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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Hüfte gegen die Tischkante, hielt das Messer in der Rechten und mit der Klinge nach unten. »Ich wäre bereit gewesen zu schwören«, sprach sie leise, »dass du vorher wusstest, weswegen ich wirklich in Dsôn Sòmran verurteilt worden bin. Das hätte mir deine angebliche plötzliche Eingebung mit dem Schwur sogar noch besser erklärt. Aber es scheint Zufall zu sein.«
    Wieso wirklich ? Was meint sie damit? Firûsha überlegte. Tirîgon hatte ihr erzählt, dass seine Gefährtin aus Bedrängnis heraus einen bewaffneten Alb getötet habe und dessen Dolch beim Eintreffen der Wachen verschwunden gewesen sei, was sie in den Augen des Rechts zu einer abgefeimten Mörderin machte. Dann belog sie ihn? Oder deckt er sie? Gespannt wartete sie darauf, was nun geschah.
    Marandëi verschloss das kleine Gefäß sorgsam. »Das Schöne ist, dass in unserer Gemeinschaft von Verbrechern, Verzweifelten und Gescheiterten jeder ein Geheimnis eines anderen kennt. Sitzt man dort, wo die Gerüchte zusammenlaufen, erhält man ein vollständiges Bild.«
    »Du vergaßt in deiner Aufzählung die jungen Albae, die in Phondrasôn zu Kriegerinnen und Kriegern werden wollten.«
    »Sie zähle ich zu den Verzweifelten.« Marandëi achtete darauf, dass sie weiterhin Abstand zu Esmonäe hielt.
    »Mh. Ich nehme an, du hörtest Gerüchte über mich?«
    Marandëi nickte. »Einer der Verbrecher berichtete, während ich seine Wunde versorgte, dass er dich kenne und dass er sich in deiner Anwesenheit keine Gedanken über seine Sicherheit machen müsste. Trotz deiner vierzehn Morde an Albae«, führte sie aus.
    Esmonäe lächelte listig. »Ah, die alte Hexe hat die Ohren offen gehalten.«
    »Das sichert das Überleben. Die Unvorbereiteten sterben zuerst.« Marandëi nahm ihren Stab in die Linke. »Ich bin niemals unvorbereitet.«
    »Ich nehme an, der Alb sagte, wen ich ermordete?«
    Sie nickte. »Du hast sehr alte Vertreter unseres Volkes umgebracht, sodass es ein richtiger Verlust für die Gemeinschaft bedeutete, berichtete er. Er konnte mir jedoch nicht erklären, wieso du diese Vorliebe hegst. Er meinte außerdem, du seist verrückt geworden. Die Erklärungen für den Grund, weswegen du deinen Verstand verlorst, wechseln.« Die Hand hielt den Stab im unteren Drittel, Daumen und kleiner Finger lagen auf zwei Runen. »Erkläre mir, warum du die ältesten Albae jagtest.«
    Das sind doch Neuigkeiten! Firûsha nahm an, dass die Cîanai sich für einen Zauber bereithielt. Um sich zu verteidigen oder um ihr Gegenüber zu zwingen, die Wahrheit zu sprechen.
    Esmonäe musterte Marandëi und legte das Messer langsam auf den Tisch, ihre Haltung entspannte sich. »Du musst wissen: Ich bin eine Künstlerin und stehe auf der gleichen Stufe wie Tossàlor«, führte sie aus. »Ich sehe im Vergehen eines unsterblichen Wesens etwas Unglaubliches und Einmaliges, wo kein sonstiges Sterben einer Kreatur mithalten kann. Je älter ein Alb, den ich auslösche, desto mehr gibt es mir. Mein heimlicher Wunsch war es stets, einem der Unauslöschlichen die Kehle aufzuschlitzen!« Die Augen glitzerten voller Wahn. »Die Kinder und ganz Jungen sind sicher vor mir.«
    Firûsha legte in der Kammer eine Hand gegen den Mund. Sie ist verrückt. So verrückt wie Tossàlor! Ich muss Tirîgon vor ihr warnen!
    »Was erschaffst du aus dem, was dir das Sterben eines alten Albs gibt?«
    »Es inspiriert mich zu Bildern.« Esmonäe suchte aus dem Korb, den Firûsha mit nach oben gebracht hatte, ein Stück Obst und rieb über die Schale, roch daran. »In Dsôn hingen die Wände meiner Wohnung voll mit Zeichnungen und Malereien.« Sie hob langsam die rechte Hand und legte den Zeigefinger unterhalb des rechten Auges gegen ihr Antlitz. »Dies hielt ich fest. Ihren Ausdruck, wenn sie starben. Wenn ihre Seele auszog. Wenn sie zu einer Hülle wurden, die erkaltete. Ich bin nicht wie Tossàlor, der sich für die Gebeine unserer Art interessiert. Ich bin nicht gegenständlich.« Esmonäe streckte die Hand nach Marandëis Zügen aus. »Ich halte den Moment fest, in dem die Unsterblichkeit schwindet, Hexe. Wenn du diese Macht spüren könntest, so wie ich es vermag! Eine alte Seele strahlt im Tod förmlich! Sie wärmt die Umgebung, versetzt mich in einen Rausch und … beflügelt mich mehr als der beste Wein, die herrlichste Liebe oder die wundersamsten Tränke. Es gibt nichts Einmaligeres.«
    Das zunehmende Glitzern in den Pupillen verdeutlichte ihren Eifer, ihre krankhafte Besessenheit.
    »Und ich

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