Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
Vom Netzwerk:
Clarina geht es deutlich besser. Ihr Fieber ist fast ganz verschwunden und ihre Beinwunde heilt. Sie wird mit uns weiterziehen können. Die gebrochenen Rippen sind dick einbandagiert. Clarina wird zwar in den nächsten Wochen keinen ernsthaften Kampf führen können, aber sie kann selber gehen. Das sind gute Nachrichten. Dennoch ist die Stimmung in unserem Lager schlecht. Der Kampf zwischen Sincha und Romaldo sitzt allen noch in den Knochen und wir beäugen uns argwöhnisch. Niemand vermag derzeit abzuschätzen, wie sich Romaldos Sieg auf die Gruppe auswirken wird. Er selbst verhält sich beinahe vorbildlich und gibt keinen Anlass zur Klage. Mich macht das noch misstrauischer. Ein Teil von mir mag ja ein gutgläubiger Skriek sein, der wesentlich größere aber, so hoffe ich zumindest, ist der eines wachsamen Nordmannes.
    Und auch Sincha wirkt sehr angespannt und wachsam. Und auch verbittert. Ihr Gesicht ist angeschwollen. Ganz hat sie die Niederlage noch nicht verdaut. Vor einer Weile hat sie uns mitgeteilt, dass wir erst zu Mittag aufbrechen werden. Das lässt uns allen ein wenig Zeit zum Verweilen und so habe mich in den Schatten einer Esche zurückgezogen, froh darüber, ein wenig Abstand zu den anderen zu haben. Kathinka kommt zu mir und setzt sich neben mir in das hohe Gras. »Was machst du da, Skriek?«, fragt sie.
    »Ich baue eine Steinschleuder«, antworte ich.
    »Eine Steinschleuder?«
    »Ja.«
    »Wieso?«, will sie wissen.
    »Wegen der Raben«, erkläre ich. »Als Kind habe ich eine Schleuder gehabt. Eines Tages zielte ich auf eine Möwe. Ich traf sie mitten im Flug mit meinem Stein. Sie war auf der Stelle tot.«
    »Du hast ein Talent zum Töten, Skriek.« Ihre Stimme klingt belegt.
    »Ich bin nicht stolz darauf«, entgegne ich.
    »Das hoffe ich.« Ihr Gesicht verdüstert sich. »Romaldo ist auch gut im Töten.«
    »Ja.« Ich blicke sie an. »Warum kommst du jetzt auf Romaldo?«
    »Ich hatte letzte Nacht einen Traum.« Sie berührt meinen Oberarm. »Ich träumte, dass du gegen Romaldo gekämpft hast. Voller Hass. Voller Zorn. Ohne Gnade.«
    »Wer hat gewonnen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich erwachte, bevor der Traum zu Ende war.« Ihre veilchenblauen Augen sind voll Sorge und ich bin mir nicht sicher, ob sie mir die ganze Wahrheit sagt. »Glaubst du an Träume, mein treuer Paladin?«
    Ich hebe den Kopf und zeige ihr meine vier spitzen Eckzähne. »Kathinka Ebensa«, sage ich. »Meine Mutter war eine Skriek.«
    Sie versteht.
20
    Zwei weitere Tage sind wir durch die Lungerische Ebene Richtung Tor von Santanien gezogen. Bald werden wir auf den Kontinent Euptonien zurückkehren. Wir sind vorsichtig, gehen durch Wälder und kleine Haine und meiden weiterhin die Handelsstraße und ihre ausgetretenen Nebenwege. Die Lungerische Ebene ist voller Gefahren. Niemand sorgt hier für Sicherheit.
    Gestern habe ich aus der Ferne eine Handvoll Skriek gesehen. Sie sind ängstlich eine schmale Furt entlang gegangen. Zwei Kinder haben sie bei sich gehabt. Nur zwei. Das ist zu wenig. Viel zu wenig. Die Skriek sterben aus. Für einen kurzen Moment habe ich bei ihrem Anblick Wehmut verspürt. Und eine gewisse Sehnsucht. Doch dann habe ich mein Stieramulett berührt und meine Gefühle sind in Verachtung und Abscheu umgeschlagen. Wie schwach und ängstlich die Skriek mir doch erschienen sind? Sie folgen ohne Waffen und ohne einen Funken Kampfgeist jahrein, jahraus den Rufen Bahlunas. Ständig sind sie in Sorge und fürchten Verfolgung und Knechtschaft. Das ist doch kein Leben! Zumindest nicht für mich. Ich bin stolz darauf, ein Krieger Thurantuhs zu sein!
    Es wird Abend. Aus Rücksicht auf Clarina haben wir auch heute wieder nur wenige Meilen zurückgelegt. Sie hat sich einen Stock als Stütze geschnitten und humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht über Wurzeln und Steine. Sie hat Schmerzen, aber sie klagt nicht. Sie ist wie alle Amazonen: Hart zu anderen und zu sich selbst.
    Ich gehe hinter Sincha Ankonski. Die beiden Schwellungen in ihrem Gesicht haben sich blau und grün gefärbt. Anfangs habe ich gedacht, dass der Kampf mit Romaldo ihrem Selbstbewusstsein schwer zusetzen und ihre Rolle als Anführerin in Frage stellen könnte. Aber das glaube ich mittlerweile nicht mehr. Sie hat zwar einige Momente gebraucht, um ihre Niederlage wegzustecken, aber sie hat sich schlussendlich nicht unterkriegen lassen. Sie ist eben eine Amazone. Hart zu sich und hart zu anderen. Nun zeigt sie wieder ihr ausdrucksloses, beherrschtes Gesicht, gibt

Weitere Kostenlose Bücher