers mit dem Schwert in seinen Krallen auf ihren Wamsen und sind mit Säbeln und Piken bewaffnet. Vor dem Planwagen zügeln sie ihre großen Kriegsrosse und ihr Anführer, ein bulliger Leutnant mittleren Alters, rutscht aus dem Sattel.
    Wir lassen die uns aufgetragenen Arbeiten sein und eilig untertänig zu Romaldo, unserem Munchano. Die Haremsdamen senken ihre Köpfe und drücken sich mit den Rücken gegen die Seitenwand des Planwagens. Knut und ich beziehen, so wie es sich für wohlerzogene Diener gehört, links und rechts von Romaldo Aufstellung. Keiner von uns zeigt Zeichen von Nervosität. Wir sind in letzter Zeit wiederholt kontrolliert worden, sodass sich bereits so etwas wie Routine bei uns eingestellt hat.
    Der Leutnant tritt vor Romaldo hin. »Wer bist du?«
    »Ich bin Gustavo, ein Munchano. Ein Teppichhändler aus Harba.« Mit einer eleganten Bewegung zieht Romaldo den zusammengerollten Passagierschein aus dem weiten Ärmel seines Rüschenhemdes. »Schau nur, werter Leutnant. Der Handelsminister von Vinbon hat mir höchstpersönlich die Erlaubnis gegeben, diese Handelsstraße zu benutzen.«
    »Und wo führt dich deine Reise hin, Gustavo aus Harba?«, fragt der Leutnant. Seine Augen gleiten über die nur sehr spärlich bekleideten Amazonen und Kathinka. Ein gefährliches Funkeln tritt in seine Augen.
    »Ich reise nach Yestshire«, sagt Romaldo.
    »Nach Yestshire, also.« Der Leutnant blickt erneut zu den Frauen. »Zeig mir deine Ladung.«
    »Wie du wünscht.« Romaldo neigt höflich seinen Kopf und bittet den Leutnant, ihm zu folgen. Mit einer weit ausholenden Geste zeigt er auf die übereinandergestapelten Teppiche, die auf der Ladefläche des großen Planwagens liegen. »Bitte schön, mein Herr. Hier siehst du wahre Meisterwerke aus Harba. Teppiche von feinster Qualität. Erschaffen mit Inspiration und vollendeter Handwerkskunst.«
    »Hm. Das mag schon sein.« Der Leutnant ist von der harbaischen Teppichknüpfkunst offensichtlich nur wenig beeindruckt. »Warum sind nur so wenige Teppiche in deinem Planwagen?«
    »Ich komme aus dem Norden. Aus Burgisien. Dort habe ich schon fast die Hälfte meiner Ware verkauft«, erklärt Romaldo.
    Der Blick des Leutnants löst sich von den Teppichen und schweift schon wieder, dieses Mal deutlich begieriger als noch kurz zuvor, über Kathinka und die Amazonen. »Dann bist du also ein reicher Mann, Gustavo aus Harba?«
    »Reich?« Romaldo spreizt in einer anmutigen Geste die Finger seiner rechten Hand. »Nun, werter Leutnant, wer ist heutzutage schon wahrhaftig reich? Ich würde sagen, ich bin nicht arm und leide weder Hunger noch Durst. Doch ich habe ein recht großes Gefolge, das viele Taler kostet.«
    Der Leutnant kratzt sein Kinn und tut so, als ob er sich etwas überlegen müsste. »Überall, Gustavo aus Harba, erzählt man sich von der unübertrefflichen Schönheit harbaischer Haremsdamen. Aber bis auf diese eine mit den zahlreichen Narben«, er deutet mit seinem Finger auf Kathinka, »scheinen mir die anderen doch höchst unansehnliche Frauen zu sein. Sie haben keine rechten Rundungen, so wie es sich für hübsche Frauen gehört. Sie sind zu mager. Und für meinen Geschmack haben sie auch zu viele Sehnen und Muskeln.«
    »Nun, Geschmäcker sind eben verschieden«, murmelt Romaldo und hält plötzlich einen kleinen, ledernen Beutel voller Goldtaler in der Hand. Es klimpert vernehmlich, als der den Beutel dem Leutnant überreicht. »Darf ich dir ein kleines Präsent mit auf den Weg geben?«
    »Das darfst du.« Ebenso schnell wie der Geldbeutel in Romaldos Hand aufgetaucht ist, ebenso schnell verschwindet er in der Rocktasche des Leutnants. »Weißt du, Gustavo, mir scheint jetzt ein recht günstiger Augenblick zu sein, um meine Neugierde zu stillen und meinen Wissenshorizont zu erweitern.« Er grinst anzüglich. »Deine

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